Als ein Mitglied der dorlónischen LandesOrga vor einigen Wochen vorschlug, dass auch die Spieler von Adelscharakteren einen „einfachen“ Dorlónier-Charakter haben sollten, ging ich schon mit einem neuen Konzept schwanger. Zwar habe ich mit Anselm auch einen nicht-adeligen Charakter, doch ist er als Kleriker auch nicht zum einfachen und normalen Volk zu rechnen. Mir schwebte ein Soldat, wenn überhaupt im Rang eines Korporals (dem niedrigsten Rang in Dorlónien), vor.
Das Grundkonzept basierte vom Anfang meiner Überlegungen an darauf, dass es kein Soldat ist, der fast die ganze Zeit über nur in einer Garnison im Kernreich gesessen hat, sondern ein Veteran, eine Frontsau, der außer dem Dienst an vorderster Front wenig kennt. Gläubig (vornehmlich Vashanka), voller Respekt vor dem Adel, der aber lieber mit Seinesgleichen zu tun hat. Im Umgang entsprechend rau und zuweilen ungehobelt-direkt (auch um ihn von Mathras abzugrenzen). Auch, dass es ein Dorlónier sein soll, stand von Anfang an fest.
Recht schnell stand aber auch für mich fest, dass ich den Charakter nicht direkt an einen bespielten Rittercharakter binden möchte. Dass er auf Reisen dem oder den anwesenden Rittern untersteht versteht sich von selbst, aber ich wollte soweit frei sein, dass ich mich überall eingliedern kann – auch ohne mit einem Ritterspieler vorher abstimmen zu müssen, wo und wie und warum. Oder eben auch mal alleine oder in kleiner Gruppe reisen kann. Diese (OT-)Freiheit nehme ich mir – auch wenn das auf das IT-Spiel wenig abfärben wird, denn er ist immer noch ein ersetzbarer Soldat im Lehnssystem.
Meine Überlegungen hinsichtlich seiner Herkunft trafen sich glücklicherweise mit meinen schon lange getätigten Überlegungen die Rittermark Nordwacht stärker auszuarbeiten und ihr mehr Leben einzuhauchen. Da die Marken Nordfrost und Orktrutz noch nicht lange genug bestanden, dass der Soldat seine ganze Dienstzeit dort verbracht haben konnte, brauchte es ein anderes Gebiet, das die ganzen Jahre über immer eine Art „Frontgebiet“ gewesen ist. Und das war die Mark Nordwacht, die das Reich vor den Barbarenstämmen aus dem Norden schützt. Unter anderem mit Grenzbefestigungen in der Barbarenpforte, die durch ein Banner der Markstruppen besetzt werden.
Lange Dienste in der Barbarenpforte. Drei Wochen Wache in einer Feste – und dann nur eine Woche Dienst auf der Burg, bevor es wieder hinaus ging. Wenige Händler, die im Handel mit den Barbaren ihr Glück suchen und zuweilen den Tod fanden. Immer wieder mehr oder weniger große Scharmützel mit den Barbaren. Harte Gegner, an die man im Laufe der Götterläufe etliche Kameraden verliert. Ihre Schamanen, denen man wenig entgegen zu setzen hat, und nur den Aberglauben unter den Frauen und Männern, die sich selber „Wächter des Nordens“ nennen, nährt. Die Ehrhaftigkeit Taphanors gilt wenig in diesem rauen Gebiet, Leylindas Kräfte werden meist bei Verletzungen angerufen, Ceome gilt die Verehrung nur beim Handwerk, einzig Vashanka mit seiner Kampfkraft und bei der ständigen Nähe zum Tod gilt viel unter den Soldaten in der Barbarenpforte.
So ungefähr stelle ich mir das Leben und Denken der Männer und Frauen auf den Grenzbefestigungen vor. Und das wäre der derzeit angedachte Hintergrund für meinen neuen Charakter, der zumindest schon mal einen Vornamen hat: Bernulf. Nur eine Art Nachnamen fehlt noch. Und natürlich Zeug, damit ich nicht nackt rumlaufen muss …
Dabei orientiere ich mich an nordischen Kleidungsstücken aus dem Früh- und beginnenden Hochmittelalter. Ich wiederhole nochmal: „orientiere„! Er erhält eine weite Hose, die entweder in meinen bestehenden Stiefeln steckt oder (wenn ich mal normale IT-Schuhe habe) mit Beinwickeln umbunden ist. Eine Untertunika aus Leinen und eine Tunika aus Wolle stellen die Oberbekleidung dar. Auf den Kopf kommt eine Rusmütze und – im Kampf – ein Helm (alles bis auf den Kopf kann schließlich durch einen Feldscher irgendwie geflickt werden).
Dann hat er natürlich eine Gugel, wobei ich noch nicht sicher bin, ob ich Anselms erste Gugel recycle oder er eine Gugel in den dorlónischen Farben erhält. Denn ich hatte vor auf einen Wappenrock zu verzichten, da man an der Barbarenpforte sicher nicht in Leuchtfarben rumrennt, um den Barbaren einen klaren Hinweis auf seinen Standort zu geben. Für den Mantel werde ich wohl die erste Weste von Anselm (zuletzt von ihm im Februar 2008 getragen) umarbeiten. Sie wird mit Ärmeln, die mit Lederschnüren befestigt sind, zu einem Mantel. Auch die vordere Schließung wird sich von den Haken auf Schnallen oder Schnüre ändern.
Auf dem unteren Foto von Anselm aus dem Dezember 2007 kann man die Gugel und die Weste erkennen. Außerdem die Felle, die auch wieder auf den Mantel drauf kommen. Denn (historisch unkorrekt) wird er gegen die Kälte und als Trophäen einige Felle haben. Vielleicht hat er ja einige davon dem einen oder anderen Gerdoren abgenommen. How!?
Wie man merkt, möchte ich den (finanziellen) Aufwand bei der Kleidung möglichst gering halten. Daher werden von anderen Charakteren abgelegte Kleidungsstücke recycelt. Aber auch einige Stoffe, die ich noch hier rumliegen habe, werden wohl endlich zu Kleidungsstücken umgearbeitet. So der gelbliche Stoff im Fischgrätmuster und der grau-braune Stoff mit dem Webmuster. Und dann mal sehen, was für Stoff noch in der Wohnung lagert, den ich nutzen kann.
Einen einfachen Langgürtel habe ich noch. Eine Umhängetasche ist schnell genäht. Und im Keller liegt ein Tornister („Affe“), in den ich das Zeug rein bekomme, das ein guter Soldat sonst noch braucht: Etwas Verbandszeug, ein Seil, etwas zu Essen, Würfel mit Würfelbecher und – um die langen Wachstunden zu überbrücken – etwas zu trinken.
Im Keller liegt noch ein schönes Sax, das gut zu dem Charakter passt (und das nur eine neue Scheide braucht). Bis ich eine Axt oder sowas habe, muss das Schwert von Mathras als weitere Waffe reichen. Den Schild von Gilda (das runde „Holz“-Schild) oder das von Mathras ginge auch. Jedoch soll seine Primärwaffe eine Armbrust sein – und das wird mir finanziell am stärksten weh tun. Etwas abgemildert jedoch dadurch, dass auch Askir und ggf. Mathras diese Waffe nutzen können. Ergo habe ich wohl noch etwas Zeit mit dem Charakter, denn ich werde ihn erst spielen, wenn ich das Geld für eine Armbrust zusammen habe.
Indessen (ich war gerade eine Zigarette rauchen) ist mir zum Charakter aber auch noch ein anderer Gedanken gekommen. Es entspringt einem Konzept von Ritter Thalion, der seiner Garde auch die Möglichkeit geben wollte unterwegs zu sein, wenn er als Ritter nicht zum Con passt: Er spielt den Waibel der Garde. Alternativ könnte der Nordwachter auch die Nase voll haben von den Barbaren und wünscht sich etwas Abwechslung, als ihm ein Aufruf in die Hände fällt, woraufhin er sich zum Dienst in der Mark Orktrutz meldet. Dort tritt er dann (als Soldat oder Korporal sei mal dahin gestellt) der zweiten Lanze der Firnluchse bei.
Abgesehen davon, dass die Absprache mit dem Ritterspieler unkompliziert ist, hat es auch weitere Vorteile: 1. Die Orktrutzer können gemeinsam auf Con gehen, selbst wenn die Anzahl für ein Ritter mit Gefolge nicht ausreicht. 2. Ich könnte mit den Orktrutzern auch andere Ritter unterstützen (anstatt dann mit zwei Rittern und drei Soldaten dort zu sitzen). 3. Die Orktrutzer könnten auch auf Cons fahren, wo ein Ritter einfach vom Hintergrund nicht hin(ein) passt. 4. Mein Sohn könnte als der Knappe auch mit einigen Soldaten reisen und mit auf Con gehen, selbst wenn es von der Anzahl des Gefolges oder vom Hintergrund mit dem Ritter nicht passend wäre. 5. Die Orktrutzer könnten auch einfach als Leibwächter Kleriker oder Arkanisten begleiten. 6. Dass ein Firnluchs irgendwo hin mitgeschickt wird ist einfacher erklärbar als ein Nordwachter Soldat, der eigentlich auf einer Grenzbefestigung sitzen sollte.
Fazit: Das Grundkonzept steht. Aber einige Ausrüstungssachen sind noch zu machen bzw. zu besorgen und es gibt auch noch einige Konzeptdetails, über die ich nachdenken muss. Und dann muss ich langsam mal anfangen die Larp-Saison 2015 zu planen, denn bisher steht nur ein Dorlónien-Con (mit Mathras) und das Drachenfest (mit Askir) in meinem Kalender …