Schlagwort: Drachenfest

  • Location

    Die Storyline mit dem Hexer wurde letztes Jahr abgeschlossen, so dass es dieses Mal eine neue IT-Location war, an dem das Con stattfand – eine neu erschaffene Welt. Dabei hat dieser Ort dann aber genau so ausgesehen wie Elitawana – selbst die Einteilung der Viertel auf der Zeltplatzwiese war identisch mit der bisher bespielten IT-Location. So konnte zumindest bei mir kein Eindruck einer neuen Welt bzw. eines neuen Ortes entstehen.

    Ich verstehe generell nicht, warum die Veranstaltenden an Schloss Walbeck festhalten. Das Schloss ist sicherlich schön, aber ein Spiel in Stadtvierteln kann zusammen gepfercht auf einer Wiese einfach nicht entstehen und es gibt leider kein ausreichend großes umliegendes Gelände, um dieses in den Plot einzubinden und zu bespielen. Würde mir wünschen, dass man nach Westernohe zurück kehrt, das hier mehr Möglichkeiten bietet.

    Die Sanitäranlagen waren besser als noch bei meinem letzten Besuch 2019, doch leider stand nicht immer genug warmes Wasser zur Verfügung. Doch die Sauberkeit war gut und es war immer Toilettenpapier und Seife vorhanden.

    Dass die Taverne neben kalten Getränken auch Kleinigkeiten zum Essen im Angebot hatte war toll und ermöglicht es Spielenden, die keine Lust oder Möglichkeit zum Kochen haben, sich vor Ort zu versorgen. Nur die immer mal wieder digital abgespielten Lieder durch den Betreiber (Schloss Walbeck) haben gestört – auch wenn diese von „Mittelaltergruppen“ waren. Lieber keine Musik als solche vom Band.

    Plot

    Dass die komplette Plotcrew zwei Wochen vor dem Con abspringt und der Plot meines Wissens nach neu- bzw. umgeschrieben werden musste, war die Schwierigkeit, der sich die Orga dieses Jahr ausgesetzt sah.

    Daraus resultierend fiel auch die Anwesenheit der Fraktion der neuen Welt, welche dem Blauen Drachen folgt, weg. Besonders für die Blaulager-Spielenden ein herber Schlag, der sich leider in die Erfahrungen der letzten ZdLs einreiht, bei denen die Blaugläubigen der ersten Welt fast nie vor Ort waren.

    Mich hat der dann präsentierte Plot in keinster Weise abgeholt und bis zum Schluss hat mein Charakter keine Antwort darauf gefunden, warum er überhaupt dort ist. Emotional hat mich die Geschichte nicht berührt, so dass ich einige Tage als wirklich zäh wahrgenommen habe und mich oftmals einfach habe treiben lassen.

    Entsprechend war das Ende auch nicht dazu geeignet, dass ich danach eine Art Triumph- bzw. Erfolgsgefühl gehabt hätte. Der Sieg wirkte schal …

    Kämpfe und NSCs

    Eine Bedrohungssituation gab es nicht durchgängig, auch wenn einige Kämpfe im gefühlten Ergebnis eng waren. Doch die Kämpfe, die ich mitbekommen habe, waren sicher und es standen bei ihnen schönes Rollenspiel im Vordergrund. Das war primär den motivierten NSCs geschuldet, die etliche schöne theatralische Szenen präsentierten. Besonders die Einzelduelle waren episch und machten Freude beim Zuschauen.

    Auch außerhalb der Kämpfe war das Spiel mit den NSCs in ihren Rollen immer eine Bereicherung und spricht für das Engagement und die Motivation der NSCs, das nicht genug gelobt werden kann. Ein besonderer Gruß geht an dieser Stelle an Eibe und Esche, denen wir am letzten Abend noch versucht haben die Freiheit näher zu bringen.

    Erlebnisse, die bei mir zu „Facepalms“ führten:

    • „Meint Ihr nicht, dass es um 3 Uhr langsam mal reicht mit dem IT?“ ist vielleicht nicht die beste Formulierung, um ein Gespräch anzufangen, bei dem man die gesellige Zusammenkunft in einem Lager kritisieren möchte. Bei einem Ü18- und 24-Stunden-IT-Con muss man meines Erachtens nach zudem damit rechnen, dass es Abends und Nachts zuweilen etwas länger und lauter wird und entsprechend selber vorsorgen.
    • „Ich glaube nicht an die Drachen“ ist bei dem Hintergrund des Cons eher … schwierig. Dass man sie nicht verehrt ist vollkommen in Ordnung, aber ihre Existenz zu leugnen ist auf Grund des Hintergrundes meiner Ansicht nach in diesem Setting unpassend.
    • Mit Gier kennen wir Blaue uns aus, aber in einer auf Situation wie sie beim ZdL immer herrscht für die zur Plotlösung erforderlichen Steine 20 Silber pro Stein zu fordern macht meines Erachtens IT wenig Sinn, wenn man ja von den Drachen gesandt wurde. Manchmal hat man das Gefühl, dass sich einige Leute nicht auf das Setting und den Hintergrund einlassen wollen …

    Erlebnisse, die ich gerne in Erinnerung behalte:

    • Meine Entscheidung das Angebot von Sandra angenommen und bei ihr, der „Cuharenta“ und der „Freedom Alone“ bei den Entdeckern zu lagern hat zu vielen schönen Momenten mit tollen Menschen geführt. Hervorzuheben ist dabei unter anderem das Essen, das Christian (aka Nanashi) gemacht hat.
    • Die Zeit mit Mary, Arktos, Shorty, Wulfgrimm, Khemri und Konrad in der Taverne, während der wir den Entwurf für das Manifest des Sturmpaktes durchgegangen sind.
    • Das Kennenlernen von Kapitän Diego von der „Cuharenta“ und vom anderen Kapitän Diego („Viva la revolution!“) – vielen Dank für das schöne Spiel und die netten Gespräche.
    • Die Torwache der Blauen, die nach schon fünf Minuten durch einen Angriff der verfemten Drachenanhänger endete. Ich hatte mich auf zwei Stunden langweilige Wachschicht eingestellt, aber es war Alles außer das. Gute Grundlage für eine legendäre Geschichte …
    • Der grandiose letzte Abend in unserem Lager. Es gibt Bilder, die ich nie mehr aus meinem Kopf bekommen werde …

    Mein Fazit

    Ich hatte eine schöne Zeit und tolle Momente, die aber bis auf eine Ausnahme nichts mit dem Con und seinem Plot an sich zu tun hatte.

    Ob ich 2025 auf das nächste „Zeit der Legenden“ fahre kann ich noch nicht sagen. Was auch damit zusammenhängt, dass dieses Anfang Oktober und damit außerhalb meiner Zelt-Zeit-Komfortzone liegt …

  • Wieder ein Drachenfest rum. Dieses Mal mit bei mir sehr gemischten Gefühlen.

    Organisation und Lagerplatz

    Das beherrschende Thema, vor allem für das Blaue Lager, war dieses Jahr der Wechsel des Lagerplatzes. Nach über zehn Jahren am gleichen Platz, der auch auf der Webseite nahe der Stadt lokalisiert wurde, war das eine Umstellung. Sowohl für die Blaulageristen, primär die mit körperlichen Einschränkungen oder dem Bedarf von Kühlung der Medikamente, als auch für das LBK. Wäre die Ankündigung des Lagerplatzes erst auf dem Quast bekannt geworden, hätte das zu viel Unmut geführt und Blau wäre dieses Jahr nicht ins Spiel gekommen.

    Wyvern und Kommunikation ist leider ein Widerspruch in sich. Gut, dass der Plan mit den Lagerplätzen zumindest etwa zwei Wochen vor der Veranstaltung raus kam, so dass man etwas Zeit zur Organisation hatte. Generell fände ich es aber zu Vermeidung von Stress wünschenswert, wenn der Plan generell frühzeitig veröffentlicht wird. Die Gefahr von OT Absprachen für Bündnisse halte ich persönlich für gering.

    Nach dem ersten Schock über den Lagerplatzwechsel, der auch durch meine Probleme mit spontanen Veränderungen verursacht wurde, habe ich mich – wie viele Blaulageristen – auf den neuen Lagerplatz gefreut. Weil es manchmal gut ist, wenn man seine Komfortzone verlässt und sich so neue Möglichkeiten und Chancen eröffnet. Das Fest hat diese Annahme bestätigt: die Barrikade kommt auf dem Hügel wunderschön zur Geltung, das Lager ist kompakter und hat nicht mehr den langen Schlauch und beim Regen haben wir festgestellt, dass das Wasser hier schön versickert bzw. abfließt.

    Die Trennung vom Dolch hat dazu geführt, dass der Dolch viel stärker Blau bespielt wurde als die letzten Jahre. Ich glaube manchmal muss man etwas verlieren, um es zu vermissen – weil man es nicht mehr als von den Göttern gegeben ansieht. Viele Aktionen, die sowohl vom Dolch als auch vom Blauen Lager ausgingen, haben die Verbundenheit gezeigt. Auch wenn dadurch oftmals Blaulageristen außerhalb des eigentlichen Lagers gebunden waren. Ich selber habe sechs Stunden als Hüter des Blauen Tisches im Dolch gesessen und möchte mich an dieser Stelle beim Dolch und seiner Crew für die Gastfreundschaft bedanken.

    Der Wechsel des Lagerplatzes mit Grün hat nicht nur für uns eine neue Sicht und eine neue Herangehensweise an das Fest der Drachen ergeben, sondern auch alte, offenbar zementierte Machtblöcke, welche durch die Lage entstanden waren, aufgebrochen. Für uns war von Anfang an (auch am Captains Table) klar, dass wir nicht denselben Machtblock mit den großen benachbarten Lagern machen wollten, was auch gut funktioniert hat.

    Der Weg in die Stadt ist gar nicht so weit, wie ich befürchtet hatte, wenngleich sich der Weg über die Wiese echt ziehen kann. Auf Grund des doch eher regnerischen und kühlen Wetters hat mich die Entfernung zu den Duschen jetzt auch weniger tangiert, als es das bei heißen Temperaturen getan hätte. Die sanitären Anlagen bei uns habe ich als gut und ausreichend empfunden, aber die Verfügbarkeit von Desinfektionsmitteln (in Ermangelung von Seife und fließendem Wasser) an den Toiletten ist ebenso zu verbessern wie die Anzahl der Wasserstellen.

    Was ich aber mal wieder feststellen musste ist, dass die Länge des Drachenfestes nicht ausreicht, um die vielen tollen Menschen und interessanten Angebote zu sehen, die man oft nur einmal im Jahr dort sieht. Wie letztes Jahr votiere ich dafür, dass das Drachenfest gerne einen Tag länger dauern dürfte.

    Bis auf den doch vor allem Morgens demotivierenden Regen und die vorgenannten Kleinigkeiten war Alles gut.

    Die Barrikade des Blauen Lagers auf dem Hügel und eine Teilansicht, unter anderem mit der Flagge der „Kraken“

    Das Blaue Lager

    Anders als letztes Jahr hatte ich nicht das Gefühl, dass ich nach Hause gekommen bin. Erschrocken habe ich festgestellt, dass ich mich zuweilen gefragt habe, ob ich im Blauen Lager noch richtig bin. Es hat sich einfach falsch angefühlt und über mehrere Tage habe ich nicht genau greifen können, wieso. Doch in etlichen Gesprächen habe ich gemerkt, dass es nicht nur mir so ging. Es lief nicht rund, wir als Lager haben nicht harmonisiert, aber primär habe ich das Gefühl, dass das Blaue Lager seinen Ursprung vergessen und seine Seele verloren hat.

    Am letzten Abend habe ich darüber (IT) noch einige Gespräche geführt mit anderen Käptn’s, die offenbar ähnlich denken wie ich (bzw. Askir). Was daraus erwächst wird sich noch zeigen, aber es ist etwas in Bewegung. An verschiedenen Stellen.

    Aber auch eine Entfremdung zwischen Avatar und Libertania sowie dem Lager habe ich in einem Ausmaß festgestellt, wie nie zuvor. Zum Einen war meines Erachtens die Lage des Avatarthrones ungünstig, denn er war vom Tor aus nicht zu sehen und auch nicht an der Lonja (die ich für eine gute Idee erachte, die wir aber noch mehr mit Leben füllen sollten). An sich gehören Lonja, Hafenmeisterei und Avatar zusammen, dahinter anschließend der Kraftplatz. Das nur manchmal genutzt CT-Zelt kann durchaus etwas abseits stehen.

    Askir hat sich auch gefragt, warum er noch dem Ruf des Blauen folgt, wenn dieser dann verlangt, dass acht Captains ihre Hintern entblößen, damit ein Octopus Oktoprologe werden kann. Indessen weiß ich, dass das wohl auf einer Witzidee basiert, aber so kam es via CT bei mir IT an. Warum soll ich für einen Drachen streiten, der mich nicht respektiert, mich sogar lächerlich macht? Leider bin ich nicht mehr dazu gekommen den Avatar oder Libertania direkt darauf anzusprechen.

    Es ist, wie es auch unser Heerführer es in seiner letzten Ansprache formulierte, Zeit für eine Veränderung.

    Der Blaue Avatar und Libertania bei der Ansprache ans Lager vor der großen Schlacht. Photo by me: https://hagenhoppe.com/

    Die Kraken-Crew und unser Lager

    Dieses Mal waren wir nur ein kleiner Besetzung vertreten, was schade war. Für nächstes Jahr hoffe ich, dass die KrakenCrew mit größerer Crewstärke auf dem Drachenfest und im Blauen Lager vertreten sein wird. Durch den Regen war das gemeinsame Kochen auch eingeschränkt, wobei wir generell an der Verteilung der Arbeiten im Lager untereinander noch arbeiten müssen.

    Die „Muräne“, eine von der KrakenCrew 2019 erschaffene Initiative, kam gefühlt gar nicht ans Laufen, obwohl die Voraussetzungen durch die Lage an der großen Wiese optimal gewesen wären. Etliche erfragten täglich das Passwort, aber die Wiese gehörte in der Nacht nicht den Blauen, obwohl es sinnvoll gewesen wäre den Weg zwischen Dolch und Lager zu sichern. Auch hierüber muss ich mir noch mal Gedanken machen.

    Auch bei uns innerhalb lief nicht immer Alles rund, aber es war meine Crew, die mir – gemeinsam mit Spielenden Crews – wenigstens etwas Heimatgefühl gegeben haben. Vielen Dank für die vielen schönen Momente, die wir gemeinsam hatten, und auch für den Support an dem einen Abend, an dem bei mir die Depression zugeschlagen hat.

    Das Kraken-Lager vor dem Regen (danach sah es etwas unordentlicher aus, da wir Sachen unters Segel räumen mussten) und das Symbol der „Muräne“.

    Meine Highlights und besonderen Erlebnisse

    • Die Gesangsrunde während meiner Schicht im Durstigen Dolch mit wundervollen und traditionellen Shanties.
    • Mein Gespräch mit Ava Oddmir – übrigens das erste Mal, das wir miteinander gesprochen haben.

    Zugegeben: eine echt kurze Liste. Auch wenn ich einige schöne Momente hatte mit der Caida-Crew, dem Kapitän der Rotdornen, der Kumpanja, der La Vierge-Crew und Anderen, so blieben die großen Momente doch rar. Was sicher auch an mir und meiner Verfassung und Gefühlslage lag. Whatever: Dieses Jahr haben wir viel vom Sturm gesungen, aber waren nur ein laues Lüftchen.

    Fazit

    Auch wenn ich hinsichtlich meiner Gefühle gegenüber dem Drachenfest und im Besonderen des Blauen Lagers noch immer etwas gedrückt und unbestimmt bin: Ich habe Pläne. Zum einen den Plan zum Drachenfest zurück zu kehren (das Ticket habe ich schon vor Ort gekauft) und auch wieder in das Blaue Lager. Aber auch Pläne im und für das Blaue Lager. Noch unausgereift, aber bis zum nächsten DF haben wir ja noch ein paar Tage Zeit. Ich freue mich aber jetzt schon darauf, dann hoffentlich auch mit einer stärker vertretenen Kraken-Crew.

    Foto von Phil : https://www.philippresch.de/

    Fotos

    Zwischendurch, im speziellen am Samstag zur Endschlacht, habe ich wie üblich meine Kamera heraus geholt und einige Fotos gemacht. Diese Bilder findet man hier.

  • Drei Jahre gab es seuchenbedingt kein Drachenfest. Dafür war es dieses Mal eine Woche lang. Samstags Anreise, Sonntags IT bis zum darauffolgenden Samstag und dann Sonntags wieder Abreise. Also eine Dauer Larp, wie ich sie bisher noch nie hatte.

    Und das nach drei Jahren, in denen ich irgendwann konstatierte, dass ich an sich das Larpen nicht vermisse – nur die vielen tollen Menschen in diesem Hobby. Ich war mir unsicher, ob ich nicht wirklich so langsam zu alt für den Scheiß bin. Für die Organisation und das Basteln im Vorfeld, das Beladen des Autos, der Aufbau, mehrere Tage mit Toiletten- und Duschwagen sowie dem Wetter ausgesetzt Zelten, danach der Abbau, das Ausladen und dann noch das Reinigen und Räumen der Ausrüstung. Uff.

    Auch wenn ich Donnerstags auf dem Drachenfest einen kleinen Hänger hatte und mich nach Hause gewünscht habe, so kann ich nach dieser Woche voller Überzeugung sagen: Ich bin nicht zu alt für den Scheiß! Das Ticket für das Drachenfest 2023 habe ich noch vor Ort gekauft und freue mich schon drauf.

    Das sagt vermutlich schon eine Menge darüber aus, wie ich das Drachenfest 2022 gefunden habe. Aber natürlich geht es auch noch etwas ausführlicher.


    Organisation + Spielleitung, Corona + Sicherheit, Toiletten + Duschen

    Als ich am Samstag gegen 11 Uhr auf dem Quast ankam war ich positiv überraschend, wie schnell der CheckIn ablief. Dafür ein großes Lob, denn ich war schnell am Lagerplatz, konnte Ausladen und das Auto zum Parkplatz fahren, wo engagierte Einweisende darauf achteten, dass kein Platz verschwendet wurde. Der Kontakt, den ich mit der SL, vor allem Lila und Daniel, hatte, war immer nett und freundlich.

    Allen Teilnehmenden war klar, dass in der aktuellen Seuchenlage auch auf dem Drachenfest Infektionen auftreten werden. Selbst mit einer Testung vor dem Con, den Viele eigenverantwortlich gemacht haben, lässt sich das nicht verhindern. Den Umgang durch die SL mit solchen positiven Fällen fand ich der Situation angemessen. Nach einem Fall im Captain’s Table (CT) ist Lila mit mir durchs Lager und wir haben alle Captains informiert, garniert mit Sicherheitshinweisen. Am Freitag gab es dann auch noch für alle einen kostenlosen Test am Orgaplex. Ich fühlte mich in der Sache immer gut betreut und informiert.

    Auf dem Quast im Sommer bedeutet fast immer auch eine Brandgefahr. Dieses Jahr ist es wirklich zu einem Brand gekommen, der aber glücklicherweise „nur“ Sachschäden nach sich zog. Ich hoffe die betroffenen Sturmbrecher haben es gut überstanden. Toll war aber zu sehen, wie nach dem Alarmruf alle Blaulageristen los liefen – entweder Feuerlöscher oder mit Wasser gefüllte Eimer in der Hand -, um zu helfen. In den anderen Lagern war es wohl ebenso. In dem Moment zeigte sich gut, wie Zusammenhalt in Notsituationen funktioniert.

    Als Blaulagerist hat man ja durch die Lage des Lagers den Vorteil nicht nur auf Dixies angewiesen zu sein, sondern Toilettenkabinen zu haben. Leider sind bei der Normung der Kabinengröße offenbar keine Larper mit Geraffel gefragt worden, aber sie waren die meiste Zeit sauber und mit Toilettenpapier bestückt. Und wenn nicht, dann lag das meist daran, dass wohl über Nacht menschliche Schweine in die Toiletten eingefallen sind. Etwas, was man leider wohl nie ändern wird.

    Die Duschen mit ihren Einzelkabinen waren dieses Mal nicht in einem Zelt untergebracht, was ich total begrüßt habe. Denn in dem Zelt war letztes Mal ein drückendes tropisches Klima, das ich nach dem Duschen nicht haben muss. Aber einen Kritikpunkt gibt es: Die Bauzäune zwischen den Duschbereichen waren nicht hoch genug, denn wenn man in der Duschkabine stand konnte man über diese Hinweg sehen in die Kabinen des benachbarten Bereiches. Sonst war ich mit den Duschen trotz der üblichen Abstriche (wenig Druck bei hoher Auslastung) zufrieden.

    Blick von dem Toiletten- und Duschbereich über Aldrach in die Landschaft

    Larp ist bunt!

    Schon vor einigen Jahren hat McOnis dieses Motto ausgegeben und ich finde es toll, dass dieser inklusive Ansatz auch beim Drachenfest immer stärker gelebt wird.

    Schon 2019 gab es einen Duschbereich für Menschen, die nicht dem binären Spektrum angehören. Leider war dieser Duschbereich dieses Jahr mit „Unisex“ ausgezeichnet, was zu Irritationen führte. Bei den OT-Ansprachen wurde zwar darauf hingewiesen, wie das zu verstehen ist, aber ich frage mich, warum es nicht einfach möglich war den Begriff zu überschreiben, um hier für Alle Klarheit zu verschaffen.

    Bei der OT-Ansprache wurde (zumindest im Blauen Lager) auch ganz klar darauf hingewiesen, dass Wyvern eine Null-Toleranz-Politik betreibt, was Rassismus, Sexismus, sexuelle Übergriffe, Homo- und Transfeindlichkeit angeht. Wer sich diesbezüglich daneben benimmt fährt ohne weitere Diskussion heim. Vielen Dank für diese klare Ansage.

    Darüber hinaus gab es im Blauen Lager noch die SafeSpace-Initiative (siehe Foto). Wenn dafür nächstes Jahr noch Hilfe benötigt wird bin ich aus Gründen gerne mit dabei und ich bin sicher auch andere Crewmitglieder der Kraken-Crew. Für diese Initiative habe ich verdammt viel Liebe.

    Auszug aus dem OT-Informationsblatt des Blauen Lagers, das man beim Lager-CheckIn erhielt

    Die neuen Regeln des Wettkampfes

    Dieses Jahr gab es auch neue Wettkampfregeln: kein Eierschieben mehr, je nach Lagergröße bekam man für die Eroberung von Bannern eine unterschiedliche Anzahl von Eiern, jeden Morgen um 9 Uhr erschienen die Banner wieder in ihrem Lager, (zumindest gefühlt) mehr Wettbewerbe, bei denen man zudem mehr Eier gewinnen konnte als bisher – und noch ein paar Kleinigkeiten.

    Als die neuen Regeln eine Woche vor dem DF bekannt gegeben wurden habe ich sie begrüßt, vor allem das Ende des Eierschiebens. So werden über Jahre abgesprochene Großbündnisse vermieden. Auch die Kritik über den Tod der Diplomatie habe ich nicht gesehen und hat sich meiner Einschätzung nach nicht bewahrheitet. Die Diplomatie ist jetzt nur anders. Generell vesprachen für mich die neuen Regeln neue Herausforderungen und Chancen. Eine neue Dynamik, die sich auch daraus ergibt, dass man aus dem Komfortbereich, den man sich mit den alten Regeln und daraus abgeleiteten Abläufen und Strukturen selbst geschaffen hatte.

    Es gibt jedoch zwei Kritikpunkte, die sich auch während des Spiels bewahrheitet haben:

    • Es gab drei kleine Lager (Weiß, Kupfer und Wandel), deren Banner zwar nur je ein Ei wert war, die aber einfach zu erobern waren. Wir Blauen hatten nach dem traditionellen Angriff auf Kupfer schnell entschieden, dass wir die kleinen Lager nur noch bei Provokation (z.B. Diebstahl unserer Belagerungskanone oder Entführung unseres Heerführers) angreifen. IT weil das Drauftreten auf kleine Lager eine Form der Tyrannei ist, OT weil das einfach Niemandem Spaß macht. Stattdessen haben wir eher Feldschlachten mit begrenzter Teilnehmerzahl ausgemacht. Doch grundsätzlich provoziert das Regelwerk etwas das „Farmen“ der kleinen Lager – aber man muss sich vom Regelwerk nicht zwingend dazu provozieren lassen.
    • Die Lagergröße bestimmte, wie viele Eier die Eroberung eines Banners brachte. Von kleinen Lagern ein Ei, von mittleren Lagern zwei Eier und für die Eroberung von Bannern, die in einem großen Lager (Blau und Grün) standen, jeweils drei Eier. Damit soll abgebildet werden, wie schwer oder einfach es ist ein Banner zu erobern. Jedoch ist das weniger von der Lagergröße als von der Anzahl der Kämpfenden und ihrer Ausrüstung abhängig. So war das mittlere Rote Lager diesbezüglich besser aufgestellt als das große Blaue Lager, erst recht aber als das mittlere Graue Lager. An sich sollten sich daher gerechterweise die Belohungseier für Eroberungen eher an die Kampfkraft eines Lagers orientieren, auch wenn mir bewusst ist, dass das im Vorfeld schwierig festzustellen ist.

    Durch viele Wettbewerbe, die zu Eiern führen, und dass bei diesen nun mehr Eier als bisher zu gewinnen sind, ist ein Sieg aber nicht nur vom Schlachtenglück abhängig. Letztendlich ist die Motivation eines Lagers und seiner Spieler:innen viel entscheidender für einen Sieg geworden, über Jahre anhaltende Großbündnisse werden weitgehend verhindert und in der Diplomatie erfordert es auch mal neue Wege zu gehen – ich finde im Großen und Ganzen haben die neuen Regeln das erreicht. Ich begrüße das.

    Die Korallen im Blauen Lager, welche die verdienten Dracheneier aufnehmen (Foto während des Aufbaus)

    Die Kraken-Crew und unser Lager

    Beim DF 2019 hat das Crewspiel aus verschiedenen Gründen, zu dem auch mein Arbeitspensum als CT-Sprecher und das Wetter zählten, nicht funktioniert. Im Vorfeld hatte ich daher entschieden keinen Posten mehr zu übernehmen, um mehr Zeit für die Crew zu haben – aber bekanntermaßen kommt es erstens anders und zweiten als man denkt. Und Beides zusammen hat dieses Jahr überraschend gut funktioniert.

    Meine Crew auf dem Drachenfest 2022 bestand aus der Zahlmeisterin Azinah und der Matrosin Nihal sowie – nur für das DF angeheuert – die Smutje Nia und der Efferd-Geweihte Adario. Gemeinsam haben wir uns am Samstagabend zusammen gesetzt und OT besprochen, wer was vorhat, was man alleine und was wir gemeinsam umsetzen möchten. Vor allem waren wir uns einig, dass alle Vorhaben nur Möglichkeiten und keine Muss-Termine sein werden. Ein gutes und sinnvolles Gespräch, dass wir in der Form auch zukünftig beibehalten werden.

    Nach diesem Gespräch habe ich mich entschieden als Sprecher des CT zu kandidieren und wurde auch zu diesem gewählt. Da ich aber mit Nessa eine gute Stellvertreterin hatte und mich nicht für Aufgaben, die über die eigentlichen Aufgaben hinaus gingen, einspannen ließ, hatte ich daneben noch genug Zeit für Aktionen mit der Crew und entspannte Stunden im Lager unserer Crew.

    Ein Lager, was wir so ausgelegt haben, dass es ein offenes Lager wird, in dem wir gerne Gäste empfangen. Wir hatten Gästebecher dabei und alle Besuchenden haben von uns direkt ungefragt einen Becher Wasser bekommen. Zumindest waren wir bemüht das so zu halten. Schließlich wollen wir mit möglichst vielen Charakteren interagieren, eine schöne Zeit mit alten Freunden haben und neue Freunde kennen lernen.

    Dabei hat uns sehr unsere tolle Lage im Blauen Lager geholfen. An der Hafenmeile mittig zwischen dem Kampfplatz und dem Durstigen Dolch kamen viele Spielende ganz automatisch bei uns vorbei und Viele blieben bei uns, teilweise über Stunden, hängen. Dazu zählten u.a. Konrad Traggut (sowohl mit als auch ohne Sarg), Callisira (die Priesterin des Wandels mit der umwerfenden Singstimme), die Crew der „Aurora“ aus dem Grauen Lager, Kapitänin Viola (unsere stellvertretende Heerführung), Leandra (seit dem Sieg der Orks das erste Mal wieder auf dem DF), Herr Springer von der Presse (Chefredakteur des „Herold“), Briga (auch wenn sie nur einen Tag da war), Brego (mit seinen tollen Geschichten) und viele Andere. Aber Memo an mich: nächstes Jahr mehr von meinem guten weißen Portwein mitnehmen.

    Dass ich eine so schöne Zeit hatte lag natürlich auch an den wundervollen, kommunikativen und empathischen Menschen, die bei diesem DF die KrakenCrew bespielt haben. Vielen Dank für Alles. Mit Euch jedes Mal wieder gerne. <3

    Das Lager der „Kraken“ Crew
    Das Lager der „Kraken“ Crew bei Nacht

    Das Blaue Lager

    Der Hauptgrund trotz all meiner vorherigen Zweifel zum Drachenfest zu fahren waren die vielen tollen Menschen, die ich nur dort sehe. Vor Ort hat es sich auch nach der Rückkehr in eine Art Heimat angefühlt. Erst da habe ich gemerkt, wie sehr mit der Blaue Lager und die wundervollen Mitspielenden gefehlt haben. Euch verdanke ich die wundervolle Zeit, besonders wie ihr mich als Sprecher des CT getragen und zur Verzweiflung getrieben habt.

    Aye, Verzweiflung. Askir war irgendwann zornig und hat dann begonnen im CT auch klare Ansagen zu machen. Auch da ich die Vargberg-Ottajasko wegen des Heerführerpostens angesprochen haben und damit eine Mitschuld hatte, dass Khemri Heerführer wurde, und mich für seinen Frust verantwortlich fühlte.

    Wir hätten gute Chancen auf einen Sieg gehabt. Wir haben unter anderem nicht gesiegt, weil unsere Nachtaktionen gut, aber bannertechnisch nicht erfolgreich waren. Aber vor allem, weil wir insgesamt den Arsch nicht hochbekommen haben. Es sind 250 Kämpfende im Lager, aber Khemir rückte teilweise nur mit fünfzig Leuten aus. Es werden Teilnehmer für den Bogenschützenwettbewerb in einem Turnier ermittelt und ein Teil von ihnen erscheint dann nicht zum Wettbewerb, bei dem Dracheneier zu gewinnen sind. Da kann ich mir IT und OT nur an den Kopf packen.

    Auch die Erwartungshaltung, dass der CT verantwortlich ist die weiter hinten lagernden Crew zu informieren – in ein einem Lager mit Leuten, die sonst immer darauf bestehen frei denken und handeln zu wollen, etwas inkonsequent. Ich frage mich warum die Captains dieser Crew nicht zum CT kommen oder wenn sie dabei sind die Informationen nicht weitergeben können, aber auch, wieso es nicht möglich ist mal bei der Hafenmeisterei die Infos zu erfragen, wenn sie nicht sowieso auf den Tafeln öffentlich einsehbar waren.

    Da mich dies aber trotz zeitweiligem Unverständnis nur Intime geärgert hat war und ist es ein Spielansatz, aber hat die Freude an meiner Zeit im Blauen Lager nicht getrübt.

    Mein großer Respekt geht aber an das Riff und dort besonders an Wick, der mit viel Engagement das Riff geführt hat – bis zur vollständigen Erschöpfung. Aber auch das Spiel mit Kapitänen, mit denen ich bisher weniger zu tun hatte, von denen ich hier stellvertretend Flynn (Polaris) und Dragotor (Rotdornen) nennen möchte, war toll.

    Die ersten Tage war auch wenig Musik im Lager und meistens ist unser Heer ohne Musik ausgerückt. Das war ungewohnt und schade, aber ich hoffe dass die Gründung des Blauen Musikkorps hier Abhilfe schafft.

    Besonders gefreut hat mich, dass die beim letzten DF von der Kraken-Crew gegründete „Muräne“ weiterhin lebt und so viele Crews und einzelne Spielende diese weiterhin mit Leben füllen. Jeden Abend wurde bei uns das Passwort für die nächste Nacht erfragt – und für nächstes Jahr werden wir für die „Muräne“ da etwas mehr organisatorisch vorbereitet haben.

    Es war wieder eine tolle Zeit im Blauen Lager, das mit seinen Menschen zu einer Art Heimat geworden ist. Entsprechend freue ich mich schon auf nächstes Jahr.

    Der Thron des Avatars und Liberatania des Blauen Lager (während des Aufbaus)

    Das Fest der Drachen

    Auch wenn ich mich während der Pandemie über die schlechte Kommunikation von Wyvern geärgert habe und zweifelte, ob ich noch mal aufs Drachenfest fahre, habe ich es nicht bereut. Auch wenn ich mich wiederhole: Die tollen Menschen und die von ihnen geschaffene Atmosphäre machen so viel wett und den Besuch auch dieses Mal zu einem neuen, wundervollen Erlebnis.


    Meine Highlights, besonderen Erlebnisse und einige Erwähnungen

    • Der Überfall auf zwei Crewmitglieder, die daraus resultierende Entführung eines Crewmitglieds, was mich dann auch endlich mal in den wunderschön gestalteten Phextempel geführt hat.
    • Das Ritual der Aventurier, bei dem man mal wieder gesehen hat, wie viele es von uns gibt und dass wir in der Lage sind in zwölfgöttlichen Belangen lagerübergreifend zusammen zu arbeiten.
    • Das Spiel mit den Blutwulfen (im Besonderen Wulfgrimm und Thorgar), das mit einer grundlegenden Bedrohung einherging, ohne aber in einen offenen Konflikt auszuarten, mit dem ich aus psychisch OT-Gründen derzeit schwierig hätte umgehen können. Auch wenn wir vermutlich nie dicke Freunde werden war es schön, wie man trotz Differenzen zum gegenseitigen Nutzen zusammen arbeiten kann.
    • Der Besuch der Wandelpriesterin Callisira, die mir die Aspekte des Wandels erklärt hat, bevor sie an unserem Tisch gesungen und dann mit auf die Suche nach unserem entführten Crewmitglied gegangen ist. Innerhalb weniger Stunden hat sie es auf die Liste der „Geschwister der Kraken“ geschafft.
    • Konrad Traggut, ein blaues Original. „Keine Särge, keine Probleme“ und „Lasst uns einfach mal machen, was auf dem Sarg steht“. Vielen Dank für die vielen schönen Geschichten, den gemeinsamen, traditionellen „Einbruch“ in die Hafenmeisterei (wenn es auch enttäuschend einfach war), die Informationen aus dem „Buchclub“, besonders aber das viele gemeinsam Lachen. Du bist an unserem Tisch jederzeit willkommen.
    • Dass ich als Blauer zur Teestunde der schwarzen Avatarin eingeladen war, war mir eine Ehre. Hatte dort unter anderem ein nettes Gespräch mit einem Barden aus dem schwarzen Lager. Weiß gar nicht, ob er sein Lied noch mal im Durstigen Dolch wiedergegeben hat, denn ich glaube da hätte es für Begeisterung gesorgt.
    • Libertanias Besuch in unserem Lager und ihre interessanten Anmerkungen hinsichtlich der Bündnisse. Ich würde mir wünschen, dass sie öfter zum Reden und Trinken in unserem Lager zu Gast ist. Sie redet, ich höre zu und trinke.
    • Das Spiel mit Leandra und ihre Lieder, die ich so lange vermisst habe. Eine sehr alte Weggefährtin und liebe Freundin von Askir – und von mir OT.
    • Die Vargberg-Ottajasko – mit Euch immer gerne. OT wie IT. Und Aye, ich habe wirklich seltsame Gäste, die am letzten Abend selbst den widerlichen „Weltenbeender“ leer getrunken haben.
    • Ach, es war so viel, dass ich gar nicht Alles aufzählen kann …
    Das Blaue Archiv und die Hafenmeisterei des Blauen Lagers

    Fazit

    Es hat sich gelohnt zum Drachenfest gefahren – trotz vorheriger Bedenken und der Länge. Tatsächlich hat die Dauer sogar zu einer Entschleunigung geführt und zu Zeit, um mal andere Dinge zu erledigen. Daher schließe ich mich den schon vielfach geäußerten Wunsch an, dass das Drachenfest in Zukunft zumindest einen Tag länger dauern möge als bisher.

    Ich freue mich schon auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr in meiner blauen Heimat mit meiner Crew und vielen großartigen Menschen.


    Fotos

    Am Sonntag habe ich zur Ansprache des Avatars, des Blauen Aufmarsches und während der Endschlacht einige Fotos gemacht. Diese findest Du hier: Klick!

  • Nur das dunkle Blau über der Kimm zeugt noch von der untergegangenen Sonne. Müde reibt sich der Kapitän die Augen und dreht seinen Becher mit Portwein zwischen den Fingern. In seinem Raum in Freedom Keep aus blickt er auf die See. Viele Schritt unter der Feste Freedom Keep liegt die „Kraken“ – bereit in den nächsten Tagen zu den Dracheninseln aus zulaufen. Doch noch ist er in Gedanken bei den Ereignissen der letzten Tage, in denen der blaue Drache ihn wieder einmal nach Elitawana gerufen hat.

    Selten zuvor waren diese Tage so anstrengend gewesen – und selten zuvor war er mit einem so guten Gefühl aus Elitawana zurück gekehrt. Nicht nur, weil immer mehr Blaue dem Ruf ihres Drachen folgen, sondern auch, weil sich dieser Aufenthalt endlich nach einem Sieg angefühlt hat und die Hoffnung, den Hexer niederringen zu können, nicht mehr nur ein spärlicher Funke ist, sondern eine warme Glut. Der Kapitän der „Kraken“ nimmt einen Schluck Portwein, bevor er sich seinem schweren Schreibtisch zuwendet und sich in den Ohrensessel fallen lässt. Er blickt auf sein persönliches Logbuch und seufzt. Dieses Mal wird es wohl wirklich ein langer Beitrag werden, den er niederschreiben muss. Viel ist geschehen und viel wurde erreicht.

    Elitawana und der Tempel sind auch fünfzehn Monate nach unserem letzten Besuch nicht gefallen und nach den letzten Tagen habe ich mehr Hoffnung, dass es auch nicht fallen wird. Weitaus mehr Hoffnung, als ich nach meinem letzten Aufenthalt dort hatte. Sicher war es auch ein Verdienst der Anhänger des Blauen Drachen, denn von Anfang an haben wir uns bemüht alle Reisenden aus der zweiten Drachenwelt zu koordinieren. So fanden fast alle Besprechungen bei uns im Lager der „Kraken“ und unserer Freunde – unter anderem von der „Caida de Sol“ und der „La Vierge“ – statt.

    Bei diesen Besprechungen zeigte sich die immer bessere Zusammenarbeit aller Drachenwege für ein gemeinsames Ziel. Hier führten wir soweit möglich alle Aufgaben zusammen und verteilten die Zuständigkeiten. Gegenüber unserem letzten Aufenthalt eine Verbesserung, wenngleich noch immer einige Reisende nicht bereit zu sein scheinen offen über Aufgaben zu reden.

    Dazu zählte die Heilung einiger Hohepriesters des Tempels von Flüchen, zumeist des Hexers. So hatte die silberne Hohepriesterin einen Schatten in sich, welcher wohl aus der zweiten Drachenwelt hergebracht wurde. Der grüne Hohepriester verwandelte sich zusehends in einen Baum. Der kupferne Hohepriester war lethargisch. Bei der Heilung von Letzterem, bei dem Vertreter aller Drachen zu ihm sprachen und sagten, warum er wieder aktiv werden müsse, habe ich den blauen Weg vertreten. Ich habe ihn daran erinnert, dass auch eine auf Freiwilligkeit begründete Crew an Bord eines Schiffes einen Kapitän und damit eine Ordnung braucht. Elitawana braucht einen Käpt’n. Doch ich glaube, dass die Rede des Vertreters des Wandels den Ausschlag gegeben hat – sinngemäß: „Ihr solltet aktiv werden und etwas machen, wenn ihr nicht wollt, dass Jemand wie ich bald auf Eurem Thron sitzt.“.

    Auch wenn es (noch) keinen Blauen Hohepriester gibt, hatten auch wir Blaue eine besondere Aufgabe. Denn nach der ersten Begegnung mit dem Volk aus Karastja bei unserer letzten Reise waren es Vertreter dieses Volkes, die sich an uns wandten. Ihre Hauptstadt war vom Hexer verflucht: nur noch die Kinder waren in der Stadt und die Erwachsenen konnten nicht hinein. Einzig die Zarin am Schrein des Blauen Drachen harrte noch in der Stadt auf. Eine Aufgabe, die wir mit einem Ritual, in dem wir die Saat der Freiheit in die Herzen und Köpfe der Kinder in der Stadt pflanzten, lösten. An dem Platz, an dem Vincenca erschossen wurde, erzählten die Blauen eine Geschichte und viele Kinder aus den verschiedenen Lagern waren involviert. So vermochten sich die Kinder Karastjas selbst zu befreien. Doch wir haben nicht nur Menschen aus der ersten Drachenwelt die Freiheit geschenkt. Wir haben ihnen auch die Macht und den Weg des Blauen Drachen gezeigt. Fortan wird Karastja wohl das erste Land des Blauen Drachen in der ersten Drachenwelt sein. Ich habe die Hoffnung, dass dadurch der Blaue Drache auch schneller erwachen wird.

    Ebenfalls einen Fluch abbekommen hatten die hochrangigen Magier und damit die Herrscherkaste von Norat. Die Norathi hatten ihren Zugang zur Magie verloren und Vielen schienen nicht zu begreifen, dass damit die Gefahr besteht, dass dieses Land sich dem Hexer anschließt, um seine Magie zurück zu erhalten. Unbegreiflich, dass die Vertreter des schwarzen Weges dieses Problem so lange ignoriert haben oder immer Wichtigeres zu tun hatten. Es sollten doch genug Reisende eines Weges da sein, dass sich nicht nur vier Leute um alle Probleme dieses Weges kümmern müssen. Doch bei Schwarz schien es mir, als wäre genau das der Fall. Oder sie sind so organisiert, dass sie nur eine Aufgabe nacheinander angehen und abarbeiten können. Erst in förmlich letzter Sekunde wurde der Zugang der Magie für die Noratis wiederhergestellt und der Verlust des Landes für die Drachen verhindert.

    Die Verfemten, die sich als die wahren Drachenwege bezeichnen, trieben sich natürlich auch überall herum. Noch immer ist es mir unbegreiflich, warum wir Reisende zulassen, dass sie sich frei unter uns bewegen können und nur bei Schlachten angegriffen werden. So wie die Schwarze, die mit einem Wächter einen Reisenden wie einen Hund hinter sich herzog. Er war gefesselt, hatte eine Leine um und offenbar unter dem Einfluss eines Beeinflussungszaubers. Sie waren schon bis in die Taverne gekommen, bis sie an unserem Tisch vorbei kamen. Die folgende Diskussion beendete ich mit einem Kehlenschnitt beim Wächter und wenig später hatten wir den armen Mann, einem Reisenden aus dem grünen Lager, befreit. Auch Dank Lady Marthiana, die den Zauber brechen konnte.

    Der verfemte Silberne hatte zudem Steckbriefe verteilt und auf einige Reisende waren Kopfgelder ausgesetzt. Unter anderem auf mich, weshalb ich die meiste Zeit nicht mehr alleine unterwegs war. Doch ich wusste mich durch Skua und Rahat immer gut geschützt. Leider erging es Schwester Lucretia, die auf einem Steckbrief wegen Hochverrat gesucht wurde, nicht so gut. Sie fiel den Verfemten in die Hände und wurde auf grausamste Weise ermordet. Wenngleich aus dem weißen Lager und Ceridin ist ihr Tod ein Verlust für alle Streiter des Drachen. Ich trauere um sie. Das Gedenken an Vincenca Verani und Schwester Lucretia muss uns Ansporn sein.

    Doch für den Hexer selbst mögen diese Dinge von geringerem Interesse gewesen sein, denn er hatte vor sich einen Sohn, einen Bruder von Aurora zu erschaffen. Ein Ansinnen, das wir leider nicht verhindern konnten. Von langer Hand geplant hatte der Hexer schon die Frau, welche mit Aurora schwanger war, verflucht und ihr einen dunklen Zwilling erschaffen. Doch Arina, die damalige Stimme der Zeit hat dies entdeckt und einer Hebamme aufgetragen diesen dunklen Zwilling zu entfernen – was dies auch tat. Der Hexer fand es heraus, als er die Mutter aufsuchte und diese ihm nur von einem Kind erzählte. In Karastja, dem Geburtsland von Aurora und nun das Land des Blauen Drachen. Er stahl Auroras die Mutterliebe und irgendwann fand er auch die Hebamme und die Urne mit den Überresten des Bruders, welche sich auf Anweisung von Arina verborgen hielten.

    Im Kehrer des Tempels fand er einen willigen Körper, um seinen Sohn wieder zu erschaffen. Wie er es vollbracht hat weiß ich nicht, jedoch gab es einige Rituale seiner Anhänger in Elitawana. Es mag sein, dass diese damit in Zusammenhang stehen, zumal sich nie schnell genug willige Kämpfer zusammen fanden, um diese Rituale zu stören. Auch hatte ich mit der Hebamme, die in Elitawana auftauchte, keinen Kontakt, um sagen zu können, ob man von ihr hat mehr erfahren können. Wie dem auch sei: Er hat nun nicht nur Aurora, sondern auch ihren Bruder. Licht und Dunkelheit.

    Doch obwohl wir dies nicht verhindern konnten, so habe ich mehr Hoffnung als noch in den Jahren und nach den Reisen zuvor. Denn wir vermochten durch Öffnung eines Eisportals den Schneeläufer zu beschwören, der einen Seelensplitter von Aurora in sich trug und beschützte. Es war vor allem Thorgurd und seinen Nordmännern zu verdanken, dass diese Kreatur so schnell niedergerungen wurde. So konnten wir den zweiten Seelensplitter für uns sicherstellen und nur noch einer ist verschollen.

    Skua und ich begleiteten als Teil der Eskorte die Seelenwächterin aus dem Kreis der Tarquun mit dem Seelensplitter in den Tempel. Ich sollte jedoch solche schnellen Läufe zum Tempel nicht zur Gewohnheit werden lassen – es war ja schon das zweite Mal. Nachdem der Splitter im Tempel deponiert war kam die Seelenwächterin hinaus, griff ihre Waffe und sagte, sinngemäß: „Jetzt kann ich endlich Schädel spalten!“. Gemeinsam mit ihr verließen wir den Tempel und schritten der Schlacht entgegen.

    Weit kamen wir nicht, bevor wir von Anhängern des falschen Drachenglaubens gestellt wurden. Die Seelenwächterin stellte sich einem der Krieger, ich griff von der Seite an. Wenig später lag ich, von einem Kriegshammer mehrfach getroffen am Boden und während ich in Ohnmacht fiel klang mir noch das Gebrüll „Du greifst nicht in ein Ehrenduell ein!“ in den Ohren. Ehrenduell – wie ich das hasse. Wer wegen Ehre kämpfen will, der kann sich gerne beim ersten Morgengrauen an einem alten Gemäuer treffen – aber hier gegen den Hexer kämpfen wir um den Sieg. Nur einen Tag vorher konnte ich beobachten, wie wegen eines solchen Zweikampfes vor der Schlachtreihe selbige zerfiel, da gut zwanzig Kämpfer nicht mehr weiter vorrücken konnten. Wenn Ihr Siegen wollt, Ihr Hunde, dann kämpft gefälligst entsprechend!

    Doch es gibt noch einen weiteren Grund für Hoffnung, den wir den Truppen aus Krakant zu verdanken haben. Mit einem Flammenwerfer haben sie tatsächlich den Hexer in Brand gesteckt und zu Boden gezwungen. Es war sein Sohn, der kommen und ihm Kraft schenken musste, damit er die Flammen an seinem Körper ersticken und ihnen entfliehen konnte. Schien der Hexer bisher immer übermächtig und vor jeder Waffe gefeit ist nun klar: Er ist verletzbar. Und was man verletzten kann, das kann man auch töten!

    Aus diesem Grund sehe ich der Zukunft der ersten Drachenwelt hoffnungsvoller entgegen als noch vor einem Jahr. Und wenn der Blaue Drachen wieder der Meinung sein sollte, dass ich bei der Bekämpfung des Hexers hilfreich sein kann, werde ich seinem Ruf folgen. Nein – mehr noch: Ich hoffe auf diesen Ruf, denn das mit dem Hexer sehe ich nach so vielen Jahren als etwas Persönliches an.

    Doch zuerst steht die Fahrt zur Dracheninsel an und ich freue mich schon darauf wieder gemeinsam mit meinen Freunden von „Fortunas Flotte“ zu segeln.


    Kapitän Askir von der See legt den Federkiel beiseite und lehnt sich in seinem Ohrensessel zurück. Er liest sich den Text nochmal durch, während er sich noch ein Glas weißen Portwein genehmigt. Überlegt, ob alles Wesentliche in der Eintragung in seinem privaten Logbuch enthalten ist, bevor er mit einem zufriedenen Nicken das Buch schließt. Bis zum nächsten Eintrag – dann voraussichtlich aber auf hoher See …


    Fotos von Karsten Zingsheim, dem Fotofänger


    Fotos von Andreas Dude (Webseite)

  • Nach meinem IT-Rückblick auf das Drachenfest 2018 (hier) jetzt auch der OT-Rückblick auf die Veranstaltung:


    Location & Lager

    Der Quast ist ein schönes Gelände mit viel Platz, wenn man mal die schwierige Zufahrtssituation außer acht lässt.

    Es gibt halt nur einen Rundweg, der nur für ein Auto ausgelegt ist – was letztes Jahr bedingt durch das Wetter und daraus resultierenden Achsbrüchen zum GAU geführt hat. Die neue Lösung mit dem anders herum befahrbaren Rundweg fand ich sehr gut, zumal es so möglich war den Check-In weiter ins Gelände hinein zu verlegen. Auch die Schlängelstrecke vor dem Gelände war grundsätzlich für die Freihaltung der öffentlichen Straßen sinnvoll – da ich jedoch so früh da war, dass ich da nicht durch musste, kann ich da wenig zu sagen.

    Als Blaulagerist jammere ich aber wenn eh auf echt hohem Niveau. Wir haben einige asphaltierte Straßen, was letztes Jahr ein Segen war, und liegen recht nah an dem einzigen Duschenstandort. Dieses Jahr zogen wir durch die Verlegung des Stämmelagers etwas weiter runter auf die Wiese, was bei meiner Gruppe zu einer recht ebenen Zeltfläche führte und durch die Lage am Waldrand war mein Zelt bis auf etwa eine Stunde gegen 17 Uhr im Schatten. Man darf auch mal Glück haben und natürlich hoffe ich jetzt darauf, dass wir nächstes Jahr denselben Lagerplatz haben.

    An dieser Stelle muss ich sagen, dass es sich echt gelohnt hat schon am Montag morgen anzureisen. Man kann ohne Stress gemeinsam das Lager aufbauen und auch mal mit den Leuten, die man ja viel zu selten sieht, etwas OT schnacken. Nächstes Jahr auf jeden Fall wieder.

    Wie die letzten Jahre lagerte ich als Teil von „Fortunas Flotte“ und bin immer noch dankbar, dass mich Harold vor einigen Jahren shanghait hat. Letztendlich steht und fällt ein Con auch immer mit den Leuten, die dabei sind – und die Crewmitglieder der Flotte sind einfach tolle Menschen. Unser Lager sieht auch jedes Jahr besser aus und dieses Mal war auch endlich wieder mehr los bei uns. Danke, Flottenfamilie.


    Orga & Spielleitung

    Die E-Tickets finde ich eine tolle Idee, denn es macht auch für mich als Spieler Vieles einfacher und unkomplizierter. Ich hatte sie dennoch ausgedruckt dabei, was die richtige Entscheidung war. Einer aus unserer Gruppe bekam keine Internetverbindung und musste dann nochmal zurück fahren, um sich sein Ticket auf das Handy zu ziehen. Das kann man vermeiden.

    Auch Dank unseres BLOTs (Blaues Lager Organisations Team) und unserer Lagerplatzplaner war alles im Lager schnell gefunden und in Kürze stand mein Zelt und mein Auto war auf dem Parkplatz. Dabei wurde ich drei mal darauf angesprochen, ob ich auch einen Zettel für ins Auto hätte. Hatte ich, aber trotzdem gut.

    Spielleitung habe ich nie gebraucht, aber unsere SLs im Blauen Lager waren immer irgendwo zu finden, kommunikativ, engagiert und auch immer guter Laune. Besser geht es nicht.

    Ein besonderes Lob geht an den Blaumob, der in mehrtätiger Arbeit bei abartigen Temperaturen die Barrikade und die Gebäude sowie die besonderen Orte des Lagers hochgezogen haben. Und sie blieben noch vor Ort, um alles zu demontieren, nachdem die meisten Spieler – mich eingeschlossen – schon die heimische Dusche und das heimische Bett genießen konnten. Ganz großen Respekt und viel Liebe für Eure Arbeit!


    Der Plot

    Die Drachen rufen uns, damit wir ihnen ein Jahr der Herrschaft ermöglichen. Dafür gibt es dann Diplomatiespiel für Bündnisse, die Plothunter erledigen Questen, die Kämpfer erobern Banner, … – eigentlich gibt es für Jeden etwas zu tun. Auch, um Dracheneier zu erhalten. Auch wenn das grundsätzlich banal klingt und jedes Jahr das Selbe ist, ist es doch jedes Jahr anders und aufs Neue spannend.

    Natürlich auch, weil die Spieler auf immer neue, zu einem nicht unerheblichen Teil verrückte und dämliche Ideen kommen. Genau diese Verrücktheiten sind es aber auch, die das Drachenfest und Larp im Allgemeinen ausmachen. 😀

    Der Sieg des Blauen Lagers war bei so vielen schönen Momenten und Erlebnissen natürlich das Sahnehäubchen. Dieses Jahr hatten wir aber auch ein engagiertes Lager – da hat es richtig Spaß gemacht ein Teil davon zu sein.

    Darüber hinaus gibt es aber auch einige Plots durch die Orga. Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben 20% der Plots eine Verbindung zu den Ereignissen vom Zeit der Legenden (ZdL). Selbst dieser Anteil ist – wie man in Rückblicken lesen kann – einigen Spielern zu hoch.

    Wenn man nicht auf das ZdL fährt und auch an den dortigen Entwicklungen kein Interesse hat kann ich nachvollziehen, dass man dann auch keine Luste auf die damit in Zusammenhang stehenden Plots hat. Es gibt aber auch genug Spieler (wie mich), die gerade den durch das ZdL möglichen dichteren Hintergrund der Drachenlande mögen und sich über solche Plotangebote freuen. Die sogar insgeheim hoffen ihr Spiel vom ZdL auch auf dem DF weiterführen zu können.

    Letztendlich sind die 20% ZdL-Plot auf dem DF ein Kompromissversuch der Orga zwischen den beiden Positionen. Man kann sich drüber aufregen oder einfach anerkennen, dass es für beide Spielergruppen Möglichkeiten für Plot gibt und jeder ein Recht hat Spaß zu haben. Und wer an einen ZdL-Plot kommt und  keine Ahnung hat wird sicher Jemand finden, der von Elitawana erzählen kann, was auch wieder gemeinsames Spiel generiert.

    Also wo ist das Problem?


    Die NSCs

    Auch bei einem Player vs. Player Con wie dem Drachenfest gibt es NSCs, mit denen ich jedoch nur wenig Kontakt hatte. Ich hatte dafür einfach auch so schon zu viel zu tun, aber habe mir für das nächste Jahr vorgenommen mal länger im Drachentempel zu verweilen.

    Vor den (von dem legendären blauen Avatar und der großartigen Libertania abgesehen) einzigen NSCs, mit denen ich etwas zu tun hatte, bin ich eigentlich ständig schreiend weg gelaufen. Ich war – nach 8 Jahren Drachenfest – das erste Mal im Limbus. Nachts gegen 2 Uhr. Einmal Limbus und direkt vom Seelenfresser gejagt. Wenn schon, denn schon. Verdammt – Panik und Angst richtig hart und dreckig. Ganz viel Liebe für die Kreaturen, die Effekte, … Einer meiner schrecklich-schönsten Momente auf dem DF und generell im Larp.

    Btw.: Von Orks niedergeschnitten und innerhalb von 5 Minuten danach drei Mal ausgeraubt zu werden, hat mich auch etwas überrascht. Der Erste nahm sich Münzen, der Zweite die Knöpfe und der Dritte schaute in die Röhre. Aber auch die Geschichte, dass Blaue von Orks angegriffen werden, blutend am Boden liegen und vorbei kommende Blaue nach der Erklärung der Orks, die Blauen hätten angefangen, einfach weitergehen, lässt mich doch (IT) etwas verzweifeln.


    Die Mitspieler

    Ich hatte – auch außerhalb des blauen Lagers – viele schöne Spielmomente und Begegnungen, wie mit Mishra, Regismund, der Vargberg-Ottajasko, den Leuten aus Hammaburg, Ritter Golodan, … – und nicht immer hatte ich die Zeit und Aufmerksamkeit, die ich gerne aufgebracht hätte.

    Aber neben „Fortunas Flotte“ sind es vor allem meine Freunde von den ‚Blaufüchsen‘, den Diplomaten des Blauen Lagers, denen mein Dank gebührt. Für Zusammenhalt, Freundschaft und schönes Spiel. I love you.


    Mein Fazit

    Ich glaube dieses Jahr war mein bisher schönstes Drachenfest, was nicht (nur) am blauen Sieg lag. Auch wenn die Temperatur gut 15-20°C über meiner Wohlfühlzone lagen, möchte ich dieses DF nicht missen. Das Kombiticket für ZdL und DF 2019 ist auch schon gekauft. Ich komme wieder und freue mich schon auf viele verrückt-sympathische Menschen.

  • Askir sitzt auf der Bank unter den Heckfenstern seiner Kajüte und blickt hinaus auf die See. Über seinem Kopf ertönt die Stimme der Masterin, wie sie einen Matrosen zur Ordnung ruft. Das Leben auf See in der Regelmäßigkeit seiner Tagesstruktur, die von den Glasen bestimmt wird, hat für den Kapitän und seinem Matrosen Gero, der ihn dieses Jahr auf die Festinsel der Drachenlande begleitet hat, wieder begonnen.

    An der Kimm sind nur noch vage die Mastspitzen der „Gorgon“ zu sehen, denn auch „Fortunas Flotte“ hat sich wieder getrennt. Jedes Schiff fährt nun seinen Kurs bis zum nächsten, hoffentlich baldigen Zusammentreffen. Nur mit einer Hose bekleidet schenkt sich Askir den leckeren weißen Portwein nach. Es ist noch immer heiß, wenngleich der Wind auf See wenigstens etwas Abkühlung bringt.

    Sein Blick gleitet hinüber zu seinem kleinen Schreibtisch, auf dem Buch und Feder liegen. Mit einem Seufzen erhebt er sich, setzt sich an den Tisch und greift zur Feder, um in seinem persönlichen Logbuch die wichtigsten Ereignisse des Festes der Drachen niederzuschreiben …

    „Der blaue Drache hatte gerufen und ich war ein weiteres Mal seinem Ruf gefolgt. Es war das sechste Jahr nach dem ersten Sieg des Blauen und alle ‚Blaufüchse‘, mit denen ich schon im Vorfeld eine rege Korrespondenz unterhalten hatte, waren sich einig, dass es nach unserer jahrelangen Vorarbeit an der Zeit ist ein zweites Mal den Blauen Drachen die Herrschaft zu ermöglichen.

    Wir ‚Blaufüchse‘ hatten uns schon im Vorfeld darauf geeinigt dieses Jahr Frieda Fluchbrecher als Hochdiplomatin vorzuschlagen. Zum Einen, weil wir nicht unsere Institution mit nur einem Namen verbunden sehen wollen, zum Anderen weil man als Hochdiplomat stark an das Lager gebunden ist und ich auch mal wieder unterwegs sein wollte. Auf Grund der Hitze im Nachhinein gesehen ein selten dämlicher Grund.

    Im ‚Captains Table‘ war es jedoch erst mein Name, der von vielen Kapitänen genannt wurde, als die Frage nach dem neuen Hochdiplomaten gestellt wurde. Ich kann nicht verhehlen, dass ich es mit Stolz zur Kenntnis genommen habe. Doch wie besprochen habe ich Frieda vorgeschlagen.

    Ich war jedoch nicht darauf gefasst, dass Wulfgrim von den Blutwulfen tatsächlich Brego ebenfalls als Kandidaten zum Hochdiplomaten vorschlug. Gemeinsam mit Frieda war er vorletztes Jahr Hochdiplomat – und nach Wulfgrims Worten waren die Fehler in jenem Jahr allein Friedas Schuld. Ein Jahr, das von vielen ‚Blaufüchsen‘ als verlorenes Jahr angesehen wird und an dessen Ende ich meinen Diplomatenpass zerrissen und Brego vor die Füsse geworfen habe. Und das lag ganz sicher nicht an Frieda.

    Letztendlich gewann – den Göttern sei Dank – Frieda die Abstimmung. Sie ernannte mich zu ihrem Stellvertreter und ich übernahm, wie schon in den Jahren zuvor, das Silberne Lager, wohin mich Nell Zeughauser begleitete. Kerlon übernahm wieder Gold, Nanashi Rot, Aki die Orks, Doc Langhals den Wandel, Rolf Grau und Jareth – begleitet von Mama Lia – Schwarz, Grete das Weiße Lager und die Mademoiselle Kupfer. Neu dabei übernahm Käpt’n Anderport das grüne Lager, während sich Draußen, Jette und Klaas um die anzuwerbenden Lager und Gruppen kümmerten. Als Schreiberin wurden wir von Elizabeth unterstützt.

    Am Morgen dieses Tages war Brego, der einer der ‚Anker‘ des Blauen Lagers ist, schon bei mir gewesen und hatte mir erklärt, wie ich die Diplomatie mit dem Silbernen Lager anpacken sollte. So schlug er vor, dass wir ihnen anbieten, dass wir den Sieg und das Geld einstreichen, aber die Herrschaft an Silber abgeben werden. Wie er sagte hätte der Avatar ja oft genug geäußert, dass es ihm nur um den Sieg geht und er gar nicht herrschen möchte.

    Ich hatte es anders in Erinnerung, so dass – auch zur eigenen Sicherheit – mein erste Gang zum Avatar führte. Auf meine diesbezügliche Frage bezog er ganz klar Stellung: er wollte den Sieg, würde sich dann aber auch der damit einhergehenden Verantwortung stellen und die Zügel das ganze Jahr über in der Hand halten. Eine Abgabe der Herrschaft wäre wie sich aus der Verantwortung stehlen und käme nicht in Frage. Danke, diese Antwort hatte ich mir erhofft.

    Dies war es auch, was ich gegenüber den Verantwortlichen im Silbernen Lager erklärte. Ich appellierte an die silberne Gnade hinsichtlich unseres Fehlers im ersten blauen Jahr, als ohne unsere Führung das Chaos herrschte. Ebenso wies ich darauf hin, dass der Blaue Weg sich weiter entwickelt hat und wir gelernt haben, wir die Chance auf den Beweis eines Neuanfangs erhalten sollten, was nur mit einem Sieg möglich ist.

    Dabei half sicherlich auch, dass die für uns zuständigen Diplomaten aus der Gesandtschaft von Hammaburg und der Vargberg-Ottajasko als auch der silberne Heerführer, Ritter Golodan, langjährige Freunde von mir waren. Manchmal braucht es halt – Phex sei Dank – ein Quentchen Glück.

    Zwei Jahre lang war ich Diplomat für das goldene Lager gewesen, bis mich Kerlon im letzten Jahr ablöste. In dieser Zeit habe ich viel über den Verrat, der dem goldenen Drachen inne wohnt, gehört, jedoch nie ein Anzeichen davon gesehen. Seit Jahren bemühen sie sich um eine Freundschaft mit uns und nun gingen sie, wie mir gegenüber schon in Elitawana angedeutet, noch einen Schritt weiter: Sie verzichteten zu unseren Gunsten auf eine Siegforderung.

    So stand das erste Bündnis schon vor dem ersten Ritual und während der folgenden Tage haben sie sich als engagierte und verlässliche Bündnispartner heraus gestellt. Nach unserem Sieg stehen wir wahrlich in unserer Schuld und es wird beim nächsten Fest der Drachen unsere zuvörderste Aufgabe sein diese Schuld zu begleichen.

    Innerhalb von nicht mal einem Tag schlossen sich auch Schwarz und Silber diesem Bündnis an. Dabei unterstellte Ritter Golodan die silberne Streitmacht dem blauen Oberbefehl. Wir waren auf dem richtigen Weg, wenngleich ich noch skeptisch war: es ist zuweilen einfacher Bündnisspartner zu finden als sie über einen längeren Zeitraum zu halten. Aber das Bündnis hielt!

    Auf der Gegenseite formierte sich derweil ein Bündnis um den fordernden grünen Drachen und seinen Unterstützern Rot und Grau. Kupfer forderte – seiner Natur gemäß – ebenfalls. Doch auch Kupfer, Weiß und Wandel schienen wenig von einem weiteren grünen Sieg zu halten, so dass wir mit ihnen zwar nicht Seite an Seite, aber zuweilen gegen den gleichen Gegner stritten.“

    Der Kapitän setzt die Feder ab und nimmt einen Schluck Port. Auf ein loses Stück Papier kritzelt er einige Stichworte, um bloß keine wichtige Begebenheit zu vergessen. Denn dieser Eintrag soll ja auch dazu dienen sich später nochmal Ereignisse in Erinnerung zu rufen, die einem dann nicht mehr so klar vor Augen stehen. Wie Jenes, was im Grauen Lager geschah.

    Da das graue Lager dieses Jahr direkt neben dem Blauen lag, gab es die Hoffnung nach vielen Jahren wieder gemeinsam zu streiten. Es gibt noch etliche Blaue, die der Zeit der grau-blauen Freundschaft hinterher trauern. Dabei ist diese schon seit Jahren nicht mehr spürbar und vielleicht sollte man sich einfach damit abfinden, dass auch Freundschaften endlich sein können und die Zeiten nicht überdauern.

    Doch wir wagten eine erste Annäherung und schlugen ein Schutz- und Trutzbündnis vor, das auch angenommen wurde. Doch es währte nicht lange, denn tief in der folgenden Nacht teilten uns mehrere graue Diplomaten mit, dass sie sich dafür entschieden hätten dem grünen Drachen auf den Thron zu helfen. Damit stellten sie sich gegen uns und als Gegner (nicht als Feinde!) hob der ‚Captains Table‘ das Verteidigungsbündnis auf.

    Wenig später schon erfolgte der erste Angriff von blauen und schwarzen Truppen auf das graue Lager. Das führte scheinbar im grauen Lager so solcher Verstimmung, das Rolf, der für Grau zuständige ‚Blaufuchs‘, und ich am Tag darauf den grauen Lagerrat aufsuchten. Dieser teilte uns mit, dass erst in Folge unseres Angriffs die Entscheidung zur Unterstützung von Grün gefallen ist.

    Eigentlich seien sie in der Nacht noch dabei gewesen den letztjährigen Vertrag mit Grün auf Schlupflöchern zu untersuchen, um dann uns unterstützen zu können. Doch nun hätte man schon Grün fest zugesagt. Da ich indessen von einigen Grauen erfahren habe, dass schon am Vorabend klar war,  dass Grau auf Grund des fehlerhaften Vertrages nicht an Grün gebunden gewesen wäre, bin ich geneigt zu glauben, dass das Alles eine Finte des grauen Lagerrates war, um ihr Lager auf die Unterstützung von Grün einzuschwören.“

    Der Kapitän fährt sich mit der linken Hand über das wenige, kurze Haar, das noch den Mut hat sich auf seinem Haupt zu zeigen. Noch viele Fragen sind ungeklärt, was den nächtlichen Angriff auf das graue Lager in der Nacht danach angeht. Doch letzendlich sind dabei Taten durch Angehörige des Blauen Lagers verübt worden, die unentschuldbar sind.

    „In der Nacht nach der Entscheidung des grauen Lagers die grüne Forderung zu unterstützen erfolgte ein Angriff auf das graue Lager, das federführend in den Händen der Blutwulfen lag. Über diesen Angriff und besonders seinem Ausmaß waren zumindest die ‚Blaufüchse‘ nicht informiert und ihm schloßen sich wohl weitere Kämpfer, unter anderem Teile der Sturmflut, an.

    Hätte der Angriff nur militärischen Zielen gegolten, wie dem Tor, den Belagerungswaffen und dem Garten mit Heilkräutern, wäre es ein erfolgreicher Angriff mit Sinn gewesen. Doch wurden dabei auch die graue Bibliothek, gewissermaßen das Herz des Grauen Lagers, die auch von uns gerne bei Nachforschungen genutzt wird, zerstört. Die Dokumente haben wie durch ein Wunder überlebt, aber der Schaden war angerichtet.

    Dass die Blutwulfen während des Angriffs auch das Diplomatenzelt gestürmt und alle Diplomaten massakriert haben, war dagegen eine kleine Verfehlung. Möglicherweise war ihnen auch nicht bekannt, dass schon vor einigen Jahren alle Avatare mit Ausnahme des Roten ein Dokument unterzeichnet haben, dass Diplomaten Immunität genießen. Wobei es wieder einmal beweist, dass Feder und Papier letztendlich nicht stärker sind als das Schwert.“

    Askir von der See nimmt noch einen Schluck Port und versucht sich die Dinge, die er über diese Nacht und die Ereignisse, die dazu geführt haben, wieder in Erinnerung zu rufen. Ebenso versucht er sich an das Protokoll von Wulfgrims Vernehmung im grauen Lager, von dem Rolf eine Abschrift organisiert hat, zu erinnern.

    „Leider haben wir nur Wulfgrims Aussage und ihm traue ich nur so weit, wie ich Brishnak werfen kann. Es soll vor seinem Lager eine Kiste aufgetaucht sein, in der er mit dem Angriff auf das graue Lager und die Zerstörung mehrerer Orte, unter anderem der Bibliothek, beauftragt wurde. Die Entlohnung lag in Münzen ebenfalls in der Kiste.

    Man könnte bei einem solchen anonymen Auftrag vorsichtig sein. Man könnte auch meinen, dass Jeder, der im Voraus bezahlt, selber schuld ist – die Kiste wegwerfen und das Geld behalten. Könnte man. Aber scheinbar nicht die Blutwulfen. Wulfgrims Aussage nach wurde die Bibliothek schon zerstört, bevor überhaupt ein Blaulagerist dort gewesen ist.

    Eine durchsichtige Schutzbehauptung eines Überführten? Oder hat Jemand die Leichtgläubigkeit und Gier der Blutwulfen angesichts klingender Münzen ausgenutzt und damit deren Ruf und entsprechend den Ruf des ganzen Blauen Lagers vorsätzlich zerstört? Es gibt wohl Kupferne, die diesbezüglich investigativ tätig sind und angeblich würden Spuren ins grüne Lager führen, doch derzeit gibt es mehr Gerüchte und Theorien als verlässliche Aussagen.

    Dieser Angriff mit der Zerstörung der Bibliothek hat zumindest derzeit einen Keil zwischen Grau und Blau getrieben. Darüber hinaus hat er aber auch den Ruf der Blutwulfen, die schon seit Jahren immer wieder umstritten waren, geschadet. Zum einen teilten mir bisherige Freunde aus dem Grauen mit, sie mich als Feind ansehen müssten, so lange ich gemeinsam mit den Blutwulfen aktiv sein würde.

    Zum anderen mehren sich aber auch im Lager die Stimmen derer, die sich fragen, warum der Blaue Drachen die Blutwulfen überhaupt noch ruft, wenn sie doch nur ihre eigene Sache machen. Meiner Ansicht nach eine müßige Frage, denn auch Blutbart war auf seine Art ein Anhänger des Blauen Weges. Aber im Lager wird indessen immer öfter erörtert, wie man die Blutwulfen aus dem Lager werfen kann. Eine Entwicklung, die noch blutig   im Bürgerkrieg enden   schwierig   interessant werden könnte.

    Während Entsetzen mich ergriff, als ich von der grauen Bibliothek hörte, wurde und werde ich richtig zornig, als ich erfuhr, dass die Blutwulfen eigene Diplomaten haben, die sie durch die Lager schicken. So musste ein ‚Blaufuchs‘ einmal warten, weil die Hochdiplomaten des anderen Lagers erst noch mit den Diplomaten der Blutwulfen reden mussten. Indessen habe ich erfahren, dass das schon seit einigen Jahren der Fall ist.

    Bei Efferd, dem Launenhaften – wenn die Blutwulfen ohne Absprache andere Lager angreifen und eigene Diplomaten losschicken, dann stellen sie ein Lager im Lager dar, wie es in dieser selbstherrlichen Art selbst das noch immer oft mit Hass in der Stimme erwähnte Tiefseeblau nie gewesen ist!“

    Askir greift zum Glas und mit zornesblitzenden Augen leer er es in einem Zug. Er braucht einige Runden durch seine kleine Kajüte, bis er sich wieder beruhigt hat und weiterschreiben kann. Auch wenn er jetzt schon merkt, dass das nächste Thema sein Blut wieder in Wallung bringt, wenngleich nicht so stark, wie auf der Dracheninsel selbst.

    „Als Heerführer hat der ‚Captains Table‘ Heinrich Büttner bestimmt, der zwei Stellvertreter und eine Adjutantin hatte. Ein Stellvertreter war, sozusagen zum ‚Anlernen‘, Juan von der ‚La Vierge‘ und ein mir bis dahin unbekannter, aber im positivsten Sinne engagierter Krieger. Als Adjutantin fungierte die hübsche und fleißige Alexandra van Hummel.“

    Der Kapitän schenkt sich noch etwas des guten yddländischen Portweins nach. Ohne Tinte kann man schließlich auch nicht schreiben.

    „Ich schätze sie alle und war über ihre Wahl erfreut – um so stärker war meine Enttäuschung, dass sie es versäumten mal mit den Heerführern der verbündeten Lager zu sprechen. Mehrfach beschwerte sich der silberne Heerführer bei mir, dass sein Heer jetzt dem fordernden Blauen untersteht, aber Niemand mal mit ihm redet, wann er wo angreifen soll. Jedes mal gab ich es weiter, aber es kam keine Reaktion.

    Das hat mich so in Rage versetzt, dass ich in einer Nacht Juan angeschrien habe, ob die Diplomaten jetzt auch noch die Heerführung übernehmen sollten, damit es mal läuft. Derweil flog mein Hut vom Zornessturm getragen quer durch das Lager der ‚La Vierge‘. Verdammt, manchmal muss man einfach mal laut werden!

    Und ich glaube es hat auch genutzt. Juan und ich haben uns noch länger unterhalten in dieser Nacht und ich hatte das Gefühl, dass es danach besser lief. Zumindest traf er Entscheidungen, die mich dann direkt nochmal mitten in der Nacht zum silbernen Lager führte, und auch für die große Schlacht gab es eine scheinbar vernünftige Absprache.“

    Tief atmet Askir durch. Ja, die Entscheidung, die ihn mitten in der Nacht gemeinsam mit Kerlon Bloom nochmal zum silbernen Lager führte. Ein erster Schritt zu einer sehr ereignisreichen und beunruhigenden Nacht. Er nimmt noch einen tiefen Schluck, bevor er wieder zur Feder greift.

    „Kerlon und ich verließen das blaue Tor, um gemeinsam zum silbernen und danach zum goldenen Lager zu gehen. Doch das Nächste, an das ich mich erinnern konnte, war, dass ich auf dem Friedhof neben einem Grabstein lag und den Sternenhimmel beobachtete. Ich glaube ich wäre gerne noch etwas länger geblieben, aber Kerlon hat so lange gerufen, bis der Moment der Stille gänzlich verdorben war.

    Aus Erzählungen konnten wir uns zusammen reimen, dass wir wohl gestorben sind. Der Zustand meiner Geldbörse und die fehlenden Knöpfe an meiner Weste ließen darauf schließen, dass Räuber daran beteiligt waren. Zumindest schienen sie Geschmack zu haben. Sorgen machte mir eher mein Seelenheil, doch wir hatten noch einen Auftrag zu erledigen.

    Silbernes Lager. Geschlossenes Tor. Nachtwache davor. Mit besonderer Akribie wurden unsere Diplomatenpässe kontrolliert und abgefragt, zu wem wir möchten. Ich nannte fünf Namen, man lief los um eine der genannten Personen zu finden. Derweil mussten wir vor dem Tor warten, ohne dass man uns ein Getränk angeboten hätte. Es dauerte, bis die Wache wiederkam, den zweiten Namen erfragte und abermals verschwand.

    Nach über einer halben Stunde und mehrmaligem Abfragen von Namen, wen ich so kenne, war meine Geduld am Ende. Wir teilten der Wachkommandantin unser Anliegen mit und sie versprach es so weiterzugeben, dass ihr Heerführer es erfährt. Der selbige Heerführer, der am nächsten Tag einen Läufer zu uns schicken sollte, weil er keine Nachricht von uns bekommen hat.

    Also weiter zum goldenen Tor. Als dort genau das Gleiche passierte, wie am silbernen Tor, habe ich entschieden, dass es nur bedingt sinnvoll ist der einzige Depp zu sein, der um die Zeit noch unterwegs ist, während alle anderen Diplomaten und Heerführer sich auf dem Strohsack räckeln. Das war für mich scheinbar die Nacht des gepflegten Eskalierens.

    Doch rechten Schlaf wollte ich in der Nacht nicht mehr finden. Alpträume quälten mich, ich fühlte mich verfolgt von alptraumhaften Monstern mit leuchtenden Augen und manchmal musste ich an die schauerhaft-widerlichen Kreaturen denken, die damals in Weltenwacht Inat Laron in die Niederhöllen gerissen haben.“

    Der Kapitän schließt die Augen, um die Erinnerungen an diese Farce von einer Gerichtsverhandlung und der Strafe, mit der man zugleich den alten Göttern einen Weg nach Weltenwacht geöffnet hat, zu unterdrücken. Damals saß er als Leibwächter der Stimme der Zeit in der ersten Reihe – eine Frau, die in Elitawana schmerzlich vermisst wird. Askir schüttelt den Kopf. Bleib bei der Sache!

    „Die Erklärung, was geschehen war, erhielt ich später. Der Zahlmeister der ‚Gorgon‘ – Tüccar – wurde schon vermisst, als er endlich wieder im Lager erschien. Er sah überhaupt nicht gut aus und wollte Don Arktos sprechen. Später erfuhr ich, dass er das Mal des Seelenfressers trug und dass er es erhielt, als er gemeinsam mit Kerlon und mir unterwegs war, wo wir vom Seelenfresser in eine Sackgasse gejagt wurden und Tüccar sich opferte, damit wir fliehen konnten. Der Mann hat bei mir wahrhaftig etwas gut.“

    Askir nimmt einen Schluck vom Port und einmal mehr ist er über die Wendungen des Schicksals glücklich, die ihn zu „Fortunas Flotte“ führten. Harold war es, der ihn vor einigen Jahren mit den Käpt’ns des damals noch „Freibeuter Leviathans“ genannten Schiffsverbandes bekannt gemacht hatte. Eine Flotte, zu der er seit diesem Jahr auch als Kapitän mit seiner „Kraken“ gehört und die im Laufe der Zeit zu einer Art Familie geworden ist.

    Er hofft, dass im nächsten Jahr mehr Mitglieder seiner eigenen Crew vom Blauen Drachen gerufen werde, um die Flotte noch mehr zu verstärken. Die Flotte, die wohl überall irgendwo vertreten ist – Hafenmeisterei, Diplomaten, Riff, Heilerschutz, Zirkel, … -, auch wenn wohl nur wenige im Blauen Lager wirklich wissen, wer überhaupt alles zur Flotte zählt. Dass von ihnen jedoch so wenige in die erste Drachenwelt versetzt werden, wundert mich immer wieder.

    „Auch die Ereignisse in Elitawana wurden von einigen Reisenden mit in die zweite Drachenwelt. So suchte mich Sahar von der goldenen Akademie auf, um mich über ein aufgetauchtes Pergament zu informieren, das über sieben Bewahrer spricht, die wir wohl bei unserem nächsten Aufenthalt in Elitawana suchen müssten.

    Doch das Bedeutenste und zugleich Schlimmste, was ein Reisender mit in die zweite Drachenwelt mitbringen konnte, war der Hexer selbst. Rowan aus dem Lager des Wandels hatte in Elitawana einen Pakt mit dem Täuscher (ein Name, der meiner Meinung nach besser zum ‚Hexer‘ passt) geschlossen und öffnete für ihn ein Portal direkt neben der Drachenstele. Die Stimme des Hexers war zu hören, der sagte er wäre schon längst hier – bevor dann die Avatare Rowan zerstörten und seine Überreste von der Tochter des Wandels in den Urstrom geworfen wurden.

    Wir müssen wirklich dringend Aurora befreien und dem ‚Täuscher‘ das Handwerk legen, bevor er und die verfemten Drachen ihre Klauen auch in die zweite Drachenwelt ausstrecken und in unserer Gegenwart Anhänger finden. Die blauen Taten der letzten Reise in die Vergangenheit   eine andere Zeit waren ein guter Anfang, jedoch nur ein Anfang.“

    Wie kann man nur – es ist für Askir genauso unverständlich, wie wenn sich ein Aventurier mit dem Namenlosen verbündet. Doch das ist genau das Problem, das das Lager des Wandels hat: Es sitzen noch immer Dämonenpaktierer und solches widerwärtige Gezücht, menschlich oder nicht, in diesem Lager. So lange ist für Askir auch jegliches Bündnis ausgeschlossen.

    Wenn der Wandel gegen den selben Gegner wie Blau streitet und sich daher an unsere Seite stellt – bitte, wer will es ihnen verbieten. Askir kann auch gut damit leben, dass man sie nicht ständig angreift, zumal es auch konstruktive Wandler gibt, wie sich in Elitawana gezeigt hat – aber auf dem Weg zu einem Bündnispartner, den man ernsthaft in Betracht ziehen kann, ist das Lager des ewigen Wandels erst am Anfang.

    „Doch jetzt ist erst einmal die Zeit des Feierns gekommen. Das Blaue Lager hat gesiegt und der Blaue Drache wird für das kommende Jahr die Herrschaft über die Drachenlande ausüben – wenn er sie auch anders nennen mag. Eine Herrschaft, die meinem Eindruck nach auch über die Grenzen der Dracheninseln hinaus auf die ganze Welt abstrahlt. Und sei es, weil wir Freiheitskämpfer einen frischeren, stärkeren Wind in unseren Segeln spüren und die blauen Aspekte in die Welt hinaus tragen.

    Doch er wird nicht herrschen wie ein König, sondern wie ein Kapitän. Wenn er nicht weiß, wie er ‚herrschen‘ soll wird er, so kündigte er an, seine Geschwister fragen. Doch gegenüber dem Lager machte er deutlich, dass nicht nur er sich der Verantwortung stellen muss, sondern auch jeder von uns. Er ist der Käpt’n – wir sind die Crew. Und wir sind es, die unserem Käpt’n sagen, was wir in dem blauen Jahr umgesetzt haben möchten.

    Für mich persönlich steht die Freiheit überall auf den Dracheninseln ganz oben auf der Agenda. Das beinhaltet auch den Verbot jedweder Form von Sklaverei und Leibeigenschaft. Von mir aus kann man auch gerne für Alle, die dagegen verstoßen, einen Galgen am Eingang der Stadt aufstellen, wo ihre Leiber langsam verrotten und damit eine klare, deutliche Botschaft sind an alle Feinde der Freiheit senden.

    Der Blaue Avatar trägt keine Krone, er trägt einen Dreispitz, wie es einem Käpt’n gebührt. Und noch am Abend nach unserem Sieg ging eine Liste im Lager rum, auf dem sich Jeder, der wollte, für die Crew des Blauen eintragen konnte. Schließlich muss auch er mit seiner Crew ordnungsgemäß in der Hafenmeisterei angemeldet sein. Auch ich habe mich natürlich eingetragen.

    Beim nächsten Fest der Drachen werden wir jedoch erst richtig beweisen können, ob wir zu unserer Verantwortung und den durch uns gegebenen Versprechen stehen. Nicht nur ich bin besorgt, dass das Lager im nächsten Jahr in Lethargie verfällt und Gold nicht so unterstützt, wie sie uns. Daher wird es wohl eine Aufgabe der ‚Blaufüchse‘ sein hier motivierend innerhalb des Lagers aktiv zu werden – wenngleich ich hoffe, dass dies nicht erforderlich sein wird.“

    Der Kapitän der „Kraken“ legt die Feder beiseite und nimmt das Glas. Ein Lächeln gleitet über seine Lippen: Morgen ist das, was passiert, nachdem man den heutigen Tag genossen hat. Er hebt sein Glas und prostet durch die Heckscheiben der See zu.

    „Auf den Blauen Kapitän. Er ist der Käpt’n – wir sind die Crew. Auf die Freiheit!“


    OT-Anmerkung
    Ich weise darauf hin, dass es sich bei dem obigen Text um eine Wiedergabe der Eindrücke meines Charakters Askir von der See handelt. Er beinhaltet das, was ich erlebt und erfahren habe – was nicht zwingend objektiv richtg sein muss.
    Ebenso ist Askirs Meinung über einzelne Charaktere genau das: Askirs Meinung über Spielercharaktere. So halte ich (Hagen) außerhalb des Spiels z.B. den Spieler des Charakters von Wulfgrimm für einen echt netten Menschen und tollen Rollenspieler.
    Dementsprechend bitte ich den obigen Text als reine IT-Meinung zu betrachten. Das diese Informationen natürlich nicht im Spiel verwendet werden sollten, da das private Logbuch von Askir nicht Jedem zugänglich ist, sollte selberverständlich sein.

  • In den frühen Morgenstunden hatte die „Kraken“ die Anker gelichtet, nachdem die Matrosen Skua und Rahad sowie die Passagiere Corvo und Skadi mit mir wieder an Bord zurück gekehrt waren. Indessen prescht der Schoonter unter vollen Segeln und einer guten Bagstagprise durch die See – mit Kurs auf die Dracheninseln. Der Blaue Drache ruft und wie die Jahre zuvor werde ich zur Flotte stoßen, um gemeinsam mit den Crews der „Gorgon“, der „Arrbucc“ und der „Mighty Mule“ segelnd und streitend mein Können für einen blauen Sieg in die Waagschale zu werfen.

    In meiner Kajüte sitzend gleitet mein Blick über die mit bemalten Segeltuch bespannten Wände und Deckenplanken, die der dargaresische Künstler Kyell mit alptraumhaft-düsteren Krakenarmen und Geschöpfen malerisch gestaltet hat. Turbulente Tage in Elitawana liegen hinter mir. Tage voller Aktivität und vielfältiger Gefühle – von den Untiefen des Scheiterns und der Enttäuschung bis zu den Höhen von Freiheitswillen und Einheit.

    Viele mag es überrascht habe, dass es die Blauen waren, die schon am ersten Abend nach der Ankunft in der ersten Drachenwelt, die Verantwortung übernahmen um eine erste Wahl eines Heerführers und die erste Zusammenkunft in der goldenen Akademie zu organisieren. Als Hochdiplomat des Blauen war Letzters irgendwie in meine Verantwortung gefallen – ich meine mich zu erinnern, dass Norrec darran nicht ganz unschuldig war. Der einäugige Hundsfott, denke ich lächelnd bei mir.

    Die Zusammenkunft in der goldenen Akademie hat sich als Ort des Informationsaustausches schnell etabliert, während die Benennung eines Heerführers zu dem Zeitpunkt wohl daran scheiterte, dass Jedem der Beweis von dicken Eiern wichtiger war als dass man sich Jemanden untergeordnet hätte. Erst einige Tage später hatte man sich auf einen Silbernen einigen können. Kopfschüttelnd schütte ich mir ein Glas Portwein ein.

    Es war die Diplomatin der Norati, mit der ich etliche Gespräche führte, und die mir verständlich machte, wie sehr es in den letzten Jahren, bei unseren letzten Aufenthalten versäumt worden war, mit den Einheimischen der ersten Drachenwelt zu reden. Wir kamen, trafen Entscheidungen und verschwanden wieder – und die Menschen dort mussten dann mit dem durch uns angerichteten Chaos leben. Denn ehrlich gesprochen: Viel Gutes haben wir selten bewirkt. Nur allzu verständlich – an Stelle der Einheimischen hätte ich auch nicht applaudiert. Eine Frustration, die indessen der Hexer für sich genutzt hat, um Einheimische an sich zu binden.

    In der Folge haben wir öfters miteinander gesprochen und sie als auch andere Gesandtschaften wurden zu den den Treffen in der goldenen Akademie eingeladen. Es war ein Anfang, doch noch ausbaufähig. Etwas, was es zu verbessern gilt, wenn uns die Drachen das nächste Mal nach Elitawana schicken. Falls das nochmal vorkommen sollte, denke ich bei mir, falls dann Elitiwana noch existiert und nicht schon vom Feind genommen wurde. Eine meiner Ansicht nach nicht unbegründete Befürchtung.

    Seufzend lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück, nippe an meinem Portwein und blicke hinüber zu meinem Hut, in der noch die weiße Rose der Gnade, welche ich für meinen Einsatz von der silbernen Hohepriesterin und ihrer Akolythin erhalten habe, steckt. Sie hat sich besser gehalten, als man hätte erwarten können. Hoffentlich können sich auch die Priester dort noch länger halten, als ich befürchte. Mögen die Drachen ihnen beistehen.

    Die Augen reibend streifen einige Erinnerungsfetzen an meinem inneren Auge vorbei. Khemrih, der nicht mehr Hetmann der Vargberg-Ottajasko ist. Rhea, die als neue Anführerin dieser Gruppe mindestens optisch eine Verbesserung ist. Mishra, der mehrfach die indessen wohl schon legendäre Geschichte von „Mishra aus dem blauen Lager“ erzählt hat, in der auch ich eine Rolle spiele. Meine Begegnung mit Lady Marthiana, die umgänglicher ist als ihr Ruf erwarten ließ und sogar an der blauen Feier vor dem Portal teilgenommen hat.

    Über den Verbleib der blauen Freiheitskämpfer der ersten Drachenwelt und Lydia habe ich leider nichts gehört. Vielleicht sind sie dem Vorschlag, welchen mir der graue Held im letzten Jahr machte, gefolgt und haben sich zu den Küsten aufgemacht, um auf den blauen Weiten der See ihre Freiheit zu leben.

    Einzig eine Freiheitskämpferin war vor Ort, als wir in Elitawana ankamen: Vincenca Verani. Die Kapitänin der „Ira Solis“ aus unserer Drachenwelt, Streiterin für den blauen Drachen seit seinem Erscheinen und erste Richterin des blauen Lagers. Vorletztes Jahr habe ich mit ihr noch im „Durstigen Dolch“ gesessen und über meinen Beitritt zu „Tiefseeblau“ gesprochen – kurz bevor sie verschwand. Jetzt war sie hier. Eine Gefangene des Hexers.

    Ihr Körper, seiner Organe beraubt und versteinert, schütze einen Zugang zu einem Monster, welcher einen Seelenstein Auroras bewachte. Ihre Organe wurden in verschiedenen Ritualen genutzt und der größte Teil ihrer Seele war ihrem Körper entrissen worden. In einem Seelengefängnis, in dem auch ein grüner Held und die Mutter von Inat Laron eingekerkert waren, wurde sie seit Monden gefoltert. Unvorstellbar, welches Leid sie in dieser Zeit erfahren musste. Ehrensache, dass dies eine blaue Angelegenheit war. Vornehmlich die Crew von Vincenas „Ira Solis“ und Kapitän Vizharent mit seiner Mannschaft kümmerten sich darum, denn auf uns Blaue warteten noch weitaus mehr Aufgaben.

    Nachdem ich schon vor vielen Jahren in Weltenwacht während des Gerichts über Inat Laron Leibwächter von Arina, der im letzten Jahr verstorbenen Stimme der Zeit war, wurde ich als blauer Vertreter zur Eröffnung ihres letzten Willens geholt. Sie als Priesterin aller Drachen war damals die Erste, welche die Existenz des blauen Drachens anerkannte. Gedenk dieser Anerkenntnis übertrug sie uns zwei Aufgaben.

    Gemeinsam mit Vertretern vom weißen Drachen und vom Wandel sollten wir die Gestaltung ihres Grabes anleiten. Eine Aufgabe, die ich an meine Matrosin Skua und an Cassy von der „Grinding Moon“ deligierte. Gemeinsam mit Vertretern der anderen zwei Lager haben sie diese Aufgabe zu einem schönen und Arina angemessenen Ende gebracht. Ich selbst habe später noch einige Hutkarten – vom blauen Drachen, vom blauen Herz und von der Kraken – auf dem Grab abgelegt und ihrer gedacht.

    Meine Passagiere Corvo, der Geschichtenerzähler, und Skadi, die Kuriositätensammlerin, haben derweil mit einigen Anderen versucht mit Aurora zu sprechen. Sie hatten Marzipan, die Lieblingsspeise der jungen Stimme der Zeit, dabei. Was sie jedoch nicht geplant hatten war, dass sie das alte Wiegenlied Auroras mit vortragen mussten – gefühlte vierhundert Mal, wie sie erzählten. Lächelnd nippe ich ein weiteres Mal an meinem Portwein. Gut, dass ich das nicht mitmachen musste.

    Die zweite Aufgabe, die uns Blauen Arina in ihrem Testament zudachte war dazu bestimmt Aurora von den Ketten zu befreien, welche die Einflüsterungen des Hexers ihr angelegt hatten. Ein Amulett, welches wir aus ihrem Nachlaß erhielten, sollte mit dem Gedanken der Freiheit aufgeladen und ihr umgelegt werden. Eine Aufgabe, die ich nach einem Gespräch mit Elizabeth und Kapitän McShorty zur Koordination in die Hände von Letzterem legte. Einem Mann, der schon als Kodexwächter des Blauen Lagers im letzten Jahr seinen Wert mir gegenüber mehrfach bewiesen hatte.

    Weitere Gedanken an diese Aufgabe schlucke ich erstmal mit einem großen Schluck Portwein hinunter, bevor ich das Glas wieder fülle. Da war die Aufgabe des Schutzes des Urstroms viel erfreulicher. Der Fürst der Noratis, der später vom Hexer korrumpiert wurde, hatte mich darauf hingewiesen, dass der Urstrom nicht vor dem Hexer geschützt sei und dieser Schutz nur durch ein Gebet an alle Drachen erfolgen kann.

    Das war viel Laufarbeit. Mit einem Stirnrunzeln blicke ich hinüber zu meinen Stiefeln, deren Sohlen sich zu einem großen Teil abgelöst haben und dringend einen Schuster benötigen. Gut, dass Rahad mit dabei war – er hat viel Lauferei übernommen und war oft mit dem rettenden Becher Wasser zur Stelle, wenn ich in irgendwelchen Besprechungen saß.

    Für diese Aufgabe stand Chloe als angehende Priesterin des Blauen ganz oben auf der Liste, wie ich auch El Gar für den Grünen und Mishra für den Grauen zur Besprechung in die Taverne bat. Letztendlich waren fast alle Drachenvertreter und der Wandel dort versammelt und mit Sahar von der goldenen Akademie übernahm ein erfahrener Mann die Leitung des Ritus, der am Vormittag des folgenden Tages erfolgreich durchgeführt wurde.

    Während der Portwein meine Kehle hinunter rennt stelle ich fest, dass ich in Elitawana viel weniger des guten Getränkes zu mir genommen habe, als es zu vermuten gewesen wäre. Ein Indikator dafür, dass ich viel unterwegs war und viele Gespräche geführt habe. Von den Treffen in der goldenen Akademie bis zu den leider viel zu kurzen Unterhaltungen mit Diplomaten und Lagerräten anderer Drachenlager, wie Grün, Gold und Grau.

    Doch ich bin sicher, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Auch die anderen Anhänger des Blauen Drachen waren ständig unterwegs und gemeinsam haben wir viel bewegt. Ich bin stolz auf die Frauen und Männer, die unter der Fahne der Freiheit dieses Mal einig und unbeugsam der Verantwortung gegenüber der ersten Drachenwelt gerecht geworden sind.

    Nach einem Räuspern nehme ich nochmal einen großen Schluck Portwein. Abgesehen von einem düsteren Schatten, der sich auf unser Handeln gelegt hat. Ein Leichentuch, das Alles, was zuvor geleistet worden war, innerhalb kürzester Zeit der Vergessenheit anheim fallen ließ. Zuvor noch ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft der Drachengläubigen wurden wir über Nacht zu Ausgestoßenen, die sich schon am Galgen baumeln sahen.

    Das kurz nach Mitternacht durchgeführte Ritual, um den Anhänger Arinas mit blauem Freiheitswillen aufzuladen, scheiterte grandios. Nicht nur, dass der Anhänger nicht aufgeladen wurde – der Hexer konnte sich Zugang in den Ritualkreis verschaffen und nahm alle Drachensiegel auf der Stele mit sich. Ein herber Rückschlag, nach dem allen Blauen die Enttäuschung tief in die Gesichter geschrieben stand. In dieser Nacht saß ich noch mit den Kapitänen McShorty, Vizharent und Petersen zusammen bis der Himmel sich aufhellte.

    Mit nur wenig Schlaf habe ich mit vielen Leuten über die Geschehnisse der Nacht gesprochen, damit wir nicht von einem Lynchmob aufgeknüpft wurden. Ich war bei den Eichentemplern aus dem Silbernen und bei der goldenen Akademie, sprach mit den Noratis und mit dem Schild der Schöpfung. Zuletzt war ich noch beim goldenen Hohepriester, der mir erzählte, dass eine Person in unserem Kreis wohl in seinem Geist Aurora gerufen hatte und so der mit ihr verbundene Hexer Zugang erhielt.

    Auch wenn ich indessen erfahren habe, wer in diesem Kreis dafür verantwortlich ist, habe ich nur mit Kapitän McShorty darüber gesprochen und wir waren uns einig: dieses Wissen werden wir in einer Truhe einsperren und am tiefsten Punkt des Meeres mit einer Kanonenkugel an der Truhe versenken. Wir segeln gemeinsam und wenn wir Fehler machen, dann werden wir gemeinsam untergehen. Die Blauen stehen zusammen!

    Ich hebe meinen Becher. „Auf die Blauen!“ Ein Schluck und ich fülle den Becher abermals. Auf dem Etikett der Flasche betrachte ich kurz das Wappen von Yddland, meinem Handelspartner. Bei allen Klabautern – ich hatte doch glatt vergessen Rätsel anzusprechen, denn ich meine ich hätte an ihrem Gürtel auch das Wappen von Yddland gesehen. Ich zucke mit den Schultern: Man sieht sich doch meist zweimal im Leben. Mindestens.

    Leider, denn es gibt auch Leute, auf die man echt verzichten könnte. Und ganz oben auf dieser Liste steht der Hexer. Der Mann, in dessen Kopf ich mich kurz vor dem gescheiterten Ritual wiedergefunden habe – gemeinsam mit einer Ceridin und einem Darpatbullen. Er schien überrascht uns dort zu sehen und auf seine Frage, was wir wollen, antwortete ich mit „Wissen sammeln“. Warum auch immer gewährte er mir drei Fragen, auf die er wahrheitsgemäß antworten würde.

    „Wo warst Du, als der Graue die erste Drachenwelt in der Zeit verschob“ war meine erste Frage, die er mit „Im Pantheon“ beantwortete. Meine zweite Frage war nicht, wer seine Eltern waren, sondern wann sie waren. Der Hexer antwortete, dass er älter sei als die Drachen.

    Nachdem er den Darpatbullen aufforderte die Ceridin zu erwürgen und ihm sagte, dass er die freie Wahl hätte dies zu tun oder er ihn zwingen würde, sagte ich ihm, dass dies nicht Freiheit wäre, da er sich ja als „der Befreier“ bezeichnen würde. Wieso er diese Bezeichnung gewählt hätte.

    Er ließe sich nicht in einen Namen, eine Farbe oder in eine Form pressen, war seine Antwort. Nicht er selbst, sondern seine Anhänger haben ihm den Namen „Befreier“ gegeben, so wie er in früheren Zeiten schon andere Namen gehabt hätte und auch in Zukunft noch andere Namen haben wird.

    Nachdem er uns aus seinen Kopf gebeten hatte sprach ich lange mit Mishra und nach vielen Rückfragen zu Details bei den Hohepriestern haben wir indessen eine Theorie zur Herkunft des Hexers. „Als die alten Götter fielen zerbrachen sie in viele Splitter“ ist eine ebenso belegte Überlieferung, dass des Hexers Eltern keine Namen hatten. In alter Zeit fielen wohl zwei große Steine vom Himmel, welche dann „Vater“ und „Mutter“ genannt wurden. Der Vaterstein ist – bearbeitet – die heutige Drachenstele.

    Aus einem oder mehreren dieser Splitter entstand er, den wir heute Hexer nennen. Er war der Vater der alten Götter. Irgendwann kamen die Drachen und er wurde mit seinen Kindern aus dem Pantheon vertrieben. Seitdem arbeitet er daran die Drachen zu stürzen. Es begann sicher vor langer Zeit, doch erstmals für uns in Erscheinung trat er als Berater von Inat Laron.

    Bis dahin war die erste Drachenwelt in verschiedene Länder gegliedert, welche von unterschiedlichen Drachen beherrscht wurden. Ein über lange Zeit stabiles System, welches erst zusammen brach, als Inat Laron, von seinem Berater beeinflusst, begann alle Länder unter der Herrschaft des Kupfernen zu erobern. Dies wurde vereitelt und der Priesterkönig vor Gericht gestellt. Unter welchem Einfluß die Kaiserin von Weltenwacht auch gestanden haben mochte: sie verurteilte ihn zu einer Verbannung in die Niederhöllen.

    Damit wurde erstmals ein Portal zu einem widernatürlichen Verließ der alten Götter geöffnet. Alte Götter, die sich erhoben und letztendlich zum Untergang von Weltenwacht führten. Ich kann mich noch gut an den Tod der Kaiserin erinnern und wie Milla, Matt Jess und ich ihr im Namen des Blauen das letzte Geleit gaben. Ebenso erinnere ich mich noch lebhaft an unsere Flucht aus der dem Untergang geweihten Stadt.

    Dieser Untergang hat die Schwäche der Drachen offenbart und der Hexer konnte sowohl an Macht als auch an Unterstützung im Volk hinzu gewinnen. Sein Anspruch ein Gott zu sein mag nicht falsch sein, doch es ist ein Gott, der keine Liebe kennt. Seine Kreaturen in den Farben der Drachen haben so auch nur die Aspekte der Drachen, die keine Liebe benötigt. Der blaue Weg hätte in seiner Vorstellung sehr viel Gier, aber sicher keine Verantwortung für die Freiheit anderer und erst Recht keine Lebensfreude.

    Genug Gründe, um gegen den Hexer und seine Anhänger vorzugehen. Doch die Erkenntnis, dass es sich wirklich um einen Gott handelt, macht diese Aufgabe nicht einfacher und auch ich bin fern von jeder Lösung. Denn es scheint auch Niemand zu wissen, wie vor Äonen die alten Götter gestürzt wurden.

    Bis dahin bleibt uns nichts Anderes übrig, als einen Schritt nach dem Anderen zu gehen. Das hieß nach dem mißglückten Ritual erstmal die Siegel zurück zu beschaffen. Vereinfacht wurde dies, da der Hexer wenig damit anzufangen wusste und nicht die Kraft besaß diese zu zerstören. So konnten sie zurück gehandelt werden. Eine Aufgabe, bei der wir von der „Kraken“, in erster Linie Skua, den Silbernen halfen.

    Auch das Amulett wurde in einem Ritual aufgeladen, an dem Vertreter aller Drachen und des Wandels ihre Gedanken zum Weg der Freiheit erzählten. Ich hatte die Ehre in diesem Ritual den blauen Weg zu vertreten. Habe dem Amulett und damit hoffentlich auch Aurora erzählt, wieso ich den blauen Weg gehe und dass er bedeutet, dass man sich nicht vorschreiben lässt, wie man sein Leben lebt. Wie man denkt, spricht und handelt. Aber ich habe auch von der damit verbunden Verantwortung berichtet.

    Wie genau Vincenca letztendlich wieder zurück geholt wurde kann ich gar nicht sagen, da ich nicht zugegen war. Doch sie haben sie zurück geholt und dann hat ihre Crew sie gemeinschaftlich erschossen – so wie es ihr Wunsch war. Denn Nekromantie war für uns Blaulageristen nie eine Option. Ich erhebe meinen Becher auf die Kapitänin, deren Seele nach Berichten von Anwesenden in die blauen Gefilde gesegelt ist.

    Mit meiner Crew begleitete ich Kapitän McShorty, der Aurora das Amulett geben sollte. Diese war indessen an der Seite des Hexers aufgetaucht und die Schlacht war indessen entbrannt. Im Hof der Burg sprang McShorty dann beherzt vor, um Aurora die Kette umzulegen. Die meisten von uns, auch ich, waren zu dem Zeitpunkt vom Hexer versteinert worden. Doch man erzählte mir später, dass es ihm nicht zur Gänze gelang und sie die Kette dann in Händen hielt. Auch später habe ich den Anhänger nicht an ihr gesehen.

    Wieder beweglich wichen die kurzen Zweifel, was nun zu tun sei, einer blauen Entschlossenheit. Wir müssen nah an Aurora heran kommen und den Hexer ablenken, um mit ihr zu reden. So bahnten wir uns den Weg in die Schlacht, weit reichte das Tempre von Cassys Stimme und schon bald sangen alle das alte Shantie „Old Chariot along“. Das Lied, das wir schon beim großen Ausmarsch auf dem Fest der Drachen gesungen hatten.

    Hinter den Schlachtreihen warteten wir singend auf den Moment, in dem sich eine Lücke öffnen und einen Weg zu Aurora offenbaren würde. Jeder Blaue war bereit sich als Teil der Sturmflut in die Reihen des Feindes zu stürzen, um den beiden Erstdrachenweltler, die sich für den blauen Weg entschieden hatten und in deren Land Aurora geboren war, den Weg zur Stimme der Zeit zu bahnen. Jeder war bereit dafür sein Leben zu geben.

    Doch dazu kam es nicht, denn plötzlich kam Regismund, Lagerrat des Grauen Lagers, auf das Schlachtfeld gestürmt und rief uns Blauen zurück zu Burg und Tempel. Wie ein Mann, ohne Zaudern und Zögern, sprangen wir auf und rannten zum Tempel. Aye: rannten! Die Wachen vor dem Tor bildeten für uns eine Gasse und mich verwundert noch immer, dass McShorty und ich als Erste durch das Tor stürmten. Schließlich sind wir beide vertikal herausgefordert und haben nicht unbeding die längsten Beine.

    Scheinbar wäre es aber gar nicht so eilig gewesen, denn vor Ort hatten wir erstmal Zeit zu verschnaufen. Den Drachen sei Dank, denn etwas Luft holen war eine ganz gute Idee. Eine solche Strecke zu sprinten ist man ja als Seemann nicht gewohnt, denn sie war um Einiges länger als die Distanz vom Heck zum Bug der „Kraken“. Außerdem sollte ich nicht versuchen zu Laufen und weiter zu singen.

    Über die eigene Dämlichkeit verwundert schüttele ich meinen Kopf und nehme noch einen Schluck Portwein. Während ich im Innenhof versuchte nicht einem Schlagfuß zu erliegen war im Tempel der sphärische Teil von Aurora aufgetaucht und man hatte ihr den Seelensplitter, den das indessen besiegte Monster aus dem Portal hinter der versteinerten Vincenca mit sich geführt hatte, gegeben. Irgendwie scheinen wir nicht gewonnen, aber auch nicht in allen Bereich verloren zu haben.

    Der Hexer ist zumindst abgezogen. Mit ihme seine Gefolgsleute und ihre Truppen. Grund genug sich mit den Blauen mal etwas dem Aspekt der Lebensfreude zu widmen. So saßen wir noch lange zusammen und haben gesungen, während die Flaschen kreisten. Wir mögen in unserem Handeln und erst recht in der Auslegung des blauen Weges, den ich mit Erik Petersen beim Fest der Drachen auch noch mal ausdiskutieren werde, sehr unterschiedlich sein, aber der blaue Weg eint uns. Diese Einigkeit haben wir in diesen Tagen gelebt und auch sie ist es, die mich immer wieder dem Ruf des Blauen Drachens folgen lässt.

    Ich reibe mir die Augen. Es ist so viel geschehen. Über so viel wurde geredet. So viele Gedanken, dass der Kopf davon zu platzen droht. Auch wenn die Diplomatie nicht zu den einfachsten Aufgaben auf dem Fest der Drachen zählt, so freue ich mich schon auf diese im Vergleich zu den Geschehnissen in Elitawana simple Angelegenheit.

  • Während ich wieder viel mit der Kamera unterwegs bin sitze ich natürlich auch an Sachen fürs mein Hobby Larp. Erstmal habe ich mit der 2. Auflage des „Kompendiums der Seemannschaft“ begonnen. Es wird mehr Zeichnungen haben, mehr Infos bei den Schiffstypen (dafür fallen die Kapitel mit der Fremdautoren aus dem 18. Jahrhundert raus), mindestens ein weiteres Kapitel über Enterwaffen, Schwarzpulverwaffen und Geschützen. Und – wenn ich entsprechende Zusendungen erhalten – auch noch mehr Flaggen.

    Dafür hat Askir jetzt in Port Whine, einer Stadt auf Liberty Island, der Insel des blauen Drachen des Drachenfestes, eine Druckerei aufgebaut – Askirs Freie Presse (AFP). Nebenbei hat er sich natürlich auch dort niedergelassen. Und wenn schon mal eine Druckerei da ist, kann man auch direkt mal eine Inselzeitung raus bringen. In Absprache mit den „Hütern“ der Insel Nadine und Sascha und deren Rücksprache mit dem Drachenfest-Veranstalter Wyvern ist „Die Flaschenpost“ entstanden.

    Zum „Blauen Nachcon 2017“ (Fotos hier) ist die zweite Ausgabe heraus gekommen, die natürlich IT durch die Schiffe und Reisenden und Händler, die Liberty Island ansteuern, auch „weltweit“ Verbreitung finden kann. Diese Ausgabe findest Du jetzt hier: Klick!

    Um die Bewohner der Blauen Insel dazu aufzufordern am Inhalt der Zeitung mitzuwirken, habe ich übrigens auch einen IT-Brief geschrieben, denn Du hier findest: Klick!

  • Kapitel I : Schlammageddon

    Kapitel II : Drachenfest

  • Einige Wochen vor dem Drachenfest habe ich einen Intime-Brief an die „Blaufüchse“, an die die Diplomaten des Blauen Lagers auf dem Drachenfest geschrieben, in dem ich die Gedanken und Überlegungen von Askir über den Blauen Weg, das Blaue Lager und die Diplomatie fixiert habe. Im Spiel haben natürlich nur die besagten „Blaufüchse“ von dem Schreiben Kenntnis  (und einige andere ausgewählte Blaulageristen), aber hier auch OT für Alle, die an den Gedanken teilhaben wollen:

    Brabak, 3. Ingerimm 1039 BF

    Liebe Freunde,

    seit dem letzten Fest der Drachen sind jetzt einige Monde vergangen und es ist zu vermuten, dass wir in nicht allzu ferner Zeit wieder vom blauen Drachen gerufen werden. Ich hoffe, dass viele von Euch seinem Ruf folgen werden und wir uns auf dem Fest der Drachen wieder sehen.

    Ich für meinen Teil habe entschieden, dass ich seinem Ruf, wenn er mich ereilen sollte, wieder folgen werde. Und ich werde meine Fähigkeiten, welche ich immer noch in erster Linie in der Diplomatie sehe, für ihn, das Lager und damit die Freiheit einsetzen.

    Eine Freiheit, die absolut ist. Wie der Wind, der seine Kraft und seine Richtung selbst bestimmt. Eine Art der Freiheit, die für uns Sterblichen nicht begreifbar ist. Wie die untergründliche Tiefe der See, von der wir nur ein vages Gefühl haben.

    Wir Sterblichen benötigen Strukturen, die nur scheinbar unsere Freiheit einschränken, denn nur mit ihnen sind wir in der Lage die Freiheit des Einzelnen zu schützen. Denn allzu schnell wird unter dem Deckmantel der Freiheit nur die Durchsetzung persönlicher Wünsche und Vorteile mit dem Recht des Stärkeren forciert. Letztendlich führt dies zur Freiheit Einzelner auf Kosten der Freiheit Vieler.

    Auf dem Kurs des Blauen Drachen zu segeln bedeutet aber gerade dies nicht. Es bedeutet auch Verantwortung für die Freiheit anderer zu übernehmen. Die Verantwortung für die Freiheit selbst zu tragen. Und genau aus diesem Grund hat er uns gerufen. Genau aus diesem Grund folgen wir seinem Ruf.

    Aus diesem Grund sammeln sich unter dem Blauen Banner unterschiedliche Mannschaften, Gruppen und einzelne Glücksritter. Sie opfern einen Teil ihrer eigenen Freiheit und fügen sich in die Strukturen des Lagers ein, weil sie wissen, dass sie alleine gegen die Tyrannei nicht bestehen können. Weil sie alleine ihren freiheitlichen Lebensstil nicht bewahren können.

    Die Gier nach Freiheit ist unser Antrieb. Für uns die Freiheit bewahren, für Andere die Freiheit erstreiten. Eine für uns nicht begreifbare absolute Freiheit, die wir Sterbliche im Rahmen unserer Möglichkeiten im Blauen Lager und seinen Institutionen leben.

    Aufbauend auf diesen Überlegungen und Grundsätzen habe ich mir über einen möglichen Kurs der Blauen Diplomatie Gedanken gemacht. Daraus ergeben sich die Ziele, die wir uns in unserer Arbeit (als auch das Lager) meiner Ansicht nach setzen sollten:

    1. Der Sieg des Blauen

    Der Sieg und damit der Anspruch auf die Herrschaft ist die Prise, die wir auf dem Fest der Drachen für den Blauen Drachen erringen wollen. Es ist nicht nur unsere Gier nach Freiheit, nach dem Sieg und der besten Prise allein, die uns dieses Ziel vorgibt, sondern unsere Aufgabe, der wir uns verschrieben haben, als wir dem Ruf des Blauen gefolgt sind. Daher hat sich Alles diesem Ziel unterzuordnen, sofern es den blauen Tugenden entspricht.

    Auch ich habe in den letzten Götterläufen an der Diskussion teilgenommen, ob der Blaue herrschen sollte und kann, wenn doch Freiheit nicht herrscht. Ob er die Herrschaft nach einem Siege nicht besser abgeben sollte und mir den Kopf zerbrochen, wie zu verhindern ist, dass bei einer nicht ausgeübten Herrschaft Chaos die heimliche Herrschaft übernimmt. Doch wer sind wir, dass wir darüber eine Entscheidung treffen oder dem Blauen Drachen gar Befehle geben könnten?

    Der Blaue Drache hat uns gerufen, um ihm die Herrschaft zu ermöglichen. Das ist unsere Aufgabe, weil wir wissen, dass wir nur, wenn wir uns dieser Aufgabe verschreiben, unsere Freiheit und unseren Lebensstil mit aller darin enthaltenen Lebensfreude bewahren können. Wie der Blaue Drache die Zeit seiner Herrschaft nutzen wird, wird er entscheiden und ich habe keinen Zweifel, dass es – selbst wenn wir sein Handeln nicht verstehen sollten – die richtige Entscheidung ist.

    Wir müssen uns und dem Lager aber bewusst machen, dass wir auf dem Weg zu einem Sieg auch zuweilen auf den Sieg verzichten müssen. Bei aller verständlichen Gier und jedweder Unbeugsamkeit muss klar sein, dass man auf dem Fest der Drachen nur einen Sieg erringt, wenn man Freunde und Verbündete an seiner Seite weiß. Wie ein einzelnes Schiff keinen ganzen Konvoi von bewaffneten Schatzschiffen bezwingen kann, so benötigt man auch für einen Sieg beim Fest der Drachen eine Flotte.

    Es gilt daher Freundschaften zu schließen und sich der Schuld anderer Drachenlager zu versichern, um eine solche Flotte zu bilden, die einen zum Sieg trägt. Wenn wir eine realistische Chance auf den Sieg haben wollen, dann brauchen wir Freunde in den anderen Lagern. Auch wenn es einige Jahre dauert diese Freundschaften aufzubauen und eine Flotte zusammen zu stellen, so ist es ein Weg, der sich lohnt und zum Erringen des Sieges unverzichtbar ist.

    Launisch wie die See hat sich das Blaue Lager in den letzten Jahren öfters gezeigt und wir alle wissen, dass ein plötzlicher Sturm jedes Vorhaben durcheinander wirbeln kann. Daher darf diese Flotte nie auf Verträge und Abkommen basieren, welche über das jeweilige Fest der Drachen hinaus geht. So wie Du, wenn ein Kamerad Dich in der Takelage im Sturm mit einem beherzten Griff vor dem nassen Seemannsgrab bewahrt, auch ohne feste Absprachen in dessen Schuld stehst, so muss auch die Flotte auf solchen Verpflichtungen basieren.

    Wir wollen den Sieg. Dafür bauen wir uns eine Flotte von Freunden und Verbündeten auf, die ebenso auf unsere Unterstützung bauen kann. Doch wir schließen keine festen Verträge oder treffen bindende Absprachen über das jeweilige Fest der Drachen hinaus.

    2. Kein Sieg für Kupfer

    Ich erinnere mich noch daran, wie das Blaue Lager trotz einer lächerlichen, einstelligen Anzahl von Dracheneiern mehrere Tage forderte und sich auf kein Bündnis einließ,  bis wir erschrocken feststellen mussten, dass sich immer mehr Lager für Kupfer aussprachen. Erst dann konnte sich das Blaue Lager durchringen nicht weiter zu fordern und wir Diplomaten des Blauen haben aus den noch verbleibenden Lagern in langen Verhandlungen eine Allianz gegen Kupfer geformt.

    Eine Situation, die nicht hätte eintreten müssen, wenn man nicht gierig am eigenen Sieg festgehalten hätte, der zu dem Zeitpunkt schon lange fern jeder Möglichkeit war. Eine Situation, die uns leicht unsere Freiheit hätte kosten können.

    Daher muss immer auch unser Ziel sein einen Sieg von Kupfer, die damit einhergehende Tyrannei und der Verlust unserer Freiheit, unter allen Umständen zu verhindern. Dies bedeutet im Rahmen der diplomatischen Tätigkeit soweit möglich zu verhindern, dass sich andere Lager mit Kupfer verbünden und sie stattdessen an uns zu binden.

    Wir stemmen uns gegen jede Form der Tyrannei, für die in den Drachenlanden der Kupferne Drache steht. Daher werden wir seinen Sieg unter allen Umständen verhindern. 

    3. Der Sieg eines Freundes

    Ausgehend von oben ausgeführten Gedanken zur Bildung einer Flotte werden wir andere Lager beim Erreichen des Sieges unterstützen müssen. Das haben wir früher schon getan, da es auch unseren Interessen dient: Es verhindert einen Sieg von Kupfer und zeitgleich schaffen wir uns Freunde, die verpflichtet sind. Und mit dieser Verpflichtung einher geht uns bei einem Blauen Sieg zu unterstützen.

    Die Maxime dabei muss aber immer sein, dass wir weiterhin dem Kurs des Blauen folgen und damit unter dem Wind der Freiheit segeln. Daher werden wir – sowohl direkt als auch indirekt – nur jene Lager und damit Drachen  unterstützen, unter deren Herrschaft wir sicher sein können unsere Freiheit und unseren Lebensstil zu bewahren.

    Durch die enge Bindung in der Flotte haben wir auch die Möglichkeit durch unser Vorbild im Leben und Handeln anderen Lagern die Freiheit näher zu bringen. Wenn wir ihnen die Freiheit mit Verantwortung und Lebensfreude vorleben werden wir mehr Leute von unserem Weg überzeugen können, als durch jeden eingeschlagenen Sturkopf.

    Wir bilden eine Flotte mit Freunden und Verbündeten, denen wir die Freiheit mit all ihren Facetten vorleben. Wir übernehmen Verantwortung für sie und unterstützen sie bei ihrem Sieg, wie sie uns bei unserem Sieg unterstützen werden.

    Im letzten Jahr hat uns der diplomatische Kurs in kabbelige See geführt und wir haben in einigen Lagern Vertrauen verloren. Doch ich bin zuversichtlich, dass wir die Wellen wieder glätten können. Das sollte zumindest eine der kommenden Aufgaben sein.

    Auf Grund meiner Überlegungen und Erfahrungen würde ich gerne zukünftig in der Diplomatie und damit bei den „Blaufüchsen“ einige Dinge umsetzen. Wir wissen alle, dass das auch immer von dem Kurs abhängt, welchen der Captain Table vorgibt, aber ohne einen vorher überlegten Kurs sollten auch wir Blaufüchse nicht in See stechen.

    1. Schnellere Entscheidungen durch den CT

    Gerade in der Diplomatie wird man oft mit Anfragen konfrontiert, die nicht einen halben Tag warten können, bis ein CT zusammen tritt und eine Entscheidung fällt. Das war in den letzten Jahren oft ein Problem, das sich durch die Einrichtung des „Not-CTs“ im letzten Jahr verbessert hat. Für eine effektive und sinnvolle Diplomatie werden wir diese Einrichtung öfter nutzen müssen, weshalb es wichtig ist, dass wir zu einigen Entscheidungsträgern ständigen Kontakt halten sollten.

    2. Die Zusammenarbeit mit der Hafenmeisterei

    Ich habe das Gefühl, das wir viele Entscheidungen und Empfehlungen nur auf Basis unserer Diplomatie, den geführten Gespräche und unseren persönlichen Einschätzungen getroffen haben. Eine gute Basis, aber meiner Ansicht nach nicht ausreichend. Wir benötigen mehr Informationen. Informationen, die nicht nur über die offiziellen diplomatischen Kanäle zu beschaffen sind, sondern auf aufgeschnappten Gerüchten, mitgehörten Gesprächen und ähnlich beschaffte Berichte gründen. Die Anlaufstelle für Informationen im Lager ist die Hafenmeisterei, mit der ich daher zukünftig enger zusammen arbeiten möchte. Meiner Ansicht nach brauchen wir eine Verbindungsperson zur Hafenmeisterei, die sich um die Beschaffung solcher Informationen für uns kümmert und die Informationsweitergabe in beide Richtungen verbessert.

    3. Enge Abstimmung mit der Heerführung

    Meiner Ansicht nach hat das im letzten Jahr schon gut funktioniert, was auch damit zusammen hing, dass wir jetzt einen eigenen Bereich in unmittelbarer Tornähe haben. Diese enge Abstimmung sollten wir fortführen und weiter ausbauen. Besonders Nichtangriffspakte und Unterstützungsabsprachen sind nur mit vorheriger Absprache mit der Heeresleitung zu schließen.

    4. Forderung nach dem Sieg

    Meiner Erinnerung nach haben wir letztes Jahr nicht von Beginn an den Sieg gefordert. Jeder, der schon mal etwas verkauft hat, weiß, dass man immer mit dem Maximalgebot in Verhandlungen geht. Daher sollten wir das auch machen und erst mal den Sieg fordern. Und wenn wir diese Forderung für ein anderes Lager zurück ziehen, dann müssen wir entsprechend durchblicken lassen, dass sie dadurch in unserer Schuld stehen.

    5. Bündnisse

    Schon nach einem Tag ein festes Bündnis zu schließen habe auch  ich letztes Jahr für eine gute Idee gehalten – nach den Erfahrungen sehe ich das heute anders, da man sich damit viele andere Optionen zu früh verbaut. Daher würde ich die feste Absprache eher zu einem späteren (aber nicht zu späten) Zeitpunkt schließen wollen. Bis dahin sind aber zeitliche begrenzte Bündnisse und Absprachen möglich und sollten auch, vor allem mit benachbarten Lagern, geschlossen werden.

    6. Die Organisation der Blaufüchse

    In den vergangenen Jahren ist das diplomatische Korps immer weiter gewachsen. Vor allem, was engagierte Diplomaten angeht, die sich auf ihre Aufgabe konzentrieren und indessen teilweise schon über mehrere Jahre Beziehungen zu anderen Lagern pflegen und hier Fortschritte für das Blaue Lager erzielt haben.

    Diese Kompetenzen, die auch mit persönlichen Beziehungen zu Diplomaten und weiteren Ansprechpartnern in anderen Lagern einher gehen, müssen wir nutzen und weiter ausbauen. Darüber hinaus bin ich dafür, dass wir die Blaufüchse weiter vergrößern, bis wir für jedes Lager zwei Diplomaten sowie weitere Blaufüchse als Kontaktleute zu den blauen Institutionen einsetzen können.

    Zum Einen sind zwei Diplomaten pro Lager von Vorteil, wenn man vor Ort im anderen Lager bleiben muss, aber es zeitgliche sinnvoll wäre, dass wichtige Informationen ins Blaue Lager gebracht werden müssen. Zum Anderen sehe ich auch den Vorteil, dass wir so neue Diplomaten in die Aufgaben einführen. Aus diesem Grund würde ich einen erfahrenen Diplomaten oder erfahrene Blaulageristen, denen man diese Aufgabe zutraut, mit einem neuen Diplomaten zusammen einsetzen.

    Der Ausbau der Blaufüchse hätte aber auch den Vorteil, dass man der Größe des Lagers Rechnung trägt, in dem sich sicher noch viele Talente finden lassen dürften, die bisher nicht bei uns aktiv sind. Hier sollten wir durch direkte Ansprachen versuchen weitere Diplomaten zu rekrutieren, um unsere Reihen auszubauen. Auch, um die altgedienten Diplomaten etwas zu entlasten.

    Beibehalten sollten wir die gute Kommunikation untereinander mit häufigen Treffen und Zusammenkünften im Diplomatenhaus in der Barrikade. Jeden Morgen sollten wir uns hier austauschen, bevor die Diplomaten der Lager aufbrechen. Ebenso ist das Diplomatenhaus ständig besetzt, damit hier alle Informationen zusammen laufen. Der Hochdiplomat sollte hier häufig anzutreffen sein und wenn nicht, dann sollte dort Jemand wissen, wo er oder sie erreichbar ist.

    Niemand hat gesagt, dass die Freiheit zu leben einfach ist. Das merken wir im Blauen Lager jedes Jahr aufs Neue. Während wir Sterblichen die absolute Freiheit des Blauen nicht begreifen können ist doch die Definition von Freiheit so unterschiedlich wie die Formen der Wellen. Trotzdem habe ich vor mich wieder in die stürmische See zu werfen, um die Wogen zu einem Sieg des Blauen – in diesem oder in einem der nächsten Jahre – zu glätten und den Kurs abzustecken. Ich hoffe Ihr seid mit dabei.

    Für die Freiheit! Für den Blauen!


    Anmerkung

    Das hat ja besonders in Punkt 2 und 3 nicht so gut geklappt, aber wie immer: Der beste Schlachtplan überlebt nicht den ersten Kontakt mit dem Gegner. 😉

  • Als Architektensohn, der selber etliche Jahre in der Branche gearbeitet und ein paar Semester studiert hat, begleitet mich das Zeichnen schon mein ganzes Leben. Eigentlich verrückt, dass ich – von den Kleidungsskizzen – bisher so wenig fürs Larp gezeichnet habe. So richtig habe ich das erst mit meinen Skizzen für das Blutbrevier von Anselm angefangen (hier). Aber das ist ja was, was man ändern kann. Erst mit den Zeichnungen für das „Kompendium der Seemannschaft“ (Beitrag hier) und jetzt sitze ich an Zeichnungen für Hutkarten. Also an Karten, die an Askirs Hut dran sollen (so in etwa wie hier gezeigt).

    Beim Zeichnen ist es übrigens wie bei den meisten kreativen Sachen: Es gibt Tage, da sitze einfach kein Strich und nach Stunden hat man dann etliche Skizzen, aber keine davon flasht einen. Dann gibt es aber auch Tage, an dem es einfach fluppt. So ein Tag war vorgestern. An sich toll, aber die meisten Ergebnisse waren vom Format dann doch irgendwie nicht für eine Hutkarte geeignet. Daher kommen zum Beispiel die folgenden zwei Zeichnungen auch erstmal ins Archiv und werden sicher irgendwann dann für ein anderen Projekt genutzt.

    Aber auch heute hat es sowohl analog mit Bleistift und Tuschestift als auch digital mit Photoshop gut funktioniert und diese drei Karten sind – sowohl in Schwarz-Weiß, als auch farbiger Variante – entstanden. Die Karte mit der Meerjungfrau bzw. Nixe wird es wohl nicht auf Askirs Hut schaffen. Da haben der blaue Drache und das Symbol der Gischtgeborenen schon bessere Chancen … 😉

  • Aus den Heckscheiben blickt Askir auf die See hinaus. Die Sonne war schon unter der Kimm verschwunden und der Himmel ist in die unterschiedlichsten Blautönen getaucht. Askirs Körper folgt wie selbstverständlich dem Rollen und Stampfen des Schiffes, das mit geblähten Segeln durch die See schneidet. An seine Ohren dringt das Knarzen des Holzes, das Knirschen der Taue, die Rufe der Seefahrer und die Geräusche von Füßen auf dem Deck über seinen Kopf.

    Endlich wieder auf See. Endlich wieder unterwegs auf der Weite des Ozeans. Endlich wieder auf Fahrt mit seiner „Knurrhahn“. Ohne Angst auf das nächste Schiffsunglück, denn Efferd bestimmt über unser aller Schicksal und er entscheidet über Wohl und Wehe auf See.

    Erst wenige Tage war Askir aus Elitawana zurück in seine Zeit und seine Welt zurück geworfen worden, als seine Schivone „Knurrhahn“ in den Hafen von Brabak einlief. Unmissverständlich ein Zeichen.  Eigentlich für die Handels-Compagnie auf Handelsfahrt unterwegs hatte Askir das Schiff kurzentschlossen für sich mit neuer Order versehen.

    Nun segelt die Galeone mit Kurs über die Zyklopeninsel zu den Drachenlanden.  In der Hoffnung, dass sich auf dem Kurs die Silhouette der Galeasse „Gorgon“ über der Kimm zeigt. Dem Schiff von Kapitän Don Arktos, auf dem sich Askir auf der Fahrt in die Drachenlande schon öfter als Rudergänger anheuern ließ. Am Ruder eines Schiffes voller alter Kameraden und Freunden in die Drachenlande zu segeln klang immer noch gut.

    Der Mann, der das Gefühl hat, das sein ohnehin schon bewegtes Leben abermals mit zielstrebigem Kurs auf den nächsten Sturm zusteuert, starrt weiter in die einsetzende Dunkelheit. Einer Metapher, wenn er an die Ereignisse in Elitawana zurück denkt: Die Erschaffung der pervertierten Avatare der Drachen. Möglicherweise hätte es schlimmer kommen können, aber nur wenig war jemals so weit von einem Sieg entfernt.

    Sie hatten verloren. Der Hexer hatte sein Ziel erreicht. Es waren Avatare in den Kreis gerufen worden, welche die dunklen Seiten der Drachen in sich vereinten. Doch das erste Mal war Askir froh, dass der Blaue Drachen in der ersten Drachenwelt noch nicht erwacht war. Die Gier wurde bei der Erschaffung des schwarzen Avatars verortet, doch es gibt keinen Gegenavatar zum Blauen.

    Und nicht zum Wandel. Wenn dem Steinmetz von Elitawana, der schon mehr als ein Menschenalter zu leben scheint, zu trauen ist, dann ist der Drache des Wandels dabei zu erwachen. Das Chaos, das immer seine Eigenständigkeit ohne Drachen betont hat, würde damit als Lager des ewigen Wandels mit einem Drachen am Wettkampf teilnehmen.

    Ein leichtes Lächeln kann sich Askir nicht verkneifen: Das könnte einige Chaospriester in Deutungsschwierigkeiten bringen und interessant werden. Doch letztendlich spielt der Name oder das Wesen eines Avatars nur eine untergeordnete Rolle, wenn sich dort weiter Dämonenpaktierer herumtreiben.  Er reibt sich die Augen. Und dann ist da noch die Sache mit Harold …

    Doch aus den Nebelschwaden schlechter Nachrichten gleitet ein Schiff hervor, dass sich Hoffnung nennt. Am Masttop des Schiffes weht die Fahne der Freiheit. Eine Hoffnung, die ebenfalls in Elitawana neue Nahrung erhielt.

    Er war in einer Vision dabei, als die Freiheit in der ersten Drachenwelt aus einem hohlen Wort zu einem Aufruf zur Tat wurde. Als sich die ersten Frauen und Männer im Geheimen zusammen fanden, um die Freiheit für sich und Andere zu erkämpfen. Sie übernahmen die Verantwortung und handelten. Sie überfielen Ortschaften nicht zum Plündern und Töten – nur der Freiheit der dort festgehaltenen Sklaven galt ihr Streben.

    Dieser Freiheit hatte sich Askir auch verschrieben, als er sich vor einigen Jahren von Tiberius Graufuchs mit dem Wasser aus dem Kraftplatz des Blauen Avatars taufen ließ. Er erinnert sich auch daran zurück, als viele Blaulageristen vor dem Avatar Zeugnis ablegten über den Grund ihres Kommens:  nicht wegen der Gier, wegen der sie sich im Lager fortlaufend gegenseitig bekämpfen müssten, sondern wegen dem unbändigen Willen zur Freiheit.

    Das war auch zentrales Thema, als Askir in Elitawana dem grauen Helden den blauen Weg erklärte. Dass selbst die Halsabschneider, die dem Weg des Blauen folgen, um den Wert der Freiheit wissen und auch die Verantwortung kennen, die dieser inne wohnt. Als Ausgleich zur Tyrannei des Kupfernen sind wir es, die den Einzelnen, seine Träume und Wünsche, vor dem Zwang bewahren.

    „Wir haben natürlich Handelsfahrer und Piraten“, sprach daraufhin sinngemäß der graue Held. „Aber auf der weiten See gibt es noch viel Platz und vor allem hinter den Inseln ist der Ozean noch unerforscht. Vielleicht wäre das ein Ort, an dem ihr die Freien hinführen könnt und sie frei sein können.“

    Die Weite des Meeres, die wilden Wogen und sanften Wellen, der stürmische und laue Wind, die launische See, der unbeugsame Ozean als neue Heimat der Freien in der ersten Drachenwelt. Ein Gedanke des grauen Helden, den Askir auch an Lydia, der wohl ersten Blauen aus den Einwohnern der ersten Drachenwelt, weitertrug. Und er sah das Leuchten in ihren Augen.

    Ein Lächeln umspielt seine Lippen. Bei allen schlimmen Ereignissen in Elitawana gibt es auch allen Grund für Freude und Hoffnung. Der Blaue Drache erwacht und der Ruf nach Freiheit wird immer stärker. Der Blaue Weg, die eigene Freiheit und die Freiheit Anderer zu erkämpfen und zu verteidigen und mit Verantwortung gemeinsam dafür einzustehen, gewinnt an Bedeutung.

    Jetzt gilt es noch diesen Gedanken auch beim Fest der Drachen festzuhalten, weiter zu tragen und mit Leben zu füllen.

  • Erst die Krankheitphase, dann hat mein Computer über längere Zeit immer wieder gestreikt. Aber da das ja keinen Einfluss auf die Fähigkeit für Näharbeiten hat, ist es mit Bernulf natürlich weiter gegangen – nur halt ohne zeitnahe Begleitung hier im Blog.

    Unter anderem habe ich meine Liebe für den Schlingenstich entdeckt. Nachdem ich die bei der Gruppe MacKean beim Sinziger Barbarossamarkt gesehen habe und dann noch Anfang Dezember bei einer Reenacterin (Lif von Laach), habe ich etwas recherchiert und in Zukunft wird dieser Stich sicher noch viele meiner neuen Klamotten zieren. Vielleicht kommt bald hier im Blog auch noch eine kurze Anleitung.

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    Auch die Karten für das Zeit der Legenden und das Drachenfest nächstes Jahr sind angekommen. Jetzt hoffe ich nur, dass ich an den beiden Veranstaltungen auch Urlaub bekomme. Wenn nicht, werde ich mir wohl was überlegen müssen.

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    Auch wenn nicht alles Zeug von der Liste fertig geworden ist, war Bernulf doch ausreichend ausgestattet (unter anderem mit dem schönen, neuen langen Messer vom Handelshaus Rabenbanner), um letztes Wochenende am „Finsterthal 1“ teilzunehmen. Mehr aber in einem späteren Beitrag.

  • Noch knapp zwei Monate bis zum Drachenfest. Kühle Temperaturen sind nicht zu erwarten. Nach den Erfahrungen des letzten Jahres nicht die optimale Jahreszeit für meine Wollwesten. Gut, dass ich letztes Mal eine leichte Weste von Morgaine (einem Charakter meiner Frau) geklaut hatte. Aber zwei eigene Westen, die sommertauglich sind, stehen daher für das Drachenfest auf der To-Do-Liste.

    Passend zu Askirs Herkunft aus Havena würde sich das ursprüngliche Farbkonzept mit der Kombination Blau-Weiß erweitern. Die Farben des Wappens der Stadt Havena wie auch des Fürstentums Albernia in Aventurien. Darüber hinaus passt es aber auch einfach zu meinem Job als Diplomat des Blauen Lagers (ein Job, den ich hoffe auch dieses Jahr wieder ausfüllen zu können).

    Da der Weste allein etwas der Kick fehlt habe ich mir überlegt, dass es endlich Zeit für den schon lang geplanten Schultermantel bzw. das Cape ist. Und so wie auf der Skizze könnte das Ergebniss dann aussehen. Der Stoff liegt übrigens schon bei mir daheim und ist auch schon gewaschen, so dass es an sich bald mit Nähen losgehen kann.

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    Doch gibt es noch zwei Fragen, die ich mir hinsichtlich der Pläne stelle:

    1. Emblem auf der Weste? Also ob ich mir ein Symbol auf die linke Brust der Weste nähen soll. Wobei entweder das Symbol „meiner“ Handels-Compagnie oder das Zeichen des Blauen Lagers (beide rechts oben auf der Skizze). Da ich mir zwei Westen machen werde wäre auch Beides möglich. Ergo: Symbol Ja oder Nein und wenn Ja, dann welches oder beide?

    2. Ich habe zwei schwarze Hosen, die ich auch auf jeden Fall mitnehmen werde (wenn sie auch langsam beginnen ihre Farbe zu verlieren). Ich habe auch eine weiße Hose. Eine blaue Hose müsste ich aus einer weißen Hose färben. Aber davor die Frage: Welche Farbkombination mit der Hose gefällt Dir am Besten?

    Ich freue mich (wie immer) über Antworten auf meine Fragen und jedes Feedback mittels der Kommentarfunktion unter diesem Beitrag oder auch gerne auf meiner Facebook-Seite „Der unvergleichliche Askir„. 🙂

  • Nach meinem letzten Besuch auf dem Drachenfest im Jahr 2011 bin ich dieses Jahr mit gemischten Gefühlen hin gefahren. Auch wenn ein Larp dieser Größenordnung (also von mehreren tausend Teilnehmern) für mich seinen ganz eigenen Reiz und eine besondere Atmosphäre hat, war ich doch 2011 mit meinen Spielmöglichkeiten und der Einbindung in das Spiel meines Lagers nicht glücklich gewesen.

    Mit Askir war ich 2011 im Blauen Lager und war in diesen Tagen viel unterwegs, um Informationen zu sammeln, wobei mir vornehmlich meine Bekanntschaft mit dem damaligen Heerführer des Grauen Lagers zugute kam. Doch im Blauen Lager nahm man die Informationen zur Kenntnis, ohne dass sich für mich daraus Spiel entwickelt hätte. Ich hatte das Gefühl, dass die alteingesessenen Gruppen und Charaktere das Revier unter sich aufgeteilt hatten und man als „Einzelspieler“ kaum eine Chance hat in das lagerinterne Spiel rein zu kommen (wenn man nicht mindestens davor stark im Forum aktiv war). Es war etwas frustrierend.

    Entsprechend gespannt war ich, wie es dieses Jahr laufen würde. Als Notnagel hatte ich zumindest einige Bekannte in verschiedenen Lagern, die ich besuchen wollte. Das habe ich letztendlich zwar geschafft – aber nicht so häufig, wie ich es geplant hatte. Denn im Gegensatz zu 2011 habe ich recht schnell ins Spiel des Blauen Lagers gefunden und war ständig auf Achse. Aber Eins nach dem Anderen.

    Organisation, Spielleitung und Regelwerk

    Die Organisation war routiniert und simpel. Sowohl im Vorfeld, als auch auf dem Con selbst. Eine Spielleitung habe ich nie gebraucht und einfach mein Spiel machen können. Nur gut, dass ich meinen Charakter schon vor dem Vorfeld konvertiert hatte – so lief der Check-In für mich schnell und unkompliziert. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass auch beim Drachenfest die neuen Regeln des ZdL eingeführt würden. Ob das jedoch (auch im Hinblick auf das internationale Publikum mit unterschiedlichen Larpvorstellungen) realistisch ist, kann ich nicht beurteilen.

    Ein ganz besonders Lob gebührt aber dem BLOT (Blaues Lager Organisations Team) und den Aufbauhelfern. Das ganze Jahr über kümmern sie sich um die Planung und vor Ort koordinieren sie die über 700 Spieler, deren Charaktere dem blauen Weg folgen. Das sichtbarste Zeichen ihres Engagements war der neue Kraftplatz wie auch unsere großartige Barrikade. Eine Leistung, vor der man anerkennend den Hut ziehen muss.

    Plot

    Jeder Drache will siegen. Und herrschen. Außer der blaue Drache natürlich, denn der ist ja nicht so der Herrschertyp. Manche Drachenlager verzichten zuweilen auch darauf. Es werden durch Questen Dracheneier gesammelt. Es gibt Diplomatie und Bündnisse. Und natürlich Kämpfe. Am Ende siegt der Drache, der die meisten Dracheneier hat. Im Normalfall herrscht er dann auch – bis zum nächsten Fest der Drachen im folgenden Jahr. Das wäre die Zusammenfassung des Plots, der natürlich durch mehr oder minder kluge Spieleraktionen noch ergänzt wird, für Nicht-DFler. 😉

    Und was die Diplomatie und die Bündnisse angeht komme ich ins Spiel. Oder besser: Da kam ich ins Spiel. Mit einer kleinen Information kam ich in Kontakt mit dem Chevalier, der zum wiederholten Mal zum Hochdiplomaten des Blauen Lagers ernannt worden war. Da ihm scheinbar ein diplomatisches Korps fehlte habe ich mich einfach mal angeboten – und wurde, wegen meiner Bekannten im Silbernen Lager, zum Diplomaten für besagtes Lager. Und dahin war es mit der (eh nicht gewollten) Ruhe. Wenn ich mir das eine Paar Stiefel so anschaue ist eine neue Sohle fällig (ernsthaft!).

    Fazit: Ich war viel unterwegs. Habe mich nie gelangweilt. Hatte etliche interessante Gespräche. Durfte viele Leute (Charaktere und ihre Spieler) kennen lernen. Diplomat ist echt ein dufter Job.

    Folgendes Foto: Der Diplomat Askir (rechts) vor dem Silbernen Lager im Gespräch mit der Baronin von Moosgrund zu Yddland, im Hintergrund der silberne Lagerkommandant Freiherr Arwain Aradon.

    Das Blaue Lager

    Die neue Bewegung „Tiefseeblau“ hat innerhalb des Lagers etwas Neues angestoßen. Nicht nur Konfliktspiel, sondern auch die grundlegende Möglichkeit den Weg des Blauen, wie er vom Lager gegangen wird, zu hinterfragen und darüber nachzudenken. Besonders über unseren – also jedes Einzelnen – Umgang mit der Freiheit und der damit einhergehende Verantwortung. Auch „Tiefseeblau“ wird keine Patentantwort liefern können (zumal die Bewegung ja auch noch in der „Kinderschaluppe“ steckt), aber in dem Konzept finden sich gute und interessante Ansätze. Auch wenn „Tiefseeblau“ ihre Ansichten stärker kommunizieren und für diese werben sollte, hoffe ich, dass diese blaue Graswurzel-Wellenkamm-Bewegung auch von den anderen „blauen Spielern“ stärker mit allen daraus erwachsenen Konflikten und Diskussionen als IT-Spielangebot betrachtet und angenommen wird (und nicht wie geschehen mit OT-Anfeindungen zu kämpfen hat). Man kann und sollte darüber reden, heftig diskutieren und (wenn es dann noch sein muss) kann man sich auch – wie es schon der blaue Avatar gesagt hat – um den richtigen blauen Weg prügeln.

    IT habe ich von einigen Kapitänen gehört, die dem „Captain’s Table“ bewusst fern bleiben. Ich habe IT das Gefühl bekommen, dass viele Blaulageristen den „Captain’s Table“ nicht mehr ernst nehmen. Dass man dort lange redet, aber kaum klare Entscheidungen fällt. Eine solche Entscheidung war für meinen Charakter der Mangel an Einigungswillen auf eine verantwortliche Person – statt dessen bestellte man vier Heerführer. Für uns Diplomaten eine schwere Zeit, denn mit wem sollte man jetzt zeitnah Entscheidungen und Verhandlungen absprechen? In anderen Lagern war man sich deshalb auch nicht sicher, ob man sich auf das Blaue und seine Zusagen verlassen konnte, da wir viel zu lange für klare Entscheidungen benötigten (da ja immer erst der „Captain’s Table“ einberufen werden musste). Eine demonstrative Uneinigkeit, die uns nach Ansicht meines Charakters sowohl intern als auch extern mehr geschadet als genutzt hat.

    Eine Uneinigkeit, die es bei „Tiefseeblau“ (TSB) so nicht zu geben schien. So wie die meisten Mannschaften einen Kapitän haben, der letztendlich das Sagen hat, wurde bei TSB am ersten Abend ein „Kompass“ gewählt, der nach Anhörung vieler Meinungen den Kurs bestimmt. Zumindest in der Theorie, denn dafür muss der Kompass auch greifbar sein, woran man noch arbeiten sollte. Aber alleine das hat bei meinem Charakter im Laufe des Cons für Sympathien für „Tiefseeblau“ geführt, denn Freiheit ganz ohne Struktur ist (seiner Meinung nach) Chaos – und dafür gibt es schon ein eigenes Lager. Schade, dass ich am letzten Abend nicht mehr Tiberius über den Weg gelaufen bin, um mehr zu erfahren und der Bewegung beizutreten. Aber vielleicht ergibt sich das ja – spätestens nächstes Jahr – noch.

    Fazit: Auch wenn das Blaue Lager meinen Charakter öfters an den Rand der Verzweiflung getrieben hat, steht für mich außer Frage, dass ich auch beim nächsten Drachenfest dem Weg des Blauen folgen werde (wie immer der auch aussehen mag).

    Meine Kritikpunkte

    Natürlich gibt es immer auch Dinge, die einem nicht gut gefallen. Dieses Jahr waren es aber nur Kleinigkeiten, die letztendlich die Freude über ein tolles Con nicht trüben können. Trotzdem muss ich sie mal los werden.

    Mein Lagerplatz war, da ich alleine unterwegs war, ganz am Rand des Blauen Lagers. Direkt hinter mir begann der Bereich mit den OT-Zelten. Es ist nicht sonderlich schön, wenn man immer, wenn man ins Zelt geht, Iglus sehen muss. Aber mir ist klar, dass Irgendjemand immer in diesen faulen Apfel beissen muss. Ärgerlich ist nur, dass man beim Blick in die andere Richtung auch – zwischen den IT-Zelten – OT-Zelte sehen muss. Auch wenn ich verstehen kann, wenn Crews gemeinsam lagern wollen – aber wenn Jemand ein OT-Zelt hat dann muss er/sie, meiner Ansicht nach, trotzdem in den Bereich für diese Zelte. Fand es auch etwas inkonsequent, dass die Zelte dann dort stehen bleiben durften.

    Ich bin Raucher von Filterzigaretten. Ich habe eine Tasche, in der sich meine Zigaretten befinden. Und in der auch Platz ist, um die ausgerauchten Filter rein zu stecken. Scheinbar gibt es aber etliche Raucher, die in ihrer Tasche nur Platz für die Zigaretten, aber nicht deren Reste haben. Anders kann ich mir die vielen Kippenstummel auf der Wiese nicht erklären. Verdammt, das muss doch nicht sein!

    Im Blauen Lager gibt es einige größere Gruppen – und die „Freien“ (also die Leute, die alleine oder in Kleingruppen reisen). Und damit die „Freien“ nicht Außen vor und involviert sind, wählen sie zwei oder drei Vertreter aus ihren Reihen für den „Captains Table“. Soweit die Theorie. 2011 habe ich davon nach dem DF im Forum erfahren. Hätte ich es nicht schon gewusst, wäre es dieses Mal wieder so passiert. Und die „Freien“, die bei mir lagerten, haben auch erst am letzten Tag durch mich davon erfahren. Ergo: Hier läuft etwas gewaltig schief! Denn ich hörte genug Beschwerden, dass sich Teile des Lagers nicht ausreichend beteiligen (wenn wir ausmarschieren zum Beispiel) – aber gleichzeitig scheinen die „Freien“ nicht wirklich involviert zu werden. Von der fehlenden Kommunikation ganz zu schweigen. Mein Vorschlag für nächstes Jahr: Schon bei der ersten Ansprache des blauen Avatars muss er auf diese Wahl hinweisen und bekannt geben, wann und wo sie stattfindet (sinnvollerweise vor dem ersten „Captains Table“). Außerdem müssen die „Freien“ in einem gemeinsamen Viertel im Blauen Lager untergebracht werden, um die Kommunikation zu erleichtern (sonst sucht man sich ja dumm und dämlich). Vielleicht stehen dann auch zukünftig mehr Leute für Aktionen bereit.

    Meine Highlights

      • Der Stolz, dass unser Banner bis zur Endschlacht nicht einmal unsere Barrikade verlassen hat. Nie erobert wurde. Auch wenn es am ersten Vormittag, als uns drei Lager angriffen, echt eng war.
      • Das Diplomatiespiel für das Blaue Lager, das ich gerne nächstes Jahr fortsetzen möchte – wenn man mich denn lässt.
      • Das Spiel der Crews der „Drunken Bastard“ und der „Patriot“ betrachten zu dürfen hatte schon was von einem Privileg. Großartig ausgestattet, toll gespielt. Da macht alleine das Zuschauen Spaß.
      • Die zwei Gespräche mit dem Chevalier über die Möglichkeiten, die sich uns in den folgenden Jahren auf dem diplomatischen Parkett bieten könnten.
      • und viele weitere Momente, die dieses Drachenfest so besonders haben werden lassen.

    Besondere Grüße

      • Keiv: Möge der Listige Dir eine glückliche Hand schenken und den Geist Deiner Gegner vernebeln. Ich freue mich schon auf unser nächstes Zusammentreffen.
      • Doc: Aves möge Dich an interessante Orte führen und der Fuchs Alverans Dich immer neue Geheimnisse finden lassen. War toll Dich kennen gelernt zu haben. Und nochmal vielen Dank, dass ich von dem vortrefflichen Rum kosten durfte. Jetzt werde ich wohl keinen anderen Rum mehr wirklich genießen können.
      • Harold: Danke für das schöne Spiel und die Einladung für den Samstagabend, als wir noch in netter Runde zusammen gesessen haben. Und ein Lob für Deine Arbeit in und für die Hafenmeisterei.
      • „Drunken Bastard“: Die Zeit mit Euch habe ich genossen und möchte mich noch mal für die immer freundliche Aufnahme in Eurem Lager bedanken. Dass ihr eine stimmige Gruppe mit tollem Spiel abseits von den sonst vielfach anzutreffenden abgerissenen Piraten seid, habt ihr schon beim ZdL bewiesen. Jetzt durfte ich aber auch erleben, dass ihr Euch beim Feiern selber nicht zu ernst nehmt und intern eine vorbildliche (OT-)Gruppendynamik habt. Vor Euch ziehe ich meinen Hut.
      • Silly, der mich als Händler mit etlichen Spielangeboten versorgt hat, die ich aber auf Grund meiner diplomatischen Tätigkeit nicht so wahrnehmen konnte, wie ich das gerne gemacht hätte.
      • Yddland: Vielen Dank für den immer wieder netten Empfang in Eurem Lager. Besonderen Dank natürlich an die Baronin für das schöne Spiel und die netten Gespräche. Bei Euch (so vielen netten Leuten) verweile ich immer wieder gerne.
      • Mishra: Du verrückter Kerl mit noch verrückteren Ideen. Es ist immer wieder eine Freude mit Dir zusammen zu treffen (wenn man Dich mal findet) und zu spielen. Freue mich schon auf das nächste Mal.
      • Frieda Fluchbrecher: Danke für das schöne gemeinsame Spiel und die nette Zeit, die ich mit Dir – unter anderem beim Besuch im Silbernen Lager – verbringen durfte. Man muss Dich einfach gern haben und ich hoffe, dass man sich noch öfter über den Weg läuft.
      • Chevalier: Dir gilt ein ganz besonderer Dank für das schöne und intensive Spiel, das dieses Drachenfest für mich erst zu was Besonderem hat werden lassen. Danke, für das mir entgegen gebrachte Vertrauen. Für die tolle Zusammenarbeit und die vielen tiefen Gespräche. Auch wenn Askir nicht immer mit Dir einer Meinung war, bist Du ein toller Diplomat und ich bin sicher, dass Askir (und ich) noch was von Dir lernen können. Nicht nur deshalb hoffe ich, dass wir auch nächstes Jahr das Spiel fortsetzen können.
      • und an alle Anderen, mit denen ich eine tolle Zeit verbracht habe, wie Heinrich Büttner, Snegla, dem Diplomatenpaar (deren Namen ich nicht kenne), Khemri und seinen Thorwalern, El Gar und seiner Tochter, meinen netten Zeltplatznachbarn, …

    Fazit

    Ich komme wieder. Die Karte habe ich schon. Jetzt muss es nur noch mit dem Urlaub klappen. Drückt die Daumen 😉

  • Die Liste der geplanten Cons für das Jahr 2014 wird immer länger und umfasst indessen schon zehn Cons mit ingesamt 42 Tagen. Das dürfte an sich reichen, bietet aber immer noch Platz, um ein Larpi, eine Taverne oder einen Tanzball dazwischen zu quetschen. Neben der Kleidung, die ja vom Stil her feststeht und teilweise schon in der Fertigung ist, denke ich indessen natürlich auch über die Ausstattung nach. Sowohl über das Kleinzeug als auch über größere Projekte.

    Seit seinem ersten Auftreten 2008 hat sich Askir vom einfachen Herumtreiber und Streuner zum eher wohlhabenden Händler und Kaufmann gewandelt. Darüber hinaus möchte ich ihn ja in seinem Glauben (aventurische Zwölfgötter, primär Phex) bestärken und irgendwann in den nächsten Monaten darf er auch gerne ein Mondschatten der Phex-Kirche werden. Dabei wird er wohl eher den Händler-Aspekt vertreten, der nicht ständig im Geheimen vertreten werden muss (auch wenn Askir sich sicher nicht überall als Geweihter vorstellen wird). So gibt es ja auch in Aventurien einige öffentliche Tempel des Herren Phex – nämlich die Händlertempel.

    Nun denke ich darüber nach, ob es eine Idee wäre einen mobilen Händler-Tempel aufzubauen, den man mit auf Con nehmen kann. Natürlich nicht auf jedes Drei-Tages-Con (da lohnt sich der Aufwand nur selten), aber für längere und größere Cons. Im Besonderen denke ich darüber nach auf dem Drachenfest im Hafenviertel einen solchen Tempel aufzubauen und zu betreiben.

    Warum im Hafenviertel? Weil der Händlertempel auch als Tempel der Zwölfgötter dient und damit auch eine Anlaufstelle von anderen Zwölfgöttergläubigen bzw. Aventuriern dienen kann und daher nicht in einem Lager abgeschirmt sein sollte. Das Hafenviertel in direkter Nachbarschaft zur Stadt bietet sicher auch genug Händler, die Phexens Segen gut gebrauchen könnten. Zudem ist meine Tendenz derzeit wieder eher eine Ansiedelung von Askir im Hafenviertel.

    In dem Tempel, den ich gerne mit ein oder zwei weiteren Leuten betreiben würde, sollte der Raum sein, um Geschäfte zu tätigen sowie den Zwölfgöttern nahe zu sein. Da der Hauptaugenmerk auf Phex liegt wird jeden Abend um 20 Uhr (also der Stunde des Phex) eine Andacht gehalten. Wenn andere Geweihte der Zwölfe eine Andacht halten wollen steht ihnen der Tempel ebenfalls zur Verfügung.

    Der Tempel würde aus einem Tarp bestehen – und ich hoffe das reicht und ist groß genug. Sonst müssten es zwei Tarps sein, die aneinander gebaut würden. Dann einen Altar und ggf. Schreine für Aves und Nandus. Banner mit dem Symbol von Phex natürlich auch, um den Tempel besser kenntlich zu machen. An der Eingangsseite sollte eine Holzkonstruktion mit einem Brett für Aushänge (erbauliche Schriften, Gebete, Ankündigung der Zeiten für die Andacht, etc.) und einem Opferstock für Spenden (mit Schloss) stehen. Als Händlertempel wäre es natürlich schön, wenn auch Sitzgelegenheiten vorhanden wären, aber das halte ich (leider) für schwierig.

    Hier mal eine grobe Skizze, wie der Tempel aussehen könnte. Was die Farbe der Banner angeht gibt es drei Farbvarianten.

    2013-12-02_larp_phextempel_

    Wenn ich nicht mit dem Tempel des Phex unterwegs bin (was wohl meistens der Fall sein wird) kann meine Frau einen Teil der Ausstattung sicher auch für einen Tempel der fünf Elemente von Alanis nutzen oder als kleines Lazarett. Oder wir nutzen das Tarp einfach als Schutz vor Sonne oder Regen.

    Natürlich sind noch einige Fragen offen. Lohnt sich der Aufwand und kann und will ich ihn stemmen? Passt das Zeug (neben unserem normalen Larpzeug) ins Auto? Wieviel kostet es? Das ist noch zu klären, aber reizvoll finde ich die Idee auf jeden Fall …

  • Nach langer Zeit habe ich mal wieder im Forum vom Drachenfest vorbei geschaut und bin dort natürlich auch in Nebelstadt gelandet. Nachdem ich mich 2011 in der Nebelstadt so richtig wohl gefühlt habe, habe ich es ja leider 2012 (Firmung meines Ältesten) und 2013 (wegen Krankheit) nicht geschafft teilzunehmen. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf es irgendwann wieder dahin zu schaffen – auch wenn der Termin mal wieder über den Geburtstag meiner Frau liegt. Naja, wir werden sehen, ob es 2014 klappt.

    Whatever: Ich bin im Forum auch über den Bereich der Nebelstadt gestolpert und dort wurde über ein Zeichen für das Stadtviertel von Weltenwacht diskutiert. Da ich gerade nix zu tun hatte habe ich mich dann auch mal ran gesetzt und eine Entwurfsskizze in den Rechner geworfen. Die Skizze ist jetzt auch im Forum veröffentlicht und ich bin dann mal gespannt, wie die Reaktion auf meine Idee ist.

    2013-08-08_larp_zdl_nebelst

    Unabhängig ob ich es 2014 wieder nach Nebelstadt schaffe – indessen ist die Entscheidung gefallen, dass es (nach 2010 und 2011) im nächsten Jahr wieder aufs Drachenfest geht. Meine Frau geht (wie dieses Jahr) in das silberne Lager, was ja so gar nix für Askir ist. Daher werde ich mich (nachdem das Blaue Lager jetzt ein eigenes, von der Stadt losgelöstes Lager wird) wahrscheinlich im (neuen) Hafenviertel niederlassen. Ich freue mich schon jetzt drauf. 🙂

  • Plötzlich erwacht man in der ersten Drachenwelt. Von den Drachen (meist von einem) wurde man in die Stadt „Weltenwacht“ entsandt, um dort … Dinge zu tun. Für den Drachen, der einen dorthin entsandt hat. Rätsel lösen, Kämpfe ausfechten, Diplomatie betreiben, Rituale vollziehen – oder einfach einen oder zwei Becher heben. Und je nachdem wie schlau oder wie blöd sich die Spieler anstellen passiert etwas, das dann auch Auswirkungen auf das Drachenfest hat. Das ist im Groben das, was auf dem „Zeit der Legenden“ mit einigen hundert Spielern und NSCs passiert.

    Gemeinsam mit Fion war ich letztes Jahr im verrufenen Hafenviertel von Weltenwacht, der Nebelstadt. Natürlich mit Askir und der Intention Urlaub zu machen, indem ich rumschlendere, hier was futtern, da was trinken und mir das Ganze einfach mal anschaue. Mitspielen ja, aber mit Abstand zum Plot. Natürlich hat das nur halb hingehauen, als ich nach zwei Tagen stellvertretender Legat der Nebelstadt wurde und damit den Stadtteil im Rat der Stadt vertreten musste (als vermutlich einziger kompletter SC). Trotzdem war es echt müßig und durch die familiäre Stimmung in der kleinen Nebelstadt mit gerade mal etwa 30 Spielern auch lustig.

    Im Endeffekt war ich von dem Con einfach begeistert und für mich stand danach fest: Da gehst Du wieder hin.

    Indessen bin ich mir aber nicht mehr so sicher, ob ich wieder mit Askir in die Nebelstadt gehen sollte. Erstmal wegen dem beschriebenen Status von Askir (Klick). Zum Zweiten, weil ein Con, auf das man zum ersten Mal gewesen ist und man total begeistert war, nie wieder so gut werden kann – zumindest nicht, wenn man auf gleichem Wege versucht dort seinen Spaß zu haben. Und zum Dritten, weil sich das Blaue Lager auf dem Drachenfest verändert hat.

    Den letzten Punkt muss ich kurz erläutern: War es bis vorletztes Jahr noch das Feierlager ohne jede Aussicht auf den Sieg hat sich das 2011 geändert. Was das Lager auf die Beine gestellt hat war schon toll, aber es ist nicht mehr der Urlaub wie noch 2010. Zudem ist mir klar geworden, dass man als Einzelperson gegen die etablierten Personen und Gruppen (die sich ihr Ansehen über Jahre erspielt und damit auch sicher verdient haben) nur schwer ankommt, wenn man nicht zumindest vorher im OT-Forum ebenfalls aktiv war. Es ist sicher nicht abwegig zu vermuten, dass dieser Ehrgeiz auch in der Nebelstadt zu spüren sein wird und ggf. etablierte Personen und Gruppen dort aktiver sein werden als bisher.

    So nette Leute ich in der Nebelstadt auch kennen gelernt habe , weiß ich aus den vorgenannten Gründen nicht, ob ich da auch 2012 hingehen sollte. Gar nicht zum ZdL zu fahren ist doof, weil meine Frau auf jeden Fall wieder mit den Magoniern hinfährt, wo sie auch letztes Jahr gelagert hat, und es schön fände, wenn ich zumindest auch da rum laufe.  Einen magonischen One-Shot-Charakter zu bauen und in die Sturmstadt zu gehen, sagt mir auch nicht wirklich zu, zumal es mir erstmal reichen wird Mathras auszustatten.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Es stehen an sich drei Optionen zur Wahl. Zum einen mit Askir in die Nebelstadt zu fahren, auch wenn ich dafür nur eine gerine Motivation habe (obwohl es mir wegen der total tollen und netten Nebelstadtspieler, die ich kennen lernen durfte, etwas leid tut). Zum Zweiten gar nicht hinzufahren, wobei es auch doof ist daheim oder im Büro zu hocken, während meine Frau auf dem ZdL ist. Zum Dritten mit einem anderen Charakter hinzufahren.

    Bei der dritten Option ständen zwei Charaktere zur Wahl: le Capitaine Myron Louis Armand du Paix d’Auras von der dorlónischen Handelskompanie (für Nebelstadt) und Reichsritter Mathras von Orktrutz (für Sturmstadt). Beide Charaktere haben aber eine Vorbehaltsklausel: Warum reist ein Kapitän ohne Crew und ein Reichsritter ohne Gefolge bzw. Begleitung?

    Da die Charaktere sozusagen im Schlaf von den Drachen in die erste Drachenwelt und nach Weltenwacht entsandt bzw. „vesetzt“ werden ist es eigentlich erklärbar, warum man selbst als Kapitän oder Ritter plötzlich alleine da rumsteht*.  Nur sich einbringen ist natürlich als Einzelperson immer schwieriger (gerade in so großen Stadtteilen wie zum Beispiel Sturmstadt) und außerdem liegt der Reiz natürlich auch im Spiel in der Gruppe und mit Freunden.

    Ich danke schonmal allen, die sich bis hierhin durch den Text gekämpft haben und es würde mich echt interessieren, wie Du das siehst.

    *Was einen auch zu dem Punkt führt, warum die ganzen Leute mehrere Kleidungsvarianten dabei haben und neben der Reisekleidung dann noch Rüstungen. Ob die Drachen den Kleiderschrank der Charaktere auch direkt mit nach Weltenwacht versetzen?