Der Kleidungsstandard hat sich im Larp in den vergangenen Jahren erhöht und meiner Ansicht nach auch verbessert. Natürlich gibt es immer einige Larper, die es übertreiben, aber zu einer schönen Charakterdarstellung zählt einfach nicht nur schönes Spiel, sondern auch eine Kleidung, die dieses unterstreicht. Ein guter Rollenspieler wird durch schöne Gewandung aufgewertet, während ein schlechter Rollenspieler durch gute Kleidung zumindest zum Ambiente beiträgt. Gerade, wenn man einen Adligen spielt, gehört für mich eine Kleidung dazu, die diese Rolle unterstreicht und auch für andere Spieler sichtbar macht, welchem Stand man angehört. Auch ein Grund, warum ich vor einigen Jahren entschieden habe Reichsritter Mathras von Orktrutz nicht mehr zu spielen, denn meine Kleidung hat diesen Anforderungen und damit meinen eigenen Ansprüchen nicht mehr genügt.

Das bedeutet, dass Mathras komplett neu ausgestattet werden muss, wenn ich ihn wieder spielen möchte (wie gestern hier erwähnt). Sehr höfische Gewandung mit Brokat und Seide fällt dabei raus, da es weder zum Hintergrund und Werdegang des Charakters noch zur dorlónischen Mentalität passen würde. Es bleibt eine Reisekleidung, die man aber auch in diplomatischer Mission tragen kann, sowie eine Kleidung für den Krieg übrig. Da aber selbst ein Dorlónier nicht überall mit der Intention hinreist einen Krieg anzufangen (sofern kein gefährliches Wirken böser Mächte gemeldet sind) und ich es auch irgendwie unlogisch (und unbequem) finde überall gerüstet hinzureisen lege ich meine Priorität bei der Erstausstattung auf die Reisekleidung.

Die Kriegskleidung soll dann bis August/September 2012 folgen, wobei ich mich dabei an die Kleidung und Rüstung um 1300 und damit der ersten Kreuzzüge orientieren werde. Das bedeutet Kettenhemd mit Kettenhaube, Topfhelm (in der Form wie dieser hier, der dann noch bemalt wird) und Wappenrock über dem Plattenrock (so in der Art – nicht identisch – wie hier). Natürlich mit Gambeson, aber halt keine Plattenteile bzw. Plattenrüstung.

Nach diesem kurzen Exkurs hier die geplante Reisekleidung des Reichsritters:

1. Beinkleider
Anfänglich habe ich über Bruche und Beinlinge nachgedacht, aber das fürs Erste wieder verworfen. Vielleicht kommt das in einem späteren Schritt noch, aber vorerst wird bzw. muss eine Hose reichen, wobei ich die Hose hier (mit der ich mit Askir schon gute Erfahrungen gemacht habe) im Auge habe, jedoch in Weiß bzw. Natur. Wo die alten Knobelbecher für Askir noch angehen, sind sie für Mathras einfach zu klobig, so dass ich mich dazu entschieden habe in vernünftige Stiefel, nämlich diese hier, zu investieren. Natürlich werden sie, wie es einem Ritter gebührt, um Sporen ergänzt (bei denen ich aber die Spitzen irgendwie rund schleifen muss).

2. Oberkörperkleidung
Sowas wie in Unterhemd oder T-Shirt wird die Funktion der untersten Ebene der Kleidung, die ich am Oberkörper tragen werde. Es handelt sich dabei um eine bis auf die Mitte des Oberschenkels reichende schlichte Cotte in Weiß und ungefüttert, die auch nur kurze Ärmel aufweist und oben am Halsausschnitt wohl mit Nestelbändern geschlossen wird. Bin mir übrigens bewusst, dass das nicht zum Zeitraum um 1300 passt, wo die Cotte knöchellang getragen wurde (klick), aber das ignoriere ich schlicht und ergreifend. Daher wird auch die darüber getragene Tunika aus weißem Leinenstoff „nur“ bis knapp oberhalb der Knie reichen. Damit diese etwas edler wirkt, soll der Halsausschnitt mit Knöpfen geschlossen werden, sie wird gefüttert und mit Borten verziert sein. Eine gute Anleitung zum Selbermachen findet man übrigens hier auf dem Larp-Wiki.

3. Mantel und Umhang
Schon vor Jahren habe ich von einem Gardecorps geschwärmt und jetzt werde ich es endlich in die Realität umsetzen. Miparti in Grau und Gelb (den dorlónischen Reichsfarben) gehalten, mit Wolle als Oberstoff und weißem Leinen als Innenfutter sowie Kapuze und Knöpfen. Im Endeffekt soll er so aussehen, wie auf diesem Foto hier und bis knapp unterhalb der Knie reichen. Darüber braucht es dann, für ganz kalte Tage oder Nächte, noch einen Mantel, wobei ich derzeit noch zwischen Halbkreis-, Dreiviertelkreis- und Vollkreismantel schwanke. Auch dieser Mantel soll gefüttert werden (weil es einfach etwas edler aussieht) und über einen Pelzkragen sowie das Wappen von Orktrutz verfügen. Über die Farben für den Mantel und dem Verschluss bin ich mir auch noch unschlüssig. Eine tolle Anleitung für die geplanten und andere Manteltypen findet man übrigens hier auf dem Larp-Wiki. Weitere Schnittmuster für den Gardecorps finden sich hier und hier.

4. Kopfbedeckung
Fest steht bisher nur, dass der Ritter eine Bundhaube tragen wird, vielleicht sogar mit Stickerei, wie diese hier. Im Hochmittelalter ist interessanterweise gar nicht viel Hut getragen worden, so dass viele Kopfbedeckungen, die von Adligen im Larp getragen werden (wie z.B. die Chaperon), einfach nicht passen. Ich denke aber ergänzend auch über einen „Jagdhut“ nach, der dann mit einem Zinnabzeichen und Federn aufgepimpt werden könnte.

5. Ausstattung
Dann braucht es natürlich einen schönen Langgürtel, wie diesen hier, an dem sich eine Nierentasche für das Zeug befindet, was man halt ständig mit rum schleppt. Außerdem gehört ein Paar brauner Stulpenhandschuhe zur Ausstattung. Da die Kleinteile und Details wichtig sind, soll noch ein Messer mit Pfriem an den Gürtel – sowas kann man ja immer gebrauchen. Außerdem braucht es noch einen Geld- bzw. Almosenbeutel, der am Gürtel hängt, sowie eine etwas aufwendiger verzierte Pilgertasche (Schnittmuster), wenn man mal mehr Zeug mitschleppen muss.

6. Waffen
Ein Ritter braucht ein Schwert. Da führt kein Weg dran vorbei, weshalb ich bald zu meinem bevorzugten Larp-Waffenbauer Kontakt aufnehmen werde. Gerade für einen Ritter ist es schön, wenn er das Schwert in einer schönen Scheide hat, die man auch mit eigenem Gürtel befestigt. Daher werde ich mir in der Art des Naumburger Typs eine Schwertscheide machen lassen. Ein Dolch ist ebenfalls schön, steht aber weiter unten auf der Liste unter „Nice to have“. Auch ein Schild in Tropfen- bzw. Dreiecksform (klick) soll spätestens mit der Kriegskleidung zu seiner Ausrüstung gehören – aber das werde ich wohl mit einem Teil einer Regentonne als Konstruktionsgrundlage selber bauen.

Vermutlich merkt man, dass ich Einiges vor habe und mich auch damit abgefunden habe gewisse finanzielle Aufwendungen auf mich zu nehmen, um meinen Reichsritter endlich so auszustatten, dass er meinen Anforderungen entspricht. Jetzt geht es erst mal an weiteren Skizzen und die Ermittlung des Stoffbedarf, bevor ich dann die richtigen Stoffe aussuche und bestelle, um spätestens Mitte Januar mit dem Nähen zu beginnen.

Wie immer bin ich in der aktuellen Phase natürlich an Eurer Meinung und etwaige Tipps und weitere Vorschläge interessiert …

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