Schlagwort: Drachenwelt

  • Nur das dunkle Blau über der Kimm zeugt noch von der untergegangenen Sonne. Müde reibt sich der Kapitän die Augen und dreht seinen Becher mit Portwein zwischen den Fingern. In seinem Raum in Freedom Keep aus blickt er auf die See. Viele Schritt unter der Feste Freedom Keep liegt die „Kraken“ – bereit in den nächsten Tagen zu den Dracheninseln aus zulaufen. Doch noch ist er in Gedanken bei den Ereignissen der letzten Tage, in denen der blaue Drache ihn wieder einmal nach Elitawana gerufen hat.

    Selten zuvor waren diese Tage so anstrengend gewesen – und selten zuvor war er mit einem so guten Gefühl aus Elitawana zurück gekehrt. Nicht nur, weil immer mehr Blaue dem Ruf ihres Drachen folgen, sondern auch, weil sich dieser Aufenthalt endlich nach einem Sieg angefühlt hat und die Hoffnung, den Hexer niederringen zu können, nicht mehr nur ein spärlicher Funke ist, sondern eine warme Glut. Der Kapitän der „Kraken“ nimmt einen Schluck Portwein, bevor er sich seinem schweren Schreibtisch zuwendet und sich in den Ohrensessel fallen lässt. Er blickt auf sein persönliches Logbuch und seufzt. Dieses Mal wird es wohl wirklich ein langer Beitrag werden, den er niederschreiben muss. Viel ist geschehen und viel wurde erreicht.

    Elitawana und der Tempel sind auch fünfzehn Monate nach unserem letzten Besuch nicht gefallen und nach den letzten Tagen habe ich mehr Hoffnung, dass es auch nicht fallen wird. Weitaus mehr Hoffnung, als ich nach meinem letzten Aufenthalt dort hatte. Sicher war es auch ein Verdienst der Anhänger des Blauen Drachen, denn von Anfang an haben wir uns bemüht alle Reisenden aus der zweiten Drachenwelt zu koordinieren. So fanden fast alle Besprechungen bei uns im Lager der „Kraken“ und unserer Freunde – unter anderem von der „Caida de Sol“ und der „La Vierge“ – statt.

    Bei diesen Besprechungen zeigte sich die immer bessere Zusammenarbeit aller Drachenwege für ein gemeinsames Ziel. Hier führten wir soweit möglich alle Aufgaben zusammen und verteilten die Zuständigkeiten. Gegenüber unserem letzten Aufenthalt eine Verbesserung, wenngleich noch immer einige Reisende nicht bereit zu sein scheinen offen über Aufgaben zu reden.

    Dazu zählte die Heilung einiger Hohepriesters des Tempels von Flüchen, zumeist des Hexers. So hatte die silberne Hohepriesterin einen Schatten in sich, welcher wohl aus der zweiten Drachenwelt hergebracht wurde. Der grüne Hohepriester verwandelte sich zusehends in einen Baum. Der kupferne Hohepriester war lethargisch. Bei der Heilung von Letzterem, bei dem Vertreter aller Drachen zu ihm sprachen und sagten, warum er wieder aktiv werden müsse, habe ich den blauen Weg vertreten. Ich habe ihn daran erinnert, dass auch eine auf Freiwilligkeit begründete Crew an Bord eines Schiffes einen Kapitän und damit eine Ordnung braucht. Elitawana braucht einen Käpt’n. Doch ich glaube, dass die Rede des Vertreters des Wandels den Ausschlag gegeben hat – sinngemäß: „Ihr solltet aktiv werden und etwas machen, wenn ihr nicht wollt, dass Jemand wie ich bald auf Eurem Thron sitzt.“.

    Auch wenn es (noch) keinen Blauen Hohepriester gibt, hatten auch wir Blaue eine besondere Aufgabe. Denn nach der ersten Begegnung mit dem Volk aus Karastja bei unserer letzten Reise waren es Vertreter dieses Volkes, die sich an uns wandten. Ihre Hauptstadt war vom Hexer verflucht: nur noch die Kinder waren in der Stadt und die Erwachsenen konnten nicht hinein. Einzig die Zarin am Schrein des Blauen Drachen harrte noch in der Stadt auf. Eine Aufgabe, die wir mit einem Ritual, in dem wir die Saat der Freiheit in die Herzen und Köpfe der Kinder in der Stadt pflanzten, lösten. An dem Platz, an dem Vincenca erschossen wurde, erzählten die Blauen eine Geschichte und viele Kinder aus den verschiedenen Lagern waren involviert. So vermochten sich die Kinder Karastjas selbst zu befreien. Doch wir haben nicht nur Menschen aus der ersten Drachenwelt die Freiheit geschenkt. Wir haben ihnen auch die Macht und den Weg des Blauen Drachen gezeigt. Fortan wird Karastja wohl das erste Land des Blauen Drachen in der ersten Drachenwelt sein. Ich habe die Hoffnung, dass dadurch der Blaue Drache auch schneller erwachen wird.

    Ebenfalls einen Fluch abbekommen hatten die hochrangigen Magier und damit die Herrscherkaste von Norat. Die Norathi hatten ihren Zugang zur Magie verloren und Vielen schienen nicht zu begreifen, dass damit die Gefahr besteht, dass dieses Land sich dem Hexer anschließt, um seine Magie zurück zu erhalten. Unbegreiflich, dass die Vertreter des schwarzen Weges dieses Problem so lange ignoriert haben oder immer Wichtigeres zu tun hatten. Es sollten doch genug Reisende eines Weges da sein, dass sich nicht nur vier Leute um alle Probleme dieses Weges kümmern müssen. Doch bei Schwarz schien es mir, als wäre genau das der Fall. Oder sie sind so organisiert, dass sie nur eine Aufgabe nacheinander angehen und abarbeiten können. Erst in förmlich letzter Sekunde wurde der Zugang der Magie für die Noratis wiederhergestellt und der Verlust des Landes für die Drachen verhindert.

    Die Verfemten, die sich als die wahren Drachenwege bezeichnen, trieben sich natürlich auch überall herum. Noch immer ist es mir unbegreiflich, warum wir Reisende zulassen, dass sie sich frei unter uns bewegen können und nur bei Schlachten angegriffen werden. So wie die Schwarze, die mit einem Wächter einen Reisenden wie einen Hund hinter sich herzog. Er war gefesselt, hatte eine Leine um und offenbar unter dem Einfluss eines Beeinflussungszaubers. Sie waren schon bis in die Taverne gekommen, bis sie an unserem Tisch vorbei kamen. Die folgende Diskussion beendete ich mit einem Kehlenschnitt beim Wächter und wenig später hatten wir den armen Mann, einem Reisenden aus dem grünen Lager, befreit. Auch Dank Lady Marthiana, die den Zauber brechen konnte.

    Der verfemte Silberne hatte zudem Steckbriefe verteilt und auf einige Reisende waren Kopfgelder ausgesetzt. Unter anderem auf mich, weshalb ich die meiste Zeit nicht mehr alleine unterwegs war. Doch ich wusste mich durch Skua und Rahat immer gut geschützt. Leider erging es Schwester Lucretia, die auf einem Steckbrief wegen Hochverrat gesucht wurde, nicht so gut. Sie fiel den Verfemten in die Hände und wurde auf grausamste Weise ermordet. Wenngleich aus dem weißen Lager und Ceridin ist ihr Tod ein Verlust für alle Streiter des Drachen. Ich trauere um sie. Das Gedenken an Vincenca Verani und Schwester Lucretia muss uns Ansporn sein.

    Doch für den Hexer selbst mögen diese Dinge von geringerem Interesse gewesen sein, denn er hatte vor sich einen Sohn, einen Bruder von Aurora zu erschaffen. Ein Ansinnen, das wir leider nicht verhindern konnten. Von langer Hand geplant hatte der Hexer schon die Frau, welche mit Aurora schwanger war, verflucht und ihr einen dunklen Zwilling erschaffen. Doch Arina, die damalige Stimme der Zeit hat dies entdeckt und einer Hebamme aufgetragen diesen dunklen Zwilling zu entfernen – was dies auch tat. Der Hexer fand es heraus, als er die Mutter aufsuchte und diese ihm nur von einem Kind erzählte. In Karastja, dem Geburtsland von Aurora und nun das Land des Blauen Drachen. Er stahl Auroras die Mutterliebe und irgendwann fand er auch die Hebamme und die Urne mit den Überresten des Bruders, welche sich auf Anweisung von Arina verborgen hielten.

    Im Kehrer des Tempels fand er einen willigen Körper, um seinen Sohn wieder zu erschaffen. Wie er es vollbracht hat weiß ich nicht, jedoch gab es einige Rituale seiner Anhänger in Elitawana. Es mag sein, dass diese damit in Zusammenhang stehen, zumal sich nie schnell genug willige Kämpfer zusammen fanden, um diese Rituale zu stören. Auch hatte ich mit der Hebamme, die in Elitawana auftauchte, keinen Kontakt, um sagen zu können, ob man von ihr hat mehr erfahren können. Wie dem auch sei: Er hat nun nicht nur Aurora, sondern auch ihren Bruder. Licht und Dunkelheit.

    Doch obwohl wir dies nicht verhindern konnten, so habe ich mehr Hoffnung als noch in den Jahren und nach den Reisen zuvor. Denn wir vermochten durch Öffnung eines Eisportals den Schneeläufer zu beschwören, der einen Seelensplitter von Aurora in sich trug und beschützte. Es war vor allem Thorgurd und seinen Nordmännern zu verdanken, dass diese Kreatur so schnell niedergerungen wurde. So konnten wir den zweiten Seelensplitter für uns sicherstellen und nur noch einer ist verschollen.

    Skua und ich begleiteten als Teil der Eskorte die Seelenwächterin aus dem Kreis der Tarquun mit dem Seelensplitter in den Tempel. Ich sollte jedoch solche schnellen Läufe zum Tempel nicht zur Gewohnheit werden lassen – es war ja schon das zweite Mal. Nachdem der Splitter im Tempel deponiert war kam die Seelenwächterin hinaus, griff ihre Waffe und sagte, sinngemäß: „Jetzt kann ich endlich Schädel spalten!“. Gemeinsam mit ihr verließen wir den Tempel und schritten der Schlacht entgegen.

    Weit kamen wir nicht, bevor wir von Anhängern des falschen Drachenglaubens gestellt wurden. Die Seelenwächterin stellte sich einem der Krieger, ich griff von der Seite an. Wenig später lag ich, von einem Kriegshammer mehrfach getroffen am Boden und während ich in Ohnmacht fiel klang mir noch das Gebrüll „Du greifst nicht in ein Ehrenduell ein!“ in den Ohren. Ehrenduell – wie ich das hasse. Wer wegen Ehre kämpfen will, der kann sich gerne beim ersten Morgengrauen an einem alten Gemäuer treffen – aber hier gegen den Hexer kämpfen wir um den Sieg. Nur einen Tag vorher konnte ich beobachten, wie wegen eines solchen Zweikampfes vor der Schlachtreihe selbige zerfiel, da gut zwanzig Kämpfer nicht mehr weiter vorrücken konnten. Wenn Ihr Siegen wollt, Ihr Hunde, dann kämpft gefälligst entsprechend!

    Doch es gibt noch einen weiteren Grund für Hoffnung, den wir den Truppen aus Krakant zu verdanken haben. Mit einem Flammenwerfer haben sie tatsächlich den Hexer in Brand gesteckt und zu Boden gezwungen. Es war sein Sohn, der kommen und ihm Kraft schenken musste, damit er die Flammen an seinem Körper ersticken und ihnen entfliehen konnte. Schien der Hexer bisher immer übermächtig und vor jeder Waffe gefeit ist nun klar: Er ist verletzbar. Und was man verletzten kann, das kann man auch töten!

    Aus diesem Grund sehe ich der Zukunft der ersten Drachenwelt hoffnungsvoller entgegen als noch vor einem Jahr. Und wenn der Blaue Drachen wieder der Meinung sein sollte, dass ich bei der Bekämpfung des Hexers hilfreich sein kann, werde ich seinem Ruf folgen. Nein – mehr noch: Ich hoffe auf diesen Ruf, denn das mit dem Hexer sehe ich nach so vielen Jahren als etwas Persönliches an.

    Doch zuerst steht die Fahrt zur Dracheninsel an und ich freue mich schon darauf wieder gemeinsam mit meinen Freunden von „Fortunas Flotte“ zu segeln.


    Kapitän Askir von der See legt den Federkiel beiseite und lehnt sich in seinem Ohrensessel zurück. Er liest sich den Text nochmal durch, während er sich noch ein Glas weißen Portwein genehmigt. Überlegt, ob alles Wesentliche in der Eintragung in seinem privaten Logbuch enthalten ist, bevor er mit einem zufriedenen Nicken das Buch schließt. Bis zum nächsten Eintrag – dann voraussichtlich aber auf hoher See …


    Fotos von Karsten Zingsheim, dem Fotofänger


    Fotos von Andreas Dude (Webseite)

  • In den frühen Morgenstunden hatte die „Kraken“ die Anker gelichtet, nachdem die Matrosen Skua und Rahad sowie die Passagiere Corvo und Skadi mit mir wieder an Bord zurück gekehrt waren. Indessen prescht der Schoonter unter vollen Segeln und einer guten Bagstagprise durch die See – mit Kurs auf die Dracheninseln. Der Blaue Drache ruft und wie die Jahre zuvor werde ich zur Flotte stoßen, um gemeinsam mit den Crews der „Gorgon“, der „Arrbucc“ und der „Mighty Mule“ segelnd und streitend mein Können für einen blauen Sieg in die Waagschale zu werfen.

    In meiner Kajüte sitzend gleitet mein Blick über die mit bemalten Segeltuch bespannten Wände und Deckenplanken, die der dargaresische Künstler Kyell mit alptraumhaft-düsteren Krakenarmen und Geschöpfen malerisch gestaltet hat. Turbulente Tage in Elitawana liegen hinter mir. Tage voller Aktivität und vielfältiger Gefühle – von den Untiefen des Scheiterns und der Enttäuschung bis zu den Höhen von Freiheitswillen und Einheit.

    Viele mag es überrascht habe, dass es die Blauen waren, die schon am ersten Abend nach der Ankunft in der ersten Drachenwelt, die Verantwortung übernahmen um eine erste Wahl eines Heerführers und die erste Zusammenkunft in der goldenen Akademie zu organisieren. Als Hochdiplomat des Blauen war Letzters irgendwie in meine Verantwortung gefallen – ich meine mich zu erinnern, dass Norrec darran nicht ganz unschuldig war. Der einäugige Hundsfott, denke ich lächelnd bei mir.

    Die Zusammenkunft in der goldenen Akademie hat sich als Ort des Informationsaustausches schnell etabliert, während die Benennung eines Heerführers zu dem Zeitpunkt wohl daran scheiterte, dass Jedem der Beweis von dicken Eiern wichtiger war als dass man sich Jemanden untergeordnet hätte. Erst einige Tage später hatte man sich auf einen Silbernen einigen können. Kopfschüttelnd schütte ich mir ein Glas Portwein ein.

    Es war die Diplomatin der Norati, mit der ich etliche Gespräche führte, und die mir verständlich machte, wie sehr es in den letzten Jahren, bei unseren letzten Aufenthalten versäumt worden war, mit den Einheimischen der ersten Drachenwelt zu reden. Wir kamen, trafen Entscheidungen und verschwanden wieder – und die Menschen dort mussten dann mit dem durch uns angerichteten Chaos leben. Denn ehrlich gesprochen: Viel Gutes haben wir selten bewirkt. Nur allzu verständlich – an Stelle der Einheimischen hätte ich auch nicht applaudiert. Eine Frustration, die indessen der Hexer für sich genutzt hat, um Einheimische an sich zu binden.

    In der Folge haben wir öfters miteinander gesprochen und sie als auch andere Gesandtschaften wurden zu den den Treffen in der goldenen Akademie eingeladen. Es war ein Anfang, doch noch ausbaufähig. Etwas, was es zu verbessern gilt, wenn uns die Drachen das nächste Mal nach Elitawana schicken. Falls das nochmal vorkommen sollte, denke ich bei mir, falls dann Elitiwana noch existiert und nicht schon vom Feind genommen wurde. Eine meiner Ansicht nach nicht unbegründete Befürchtung.

    Seufzend lehne ich mich auf meinem Stuhl zurück, nippe an meinem Portwein und blicke hinüber zu meinem Hut, in der noch die weiße Rose der Gnade, welche ich für meinen Einsatz von der silbernen Hohepriesterin und ihrer Akolythin erhalten habe, steckt. Sie hat sich besser gehalten, als man hätte erwarten können. Hoffentlich können sich auch die Priester dort noch länger halten, als ich befürchte. Mögen die Drachen ihnen beistehen.

    Die Augen reibend streifen einige Erinnerungsfetzen an meinem inneren Auge vorbei. Khemrih, der nicht mehr Hetmann der Vargberg-Ottajasko ist. Rhea, die als neue Anführerin dieser Gruppe mindestens optisch eine Verbesserung ist. Mishra, der mehrfach die indessen wohl schon legendäre Geschichte von „Mishra aus dem blauen Lager“ erzählt hat, in der auch ich eine Rolle spiele. Meine Begegnung mit Lady Marthiana, die umgänglicher ist als ihr Ruf erwarten ließ und sogar an der blauen Feier vor dem Portal teilgenommen hat.

    Über den Verbleib der blauen Freiheitskämpfer der ersten Drachenwelt und Lydia habe ich leider nichts gehört. Vielleicht sind sie dem Vorschlag, welchen mir der graue Held im letzten Jahr machte, gefolgt und haben sich zu den Küsten aufgemacht, um auf den blauen Weiten der See ihre Freiheit zu leben.

    Einzig eine Freiheitskämpferin war vor Ort, als wir in Elitawana ankamen: Vincenca Verani. Die Kapitänin der „Ira Solis“ aus unserer Drachenwelt, Streiterin für den blauen Drachen seit seinem Erscheinen und erste Richterin des blauen Lagers. Vorletztes Jahr habe ich mit ihr noch im „Durstigen Dolch“ gesessen und über meinen Beitritt zu „Tiefseeblau“ gesprochen – kurz bevor sie verschwand. Jetzt war sie hier. Eine Gefangene des Hexers.

    Ihr Körper, seiner Organe beraubt und versteinert, schütze einen Zugang zu einem Monster, welcher einen Seelenstein Auroras bewachte. Ihre Organe wurden in verschiedenen Ritualen genutzt und der größte Teil ihrer Seele war ihrem Körper entrissen worden. In einem Seelengefängnis, in dem auch ein grüner Held und die Mutter von Inat Laron eingekerkert waren, wurde sie seit Monden gefoltert. Unvorstellbar, welches Leid sie in dieser Zeit erfahren musste. Ehrensache, dass dies eine blaue Angelegenheit war. Vornehmlich die Crew von Vincenas „Ira Solis“ und Kapitän Vizharent mit seiner Mannschaft kümmerten sich darum, denn auf uns Blaue warteten noch weitaus mehr Aufgaben.

    Nachdem ich schon vor vielen Jahren in Weltenwacht während des Gerichts über Inat Laron Leibwächter von Arina, der im letzten Jahr verstorbenen Stimme der Zeit war, wurde ich als blauer Vertreter zur Eröffnung ihres letzten Willens geholt. Sie als Priesterin aller Drachen war damals die Erste, welche die Existenz des blauen Drachens anerkannte. Gedenk dieser Anerkenntnis übertrug sie uns zwei Aufgaben.

    Gemeinsam mit Vertretern vom weißen Drachen und vom Wandel sollten wir die Gestaltung ihres Grabes anleiten. Eine Aufgabe, die ich an meine Matrosin Skua und an Cassy von der „Grinding Moon“ deligierte. Gemeinsam mit Vertretern der anderen zwei Lager haben sie diese Aufgabe zu einem schönen und Arina angemessenen Ende gebracht. Ich selbst habe später noch einige Hutkarten – vom blauen Drachen, vom blauen Herz und von der Kraken – auf dem Grab abgelegt und ihrer gedacht.

    Meine Passagiere Corvo, der Geschichtenerzähler, und Skadi, die Kuriositätensammlerin, haben derweil mit einigen Anderen versucht mit Aurora zu sprechen. Sie hatten Marzipan, die Lieblingsspeise der jungen Stimme der Zeit, dabei. Was sie jedoch nicht geplant hatten war, dass sie das alte Wiegenlied Auroras mit vortragen mussten – gefühlte vierhundert Mal, wie sie erzählten. Lächelnd nippe ich ein weiteres Mal an meinem Portwein. Gut, dass ich das nicht mitmachen musste.

    Die zweite Aufgabe, die uns Blauen Arina in ihrem Testament zudachte war dazu bestimmt Aurora von den Ketten zu befreien, welche die Einflüsterungen des Hexers ihr angelegt hatten. Ein Amulett, welches wir aus ihrem Nachlaß erhielten, sollte mit dem Gedanken der Freiheit aufgeladen und ihr umgelegt werden. Eine Aufgabe, die ich nach einem Gespräch mit Elizabeth und Kapitän McShorty zur Koordination in die Hände von Letzterem legte. Einem Mann, der schon als Kodexwächter des Blauen Lagers im letzten Jahr seinen Wert mir gegenüber mehrfach bewiesen hatte.

    Weitere Gedanken an diese Aufgabe schlucke ich erstmal mit einem großen Schluck Portwein hinunter, bevor ich das Glas wieder fülle. Da war die Aufgabe des Schutzes des Urstroms viel erfreulicher. Der Fürst der Noratis, der später vom Hexer korrumpiert wurde, hatte mich darauf hingewiesen, dass der Urstrom nicht vor dem Hexer geschützt sei und dieser Schutz nur durch ein Gebet an alle Drachen erfolgen kann.

    Das war viel Laufarbeit. Mit einem Stirnrunzeln blicke ich hinüber zu meinen Stiefeln, deren Sohlen sich zu einem großen Teil abgelöst haben und dringend einen Schuster benötigen. Gut, dass Rahad mit dabei war – er hat viel Lauferei übernommen und war oft mit dem rettenden Becher Wasser zur Stelle, wenn ich in irgendwelchen Besprechungen saß.

    Für diese Aufgabe stand Chloe als angehende Priesterin des Blauen ganz oben auf der Liste, wie ich auch El Gar für den Grünen und Mishra für den Grauen zur Besprechung in die Taverne bat. Letztendlich waren fast alle Drachenvertreter und der Wandel dort versammelt und mit Sahar von der goldenen Akademie übernahm ein erfahrener Mann die Leitung des Ritus, der am Vormittag des folgenden Tages erfolgreich durchgeführt wurde.

    Während der Portwein meine Kehle hinunter rennt stelle ich fest, dass ich in Elitawana viel weniger des guten Getränkes zu mir genommen habe, als es zu vermuten gewesen wäre. Ein Indikator dafür, dass ich viel unterwegs war und viele Gespräche geführt habe. Von den Treffen in der goldenen Akademie bis zu den leider viel zu kurzen Unterhaltungen mit Diplomaten und Lagerräten anderer Drachenlager, wie Grün, Gold und Grau.

    Doch ich bin sicher, dass es nicht nur mir so ergangen ist. Auch die anderen Anhänger des Blauen Drachen waren ständig unterwegs und gemeinsam haben wir viel bewegt. Ich bin stolz auf die Frauen und Männer, die unter der Fahne der Freiheit dieses Mal einig und unbeugsam der Verantwortung gegenüber der ersten Drachenwelt gerecht geworden sind.

    Nach einem Räuspern nehme ich nochmal einen großen Schluck Portwein. Abgesehen von einem düsteren Schatten, der sich auf unser Handeln gelegt hat. Ein Leichentuch, das Alles, was zuvor geleistet worden war, innerhalb kürzester Zeit der Vergessenheit anheim fallen ließ. Zuvor noch ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft der Drachengläubigen wurden wir über Nacht zu Ausgestoßenen, die sich schon am Galgen baumeln sahen.

    Das kurz nach Mitternacht durchgeführte Ritual, um den Anhänger Arinas mit blauem Freiheitswillen aufzuladen, scheiterte grandios. Nicht nur, dass der Anhänger nicht aufgeladen wurde – der Hexer konnte sich Zugang in den Ritualkreis verschaffen und nahm alle Drachensiegel auf der Stele mit sich. Ein herber Rückschlag, nach dem allen Blauen die Enttäuschung tief in die Gesichter geschrieben stand. In dieser Nacht saß ich noch mit den Kapitänen McShorty, Vizharent und Petersen zusammen bis der Himmel sich aufhellte.

    Mit nur wenig Schlaf habe ich mit vielen Leuten über die Geschehnisse der Nacht gesprochen, damit wir nicht von einem Lynchmob aufgeknüpft wurden. Ich war bei den Eichentemplern aus dem Silbernen und bei der goldenen Akademie, sprach mit den Noratis und mit dem Schild der Schöpfung. Zuletzt war ich noch beim goldenen Hohepriester, der mir erzählte, dass eine Person in unserem Kreis wohl in seinem Geist Aurora gerufen hatte und so der mit ihr verbundene Hexer Zugang erhielt.

    Auch wenn ich indessen erfahren habe, wer in diesem Kreis dafür verantwortlich ist, habe ich nur mit Kapitän McShorty darüber gesprochen und wir waren uns einig: dieses Wissen werden wir in einer Truhe einsperren und am tiefsten Punkt des Meeres mit einer Kanonenkugel an der Truhe versenken. Wir segeln gemeinsam und wenn wir Fehler machen, dann werden wir gemeinsam untergehen. Die Blauen stehen zusammen!

    Ich hebe meinen Becher. „Auf die Blauen!“ Ein Schluck und ich fülle den Becher abermals. Auf dem Etikett der Flasche betrachte ich kurz das Wappen von Yddland, meinem Handelspartner. Bei allen Klabautern – ich hatte doch glatt vergessen Rätsel anzusprechen, denn ich meine ich hätte an ihrem Gürtel auch das Wappen von Yddland gesehen. Ich zucke mit den Schultern: Man sieht sich doch meist zweimal im Leben. Mindestens.

    Leider, denn es gibt auch Leute, auf die man echt verzichten könnte. Und ganz oben auf dieser Liste steht der Hexer. Der Mann, in dessen Kopf ich mich kurz vor dem gescheiterten Ritual wiedergefunden habe – gemeinsam mit einer Ceridin und einem Darpatbullen. Er schien überrascht uns dort zu sehen und auf seine Frage, was wir wollen, antwortete ich mit „Wissen sammeln“. Warum auch immer gewährte er mir drei Fragen, auf die er wahrheitsgemäß antworten würde.

    „Wo warst Du, als der Graue die erste Drachenwelt in der Zeit verschob“ war meine erste Frage, die er mit „Im Pantheon“ beantwortete. Meine zweite Frage war nicht, wer seine Eltern waren, sondern wann sie waren. Der Hexer antwortete, dass er älter sei als die Drachen.

    Nachdem er den Darpatbullen aufforderte die Ceridin zu erwürgen und ihm sagte, dass er die freie Wahl hätte dies zu tun oder er ihn zwingen würde, sagte ich ihm, dass dies nicht Freiheit wäre, da er sich ja als „der Befreier“ bezeichnen würde. Wieso er diese Bezeichnung gewählt hätte.

    Er ließe sich nicht in einen Namen, eine Farbe oder in eine Form pressen, war seine Antwort. Nicht er selbst, sondern seine Anhänger haben ihm den Namen „Befreier“ gegeben, so wie er in früheren Zeiten schon andere Namen gehabt hätte und auch in Zukunft noch andere Namen haben wird.

    Nachdem er uns aus seinen Kopf gebeten hatte sprach ich lange mit Mishra und nach vielen Rückfragen zu Details bei den Hohepriestern haben wir indessen eine Theorie zur Herkunft des Hexers. „Als die alten Götter fielen zerbrachen sie in viele Splitter“ ist eine ebenso belegte Überlieferung, dass des Hexers Eltern keine Namen hatten. In alter Zeit fielen wohl zwei große Steine vom Himmel, welche dann „Vater“ und „Mutter“ genannt wurden. Der Vaterstein ist – bearbeitet – die heutige Drachenstele.

    Aus einem oder mehreren dieser Splitter entstand er, den wir heute Hexer nennen. Er war der Vater der alten Götter. Irgendwann kamen die Drachen und er wurde mit seinen Kindern aus dem Pantheon vertrieben. Seitdem arbeitet er daran die Drachen zu stürzen. Es begann sicher vor langer Zeit, doch erstmals für uns in Erscheinung trat er als Berater von Inat Laron.

    Bis dahin war die erste Drachenwelt in verschiedene Länder gegliedert, welche von unterschiedlichen Drachen beherrscht wurden. Ein über lange Zeit stabiles System, welches erst zusammen brach, als Inat Laron, von seinem Berater beeinflusst, begann alle Länder unter der Herrschaft des Kupfernen zu erobern. Dies wurde vereitelt und der Priesterkönig vor Gericht gestellt. Unter welchem Einfluß die Kaiserin von Weltenwacht auch gestanden haben mochte: sie verurteilte ihn zu einer Verbannung in die Niederhöllen.

    Damit wurde erstmals ein Portal zu einem widernatürlichen Verließ der alten Götter geöffnet. Alte Götter, die sich erhoben und letztendlich zum Untergang von Weltenwacht führten. Ich kann mich noch gut an den Tod der Kaiserin erinnern und wie Milla, Matt Jess und ich ihr im Namen des Blauen das letzte Geleit gaben. Ebenso erinnere ich mich noch lebhaft an unsere Flucht aus der dem Untergang geweihten Stadt.

    Dieser Untergang hat die Schwäche der Drachen offenbart und der Hexer konnte sowohl an Macht als auch an Unterstützung im Volk hinzu gewinnen. Sein Anspruch ein Gott zu sein mag nicht falsch sein, doch es ist ein Gott, der keine Liebe kennt. Seine Kreaturen in den Farben der Drachen haben so auch nur die Aspekte der Drachen, die keine Liebe benötigt. Der blaue Weg hätte in seiner Vorstellung sehr viel Gier, aber sicher keine Verantwortung für die Freiheit anderer und erst Recht keine Lebensfreude.

    Genug Gründe, um gegen den Hexer und seine Anhänger vorzugehen. Doch die Erkenntnis, dass es sich wirklich um einen Gott handelt, macht diese Aufgabe nicht einfacher und auch ich bin fern von jeder Lösung. Denn es scheint auch Niemand zu wissen, wie vor Äonen die alten Götter gestürzt wurden.

    Bis dahin bleibt uns nichts Anderes übrig, als einen Schritt nach dem Anderen zu gehen. Das hieß nach dem mißglückten Ritual erstmal die Siegel zurück zu beschaffen. Vereinfacht wurde dies, da der Hexer wenig damit anzufangen wusste und nicht die Kraft besaß diese zu zerstören. So konnten sie zurück gehandelt werden. Eine Aufgabe, bei der wir von der „Kraken“, in erster Linie Skua, den Silbernen halfen.

    Auch das Amulett wurde in einem Ritual aufgeladen, an dem Vertreter aller Drachen und des Wandels ihre Gedanken zum Weg der Freiheit erzählten. Ich hatte die Ehre in diesem Ritual den blauen Weg zu vertreten. Habe dem Amulett und damit hoffentlich auch Aurora erzählt, wieso ich den blauen Weg gehe und dass er bedeutet, dass man sich nicht vorschreiben lässt, wie man sein Leben lebt. Wie man denkt, spricht und handelt. Aber ich habe auch von der damit verbunden Verantwortung berichtet.

    Wie genau Vincenca letztendlich wieder zurück geholt wurde kann ich gar nicht sagen, da ich nicht zugegen war. Doch sie haben sie zurück geholt und dann hat ihre Crew sie gemeinschaftlich erschossen – so wie es ihr Wunsch war. Denn Nekromantie war für uns Blaulageristen nie eine Option. Ich erhebe meinen Becher auf die Kapitänin, deren Seele nach Berichten von Anwesenden in die blauen Gefilde gesegelt ist.

    Mit meiner Crew begleitete ich Kapitän McShorty, der Aurora das Amulett geben sollte. Diese war indessen an der Seite des Hexers aufgetaucht und die Schlacht war indessen entbrannt. Im Hof der Burg sprang McShorty dann beherzt vor, um Aurora die Kette umzulegen. Die meisten von uns, auch ich, waren zu dem Zeitpunkt vom Hexer versteinert worden. Doch man erzählte mir später, dass es ihm nicht zur Gänze gelang und sie die Kette dann in Händen hielt. Auch später habe ich den Anhänger nicht an ihr gesehen.

    Wieder beweglich wichen die kurzen Zweifel, was nun zu tun sei, einer blauen Entschlossenheit. Wir müssen nah an Aurora heran kommen und den Hexer ablenken, um mit ihr zu reden. So bahnten wir uns den Weg in die Schlacht, weit reichte das Tempre von Cassys Stimme und schon bald sangen alle das alte Shantie „Old Chariot along“. Das Lied, das wir schon beim großen Ausmarsch auf dem Fest der Drachen gesungen hatten.

    Hinter den Schlachtreihen warteten wir singend auf den Moment, in dem sich eine Lücke öffnen und einen Weg zu Aurora offenbaren würde. Jeder Blaue war bereit sich als Teil der Sturmflut in die Reihen des Feindes zu stürzen, um den beiden Erstdrachenweltler, die sich für den blauen Weg entschieden hatten und in deren Land Aurora geboren war, den Weg zur Stimme der Zeit zu bahnen. Jeder war bereit dafür sein Leben zu geben.

    Doch dazu kam es nicht, denn plötzlich kam Regismund, Lagerrat des Grauen Lagers, auf das Schlachtfeld gestürmt und rief uns Blauen zurück zu Burg und Tempel. Wie ein Mann, ohne Zaudern und Zögern, sprangen wir auf und rannten zum Tempel. Aye: rannten! Die Wachen vor dem Tor bildeten für uns eine Gasse und mich verwundert noch immer, dass McShorty und ich als Erste durch das Tor stürmten. Schließlich sind wir beide vertikal herausgefordert und haben nicht unbeding die längsten Beine.

    Scheinbar wäre es aber gar nicht so eilig gewesen, denn vor Ort hatten wir erstmal Zeit zu verschnaufen. Den Drachen sei Dank, denn etwas Luft holen war eine ganz gute Idee. Eine solche Strecke zu sprinten ist man ja als Seemann nicht gewohnt, denn sie war um Einiges länger als die Distanz vom Heck zum Bug der „Kraken“. Außerdem sollte ich nicht versuchen zu Laufen und weiter zu singen.

    Über die eigene Dämlichkeit verwundert schüttele ich meinen Kopf und nehme noch einen Schluck Portwein. Während ich im Innenhof versuchte nicht einem Schlagfuß zu erliegen war im Tempel der sphärische Teil von Aurora aufgetaucht und man hatte ihr den Seelensplitter, den das indessen besiegte Monster aus dem Portal hinter der versteinerten Vincenca mit sich geführt hatte, gegeben. Irgendwie scheinen wir nicht gewonnen, aber auch nicht in allen Bereich verloren zu haben.

    Der Hexer ist zumindst abgezogen. Mit ihme seine Gefolgsleute und ihre Truppen. Grund genug sich mit den Blauen mal etwas dem Aspekt der Lebensfreude zu widmen. So saßen wir noch lange zusammen und haben gesungen, während die Flaschen kreisten. Wir mögen in unserem Handeln und erst recht in der Auslegung des blauen Weges, den ich mit Erik Petersen beim Fest der Drachen auch noch mal ausdiskutieren werde, sehr unterschiedlich sein, aber der blaue Weg eint uns. Diese Einigkeit haben wir in diesen Tagen gelebt und auch sie ist es, die mich immer wieder dem Ruf des Blauen Drachens folgen lässt.

    Ich reibe mir die Augen. Es ist so viel geschehen. Über so viel wurde geredet. So viele Gedanken, dass der Kopf davon zu platzen droht. Auch wenn die Diplomatie nicht zu den einfachsten Aufgaben auf dem Fest der Drachen zählt, so freue ich mich schon auf diese im Vergleich zu den Geschehnissen in Elitawana simple Angelegenheit.

  • Aus den Heckscheiben blickt Askir auf die See hinaus. Die Sonne war schon unter der Kimm verschwunden und der Himmel ist in die unterschiedlichsten Blautönen getaucht. Askirs Körper folgt wie selbstverständlich dem Rollen und Stampfen des Schiffes, das mit geblähten Segeln durch die See schneidet. An seine Ohren dringt das Knarzen des Holzes, das Knirschen der Taue, die Rufe der Seefahrer und die Geräusche von Füßen auf dem Deck über seinen Kopf.

    Endlich wieder auf See. Endlich wieder unterwegs auf der Weite des Ozeans. Endlich wieder auf Fahrt mit seiner „Knurrhahn“. Ohne Angst auf das nächste Schiffsunglück, denn Efferd bestimmt über unser aller Schicksal und er entscheidet über Wohl und Wehe auf See.

    Erst wenige Tage war Askir aus Elitawana zurück in seine Zeit und seine Welt zurück geworfen worden, als seine Schivone „Knurrhahn“ in den Hafen von Brabak einlief. Unmissverständlich ein Zeichen.  Eigentlich für die Handels-Compagnie auf Handelsfahrt unterwegs hatte Askir das Schiff kurzentschlossen für sich mit neuer Order versehen.

    Nun segelt die Galeone mit Kurs über die Zyklopeninsel zu den Drachenlanden.  In der Hoffnung, dass sich auf dem Kurs die Silhouette der Galeasse „Gorgon“ über der Kimm zeigt. Dem Schiff von Kapitän Don Arktos, auf dem sich Askir auf der Fahrt in die Drachenlande schon öfter als Rudergänger anheuern ließ. Am Ruder eines Schiffes voller alter Kameraden und Freunden in die Drachenlande zu segeln klang immer noch gut.

    Der Mann, der das Gefühl hat, das sein ohnehin schon bewegtes Leben abermals mit zielstrebigem Kurs auf den nächsten Sturm zusteuert, starrt weiter in die einsetzende Dunkelheit. Einer Metapher, wenn er an die Ereignisse in Elitawana zurück denkt: Die Erschaffung der pervertierten Avatare der Drachen. Möglicherweise hätte es schlimmer kommen können, aber nur wenig war jemals so weit von einem Sieg entfernt.

    Sie hatten verloren. Der Hexer hatte sein Ziel erreicht. Es waren Avatare in den Kreis gerufen worden, welche die dunklen Seiten der Drachen in sich vereinten. Doch das erste Mal war Askir froh, dass der Blaue Drachen in der ersten Drachenwelt noch nicht erwacht war. Die Gier wurde bei der Erschaffung des schwarzen Avatars verortet, doch es gibt keinen Gegenavatar zum Blauen.

    Und nicht zum Wandel. Wenn dem Steinmetz von Elitawana, der schon mehr als ein Menschenalter zu leben scheint, zu trauen ist, dann ist der Drache des Wandels dabei zu erwachen. Das Chaos, das immer seine Eigenständigkeit ohne Drachen betont hat, würde damit als Lager des ewigen Wandels mit einem Drachen am Wettkampf teilnehmen.

    Ein leichtes Lächeln kann sich Askir nicht verkneifen: Das könnte einige Chaospriester in Deutungsschwierigkeiten bringen und interessant werden. Doch letztendlich spielt der Name oder das Wesen eines Avatars nur eine untergeordnete Rolle, wenn sich dort weiter Dämonenpaktierer herumtreiben.  Er reibt sich die Augen. Und dann ist da noch die Sache mit Harold …

    Doch aus den Nebelschwaden schlechter Nachrichten gleitet ein Schiff hervor, dass sich Hoffnung nennt. Am Masttop des Schiffes weht die Fahne der Freiheit. Eine Hoffnung, die ebenfalls in Elitawana neue Nahrung erhielt.

    Er war in einer Vision dabei, als die Freiheit in der ersten Drachenwelt aus einem hohlen Wort zu einem Aufruf zur Tat wurde. Als sich die ersten Frauen und Männer im Geheimen zusammen fanden, um die Freiheit für sich und Andere zu erkämpfen. Sie übernahmen die Verantwortung und handelten. Sie überfielen Ortschaften nicht zum Plündern und Töten – nur der Freiheit der dort festgehaltenen Sklaven galt ihr Streben.

    Dieser Freiheit hatte sich Askir auch verschrieben, als er sich vor einigen Jahren von Tiberius Graufuchs mit dem Wasser aus dem Kraftplatz des Blauen Avatars taufen ließ. Er erinnert sich auch daran zurück, als viele Blaulageristen vor dem Avatar Zeugnis ablegten über den Grund ihres Kommens:  nicht wegen der Gier, wegen der sie sich im Lager fortlaufend gegenseitig bekämpfen müssten, sondern wegen dem unbändigen Willen zur Freiheit.

    Das war auch zentrales Thema, als Askir in Elitawana dem grauen Helden den blauen Weg erklärte. Dass selbst die Halsabschneider, die dem Weg des Blauen folgen, um den Wert der Freiheit wissen und auch die Verantwortung kennen, die dieser inne wohnt. Als Ausgleich zur Tyrannei des Kupfernen sind wir es, die den Einzelnen, seine Träume und Wünsche, vor dem Zwang bewahren.

    „Wir haben natürlich Handelsfahrer und Piraten“, sprach daraufhin sinngemäß der graue Held. „Aber auf der weiten See gibt es noch viel Platz und vor allem hinter den Inseln ist der Ozean noch unerforscht. Vielleicht wäre das ein Ort, an dem ihr die Freien hinführen könnt und sie frei sein können.“

    Die Weite des Meeres, die wilden Wogen und sanften Wellen, der stürmische und laue Wind, die launische See, der unbeugsame Ozean als neue Heimat der Freien in der ersten Drachenwelt. Ein Gedanke des grauen Helden, den Askir auch an Lydia, der wohl ersten Blauen aus den Einwohnern der ersten Drachenwelt, weitertrug. Und er sah das Leuchten in ihren Augen.

    Ein Lächeln umspielt seine Lippen. Bei allen schlimmen Ereignissen in Elitawana gibt es auch allen Grund für Freude und Hoffnung. Der Blaue Drache erwacht und der Ruf nach Freiheit wird immer stärker. Der Blaue Weg, die eigene Freiheit und die Freiheit Anderer zu erkämpfen und zu verteidigen und mit Verantwortung gemeinsam dafür einzustehen, gewinnt an Bedeutung.

    Jetzt gilt es noch diesen Gedanken auch beim Fest der Drachen festzuhalten, weiter zu tragen und mit Leben zu füllen.

  • Nach meinem letzten Besuch auf dem Drachenfest im Jahr 2011 bin ich dieses Jahr mit gemischten Gefühlen hin gefahren. Auch wenn ein Larp dieser Größenordnung (also von mehreren tausend Teilnehmern) für mich seinen ganz eigenen Reiz und eine besondere Atmosphäre hat, war ich doch 2011 mit meinen Spielmöglichkeiten und der Einbindung in das Spiel meines Lagers nicht glücklich gewesen.

    Mit Askir war ich 2011 im Blauen Lager und war in diesen Tagen viel unterwegs, um Informationen zu sammeln, wobei mir vornehmlich meine Bekanntschaft mit dem damaligen Heerführer des Grauen Lagers zugute kam. Doch im Blauen Lager nahm man die Informationen zur Kenntnis, ohne dass sich für mich daraus Spiel entwickelt hätte. Ich hatte das Gefühl, dass die alteingesessenen Gruppen und Charaktere das Revier unter sich aufgeteilt hatten und man als „Einzelspieler“ kaum eine Chance hat in das lagerinterne Spiel rein zu kommen (wenn man nicht mindestens davor stark im Forum aktiv war). Es war etwas frustrierend.

    Entsprechend gespannt war ich, wie es dieses Jahr laufen würde. Als Notnagel hatte ich zumindest einige Bekannte in verschiedenen Lagern, die ich besuchen wollte. Das habe ich letztendlich zwar geschafft – aber nicht so häufig, wie ich es geplant hatte. Denn im Gegensatz zu 2011 habe ich recht schnell ins Spiel des Blauen Lagers gefunden und war ständig auf Achse. Aber Eins nach dem Anderen.

    Organisation, Spielleitung und Regelwerk

    Die Organisation war routiniert und simpel. Sowohl im Vorfeld, als auch auf dem Con selbst. Eine Spielleitung habe ich nie gebraucht und einfach mein Spiel machen können. Nur gut, dass ich meinen Charakter schon vor dem Vorfeld konvertiert hatte – so lief der Check-In für mich schnell und unkompliziert. Auch wenn ich mir wünschen würde, dass auch beim Drachenfest die neuen Regeln des ZdL eingeführt würden. Ob das jedoch (auch im Hinblick auf das internationale Publikum mit unterschiedlichen Larpvorstellungen) realistisch ist, kann ich nicht beurteilen.

    Ein ganz besonders Lob gebührt aber dem BLOT (Blaues Lager Organisations Team) und den Aufbauhelfern. Das ganze Jahr über kümmern sie sich um die Planung und vor Ort koordinieren sie die über 700 Spieler, deren Charaktere dem blauen Weg folgen. Das sichtbarste Zeichen ihres Engagements war der neue Kraftplatz wie auch unsere großartige Barrikade. Eine Leistung, vor der man anerkennend den Hut ziehen muss.

    Plot

    Jeder Drache will siegen. Und herrschen. Außer der blaue Drache natürlich, denn der ist ja nicht so der Herrschertyp. Manche Drachenlager verzichten zuweilen auch darauf. Es werden durch Questen Dracheneier gesammelt. Es gibt Diplomatie und Bündnisse. Und natürlich Kämpfe. Am Ende siegt der Drache, der die meisten Dracheneier hat. Im Normalfall herrscht er dann auch – bis zum nächsten Fest der Drachen im folgenden Jahr. Das wäre die Zusammenfassung des Plots, der natürlich durch mehr oder minder kluge Spieleraktionen noch ergänzt wird, für Nicht-DFler. 😉

    Und was die Diplomatie und die Bündnisse angeht komme ich ins Spiel. Oder besser: Da kam ich ins Spiel. Mit einer kleinen Information kam ich in Kontakt mit dem Chevalier, der zum wiederholten Mal zum Hochdiplomaten des Blauen Lagers ernannt worden war. Da ihm scheinbar ein diplomatisches Korps fehlte habe ich mich einfach mal angeboten – und wurde, wegen meiner Bekannten im Silbernen Lager, zum Diplomaten für besagtes Lager. Und dahin war es mit der (eh nicht gewollten) Ruhe. Wenn ich mir das eine Paar Stiefel so anschaue ist eine neue Sohle fällig (ernsthaft!).

    Fazit: Ich war viel unterwegs. Habe mich nie gelangweilt. Hatte etliche interessante Gespräche. Durfte viele Leute (Charaktere und ihre Spieler) kennen lernen. Diplomat ist echt ein dufter Job.

    Folgendes Foto: Der Diplomat Askir (rechts) vor dem Silbernen Lager im Gespräch mit der Baronin von Moosgrund zu Yddland, im Hintergrund der silberne Lagerkommandant Freiherr Arwain Aradon.

    Das Blaue Lager

    Die neue Bewegung „Tiefseeblau“ hat innerhalb des Lagers etwas Neues angestoßen. Nicht nur Konfliktspiel, sondern auch die grundlegende Möglichkeit den Weg des Blauen, wie er vom Lager gegangen wird, zu hinterfragen und darüber nachzudenken. Besonders über unseren – also jedes Einzelnen – Umgang mit der Freiheit und der damit einhergehende Verantwortung. Auch „Tiefseeblau“ wird keine Patentantwort liefern können (zumal die Bewegung ja auch noch in der „Kinderschaluppe“ steckt), aber in dem Konzept finden sich gute und interessante Ansätze. Auch wenn „Tiefseeblau“ ihre Ansichten stärker kommunizieren und für diese werben sollte, hoffe ich, dass diese blaue Graswurzel-Wellenkamm-Bewegung auch von den anderen „blauen Spielern“ stärker mit allen daraus erwachsenen Konflikten und Diskussionen als IT-Spielangebot betrachtet und angenommen wird (und nicht wie geschehen mit OT-Anfeindungen zu kämpfen hat). Man kann und sollte darüber reden, heftig diskutieren und (wenn es dann noch sein muss) kann man sich auch – wie es schon der blaue Avatar gesagt hat – um den richtigen blauen Weg prügeln.

    IT habe ich von einigen Kapitänen gehört, die dem „Captain’s Table“ bewusst fern bleiben. Ich habe IT das Gefühl bekommen, dass viele Blaulageristen den „Captain’s Table“ nicht mehr ernst nehmen. Dass man dort lange redet, aber kaum klare Entscheidungen fällt. Eine solche Entscheidung war für meinen Charakter der Mangel an Einigungswillen auf eine verantwortliche Person – statt dessen bestellte man vier Heerführer. Für uns Diplomaten eine schwere Zeit, denn mit wem sollte man jetzt zeitnah Entscheidungen und Verhandlungen absprechen? In anderen Lagern war man sich deshalb auch nicht sicher, ob man sich auf das Blaue und seine Zusagen verlassen konnte, da wir viel zu lange für klare Entscheidungen benötigten (da ja immer erst der „Captain’s Table“ einberufen werden musste). Eine demonstrative Uneinigkeit, die uns nach Ansicht meines Charakters sowohl intern als auch extern mehr geschadet als genutzt hat.

    Eine Uneinigkeit, die es bei „Tiefseeblau“ (TSB) so nicht zu geben schien. So wie die meisten Mannschaften einen Kapitän haben, der letztendlich das Sagen hat, wurde bei TSB am ersten Abend ein „Kompass“ gewählt, der nach Anhörung vieler Meinungen den Kurs bestimmt. Zumindest in der Theorie, denn dafür muss der Kompass auch greifbar sein, woran man noch arbeiten sollte. Aber alleine das hat bei meinem Charakter im Laufe des Cons für Sympathien für „Tiefseeblau“ geführt, denn Freiheit ganz ohne Struktur ist (seiner Meinung nach) Chaos – und dafür gibt es schon ein eigenes Lager. Schade, dass ich am letzten Abend nicht mehr Tiberius über den Weg gelaufen bin, um mehr zu erfahren und der Bewegung beizutreten. Aber vielleicht ergibt sich das ja – spätestens nächstes Jahr – noch.

    Fazit: Auch wenn das Blaue Lager meinen Charakter öfters an den Rand der Verzweiflung getrieben hat, steht für mich außer Frage, dass ich auch beim nächsten Drachenfest dem Weg des Blauen folgen werde (wie immer der auch aussehen mag).

    Meine Kritikpunkte

    Natürlich gibt es immer auch Dinge, die einem nicht gut gefallen. Dieses Jahr waren es aber nur Kleinigkeiten, die letztendlich die Freude über ein tolles Con nicht trüben können. Trotzdem muss ich sie mal los werden.

    Mein Lagerplatz war, da ich alleine unterwegs war, ganz am Rand des Blauen Lagers. Direkt hinter mir begann der Bereich mit den OT-Zelten. Es ist nicht sonderlich schön, wenn man immer, wenn man ins Zelt geht, Iglus sehen muss. Aber mir ist klar, dass Irgendjemand immer in diesen faulen Apfel beissen muss. Ärgerlich ist nur, dass man beim Blick in die andere Richtung auch – zwischen den IT-Zelten – OT-Zelte sehen muss. Auch wenn ich verstehen kann, wenn Crews gemeinsam lagern wollen – aber wenn Jemand ein OT-Zelt hat dann muss er/sie, meiner Ansicht nach, trotzdem in den Bereich für diese Zelte. Fand es auch etwas inkonsequent, dass die Zelte dann dort stehen bleiben durften.

    Ich bin Raucher von Filterzigaretten. Ich habe eine Tasche, in der sich meine Zigaretten befinden. Und in der auch Platz ist, um die ausgerauchten Filter rein zu stecken. Scheinbar gibt es aber etliche Raucher, die in ihrer Tasche nur Platz für die Zigaretten, aber nicht deren Reste haben. Anders kann ich mir die vielen Kippenstummel auf der Wiese nicht erklären. Verdammt, das muss doch nicht sein!

    Im Blauen Lager gibt es einige größere Gruppen – und die „Freien“ (also die Leute, die alleine oder in Kleingruppen reisen). Und damit die „Freien“ nicht Außen vor und involviert sind, wählen sie zwei oder drei Vertreter aus ihren Reihen für den „Captains Table“. Soweit die Theorie. 2011 habe ich davon nach dem DF im Forum erfahren. Hätte ich es nicht schon gewusst, wäre es dieses Mal wieder so passiert. Und die „Freien“, die bei mir lagerten, haben auch erst am letzten Tag durch mich davon erfahren. Ergo: Hier läuft etwas gewaltig schief! Denn ich hörte genug Beschwerden, dass sich Teile des Lagers nicht ausreichend beteiligen (wenn wir ausmarschieren zum Beispiel) – aber gleichzeitig scheinen die „Freien“ nicht wirklich involviert zu werden. Von der fehlenden Kommunikation ganz zu schweigen. Mein Vorschlag für nächstes Jahr: Schon bei der ersten Ansprache des blauen Avatars muss er auf diese Wahl hinweisen und bekannt geben, wann und wo sie stattfindet (sinnvollerweise vor dem ersten „Captains Table“). Außerdem müssen die „Freien“ in einem gemeinsamen Viertel im Blauen Lager untergebracht werden, um die Kommunikation zu erleichtern (sonst sucht man sich ja dumm und dämlich). Vielleicht stehen dann auch zukünftig mehr Leute für Aktionen bereit.

    Meine Highlights

      • Der Stolz, dass unser Banner bis zur Endschlacht nicht einmal unsere Barrikade verlassen hat. Nie erobert wurde. Auch wenn es am ersten Vormittag, als uns drei Lager angriffen, echt eng war.
      • Das Diplomatiespiel für das Blaue Lager, das ich gerne nächstes Jahr fortsetzen möchte – wenn man mich denn lässt.
      • Das Spiel der Crews der „Drunken Bastard“ und der „Patriot“ betrachten zu dürfen hatte schon was von einem Privileg. Großartig ausgestattet, toll gespielt. Da macht alleine das Zuschauen Spaß.
      • Die zwei Gespräche mit dem Chevalier über die Möglichkeiten, die sich uns in den folgenden Jahren auf dem diplomatischen Parkett bieten könnten.
      • und viele weitere Momente, die dieses Drachenfest so besonders haben werden lassen.

    Besondere Grüße

      • Keiv: Möge der Listige Dir eine glückliche Hand schenken und den Geist Deiner Gegner vernebeln. Ich freue mich schon auf unser nächstes Zusammentreffen.
      • Doc: Aves möge Dich an interessante Orte führen und der Fuchs Alverans Dich immer neue Geheimnisse finden lassen. War toll Dich kennen gelernt zu haben. Und nochmal vielen Dank, dass ich von dem vortrefflichen Rum kosten durfte. Jetzt werde ich wohl keinen anderen Rum mehr wirklich genießen können.
      • Harold: Danke für das schöne Spiel und die Einladung für den Samstagabend, als wir noch in netter Runde zusammen gesessen haben. Und ein Lob für Deine Arbeit in und für die Hafenmeisterei.
      • „Drunken Bastard“: Die Zeit mit Euch habe ich genossen und möchte mich noch mal für die immer freundliche Aufnahme in Eurem Lager bedanken. Dass ihr eine stimmige Gruppe mit tollem Spiel abseits von den sonst vielfach anzutreffenden abgerissenen Piraten seid, habt ihr schon beim ZdL bewiesen. Jetzt durfte ich aber auch erleben, dass ihr Euch beim Feiern selber nicht zu ernst nehmt und intern eine vorbildliche (OT-)Gruppendynamik habt. Vor Euch ziehe ich meinen Hut.
      • Silly, der mich als Händler mit etlichen Spielangeboten versorgt hat, die ich aber auf Grund meiner diplomatischen Tätigkeit nicht so wahrnehmen konnte, wie ich das gerne gemacht hätte.
      • Yddland: Vielen Dank für den immer wieder netten Empfang in Eurem Lager. Besonderen Dank natürlich an die Baronin für das schöne Spiel und die netten Gespräche. Bei Euch (so vielen netten Leuten) verweile ich immer wieder gerne.
      • Mishra: Du verrückter Kerl mit noch verrückteren Ideen. Es ist immer wieder eine Freude mit Dir zusammen zu treffen (wenn man Dich mal findet) und zu spielen. Freue mich schon auf das nächste Mal.
      • Frieda Fluchbrecher: Danke für das schöne gemeinsame Spiel und die nette Zeit, die ich mit Dir – unter anderem beim Besuch im Silbernen Lager – verbringen durfte. Man muss Dich einfach gern haben und ich hoffe, dass man sich noch öfter über den Weg läuft.
      • Chevalier: Dir gilt ein ganz besonderer Dank für das schöne und intensive Spiel, das dieses Drachenfest für mich erst zu was Besonderem hat werden lassen. Danke, für das mir entgegen gebrachte Vertrauen. Für die tolle Zusammenarbeit und die vielen tiefen Gespräche. Auch wenn Askir nicht immer mit Dir einer Meinung war, bist Du ein toller Diplomat und ich bin sicher, dass Askir (und ich) noch was von Dir lernen können. Nicht nur deshalb hoffe ich, dass wir auch nächstes Jahr das Spiel fortsetzen können.
      • und an alle Anderen, mit denen ich eine tolle Zeit verbracht habe, wie Heinrich Büttner, Snegla, dem Diplomatenpaar (deren Namen ich nicht kenne), Khemri und seinen Thorwalern, El Gar und seiner Tochter, meinen netten Zeltplatznachbarn, …

    Fazit

    Ich komme wieder. Die Karte habe ich schon. Jetzt muss es nur noch mit dem Urlaub klappen. Drückt die Daumen 😉

  • Ich bin zurück vom „Zeit der Legenden“, einem Con in der ersten Drachenwelt – also zur Drachenfest-Kampagne gehörend. Hier das ausführlichere Review:

    Organisation und Spielleitung

    Karte bestellt, Karte geliefert. Soweit so gut. Nette Ansprache am Mittwochabend und los ging es Intime (Check-In war ja wegen der neuen Regeln nicht von Nöten). Vor Ort gab es jedoch leider einige Mängel, die nach mehreren Jahren Erfahrung mit der Veranstaltung eigentlich nicht auftreten sollten.

    Das betraf u.a. die Beleuchtung der Strassen, die zwar aufgebaut wurde, jedoch spätestens ab Freitag Abend nicht mehr angezündet wurde, so dass man im Dunkeln seinen Weg durch den Schlamm suchen musste. Ärgerlich. Auch die Seifenspender auf den Toiletten und das Handabputzpapier wurde nur sporadisch erneuert und meines Eindrucks nach ab Freitag gar nicht mehr. Sicher kann man argumentieren, dass die Spieler ihr eigenes Zeug mitbringen könnten – aber jeder weiß, wie wahrscheinlich es ist, dass z.B. der Krieger unter seiner Platte Seife und Handtuch verstaut hat. Daher gehört das auch aus hygienischen Gründen für mich zum Service dazu.

    Auch wenn ich die Spielleitung selten gebraucht habe, habe ich gerade in unserem Bereich selten eine Spielleitung gesehen. Gerade bei der Einweisung des Geländes (siehe nächsten Punkt) wäre eine SL vor Ort erforderlich gewesen. Die SL, die uns als Ansprechpartner genannt wurde, war jedoch scheinbar in einem anderen Stadtteil unterwegs. Ich bin sicher, dass viele Aktionen in der Nebelstadt eher bekannt und abgesprochen worden wären, wenn wir eine verfügbare SL vor Ort gehabt hätten.

    Location

    Das Gelände war mir ja von meinem ersten (und bisher einzigen) Besuch auf dem ZdL im Jahre 2011 bekannt und an sich ganz schön, wenngleich ich indessen einen Muskelkater habe. Denn in Weltenwacht geht es immer nur bergauf. Ich vermute ja, dass es daran liegt, dass Kupfer irgendwann aus falschverstandenem Ordnungssinn die Topographie erfunden hat.

    Nachdem jetzt schon seit Jahren Weltenwacht auf diesem Gelände dargestellt wird, gibt es unerklärliche Erdbewegungen, auf Grund dessen Nebelstadt immer wieder an einer neuen Stelle liegt. Dieses Mal sogar in einen hinteren Bereich verbannt, der für die im Forum gemeldeten Spieler und Zeltgrößen zu klein war. Ich verstehe nicht, warum vor Kupfer ein so großer Platz frei bleiben musste, und selbst auf unsere beengte Fläche noch Zelte der Kupfernen standen. Wir mussten den Weg enger machen und unsere Zelte standen dicht an dicht. Wo ist der Sinn vorheriger Größenangaben, wenn die Orga diese zu ignorieren scheint – und sogar noch einen Tempel auf der Fläche aufbaut?

    Regelwerk

    Das erste Mal hat sich die Orga des Drachenfestes nach Absprache mit den Spielern im Rahmen des Forums an einem neuen Regelwerk probiert. Anstatt das punktebasierende Regelwerk des Drachenfestes zu nutzen war dieses Mal DKWDDK und die „Zwei Regeln“ angesagt. Zusammen mit der Opferregel wurde damit die Verantwortung verstärkt in die Hände der Spieler gelegt und damit auch eine neue Vertrauensbasis geschaffen. Ganz ohne durch Punkte reglementierte Fähigkeiten, Treffer- und Rüstungspunkten sowie der Entscheidung über einen Charaktertod in der Hand des jeweiligen Spielers sollte mehr Spiel generiert werden. Darüber hinaus hat man neue Kampfregeln [Klick] eingeführt, die auch den Kopf zur Trefferzone erklärt (was im Vorfeld zu vielen Diskussionen und auch Ablehnung) geführt hat.

    Nach dem Con kann man sagen, dass diese Regeländerungen eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre gewesen ist. Ich habe viel tolles Spiel erlebt und schöne Kämpfe gesehen, in denen nicht die Punktestärke, sondern das schöne Spiel und die gute Show im Mittelpunkt standen. Wenn ich an die vielen Toten denke, die wir in den Tage hatten, verleitet die Opferregel nicht zu weniger Konsequenz für die Handlungen – ermöglicht der Orga aber ganz andere Aktionen, um ein Bedrohungsszenario aufzubauen.

    Auch die veränderten Kampfregeln haben meines Eindrucks nach gut funktioniert. Die NSCs haben schön ausgespielt und auch auf Schwarzpulverwaffen toll reagiert. Und die Freigabe des Kopfes als Trefferzone hat auch nicht zu mehr Verletzungen geführt – meines Wissens nach war sogar keine Verletzung darauf zurück zu führen. Bei der Enschlacht hatten scheinbar die Malteser angenehm wenig bis gar nichts zu tun. Für die neuen Regeln auf jeden Fall „Daumen hoch“. Es lohnt sich halt doch, wenn man den Menschen etwas Vertrauen entgegen bringt.

    Plot

    Von den alten Göttern ist scheinbar die Spinnengöttin aktiv geworden, was zu starken Angriffen von Spinnen geführt hat. Also neben den ebenfalls angreifenden Kultisten natürlich. Schön für die Stimmung war übrigens, dass am ersten Spiel-Morgen unsere Zelte mit „Spinnenweben“ eingesponnen waren. Es gab demzufolge genug zu tun für die Kämpfer, Alchemisten, Heiler und Magier. Sonnenblume und Locke aus der Nebelstadt haben ein Gegenmittel gebraut, Milla hat für den blauen Drachen an Ritualen teilgenommen, La Hire war als Gouverneur vielfach unterweges, ich habe mit Askir Informationen beschafft – der Plot hat uns auf jeden Fall auf Trab gehalten.

    Ob wir Spieler überhaupt eine Chance hatten Weltenwacht vor der Eroberung durch die Kultisten und der von uns eingeleiteten Zerstörung der ganzen Stadt mittels Sprengung der Säulen zu retten, weiß ich gar nicht, aber letztendlich ist es auch egal. Denn die Enschlacht war episch. Einschließlich des Todes der Kaiserin und unserer Flucht. Es hat irgendwie gestimmt und ich habe mich zu keiner Zeit gelangweilt.

    Nur war Schade, dass zumindest ein Plotstrang mit tagelanger Vorbereitung durch Spieler nicht abgeschlossen werden konnte, weil sich die entsprechende SL schon für die Enschlacht umgezogen hatte und der festgesetzte Zeitpunkt wichtiger war als Spieleraktionen. Das war etwas schade und da würde ich mir etwas mehr Flexibilität wünschen.

    Nebelstadt

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    Einmal Nebelstadt, immer Nebelstadt. Die familiäre Atmosphäre und den Zusammenhalt, den ich schon 2011 erleben durfte, habe ich auch dieses Jahr wieder geniessen dürfen. Es ist toll in einem so kleinen Stadtteil zu sein, wo man sich schon nach kurzer Zeit kennt. Dass wir schon am ersten Tag um Mittag mit unserem Gouverneur La Hire und mit einem Heerführer (des nicht existierenden Heeres der Nebelstadt, aber immerhin!) organisiert waren, spricht meines Erachtens für sich. Dabei geht mein größter Dank für einige schöne Tage an die großartige Milla, den fleissigen Klaas, der immer gutgelaunten Sonnenblume, dem netten Chaoten Locke (auch wenn es nicht immer sein Tag war) sowie Allen, die bei und mit dem „Fliegenden Krug“ gelagert, gegessen und gefeiert haben. Und dazu zählt natürlich auch ganz besonders mein eineiiger Zwillingsbruder Mattjes. 😀 Ich bin jetzt erst seit einigen Stunden daheim und beginne schon Euch zu vermissen.

    Mitspieler

    Vornehmlich möchte ich mich über die Grenzen der Nebelstadt hinaus noch für das schöne Spiel mit und bei dem Lazarett der Eisenstadt bedanken. Ich freue mich schon darauf einige Spieler bald in Renascân wieder zu sehen. Ein großes Lob geht aber auch an die Spieler der Schattenstadt. Die Orks von Weltenwacht, die einfach ein grandioses Spiel liefern und bei denen selbst die verrücktesten Ideen wahr werden können. Ein „Zeit der Legenden“ ohne den großen Alten und seinen Orks ist für mich nur schwer vorstellbar.

    Ich könnte jetzt sicher noch viel mehr schreiben, aber erstmal dürfen noch andere ran – und ich kann ja bei Bedarf immer noch ergänzen 😉

    Fazit

    Ich komme wieder, keine Frage. Gerne (wenn es klappt) schon nächstes Jahr – auch wenn es dann an einem anderen Ort (IT wie OT) sein sollte. Aber auf jeden Fall werde ich dort zu finden sein, wo auch die Nebelstädter sind (auch wenn es keine Nebelstadt mehr geben sollte).