Professionalisierung im Larp

Ergänzend zu meinem Beitrag „Engagement“ kann ich, angeregt durch einen aktuellen Konflikt Diskussion, larpspezifisch ergänzen, dass es auch die Leute gibt, die schon vor langer Zeit mit Liverollenspiel begonnen haben, aber nur sehr selten auf Conventions anzutreffen sind. Also die Larper, die nur ein oder zwei Mal pro Jahr auf Veranstaltungen sind und auch sonst, z.B. über das Netz, wenig Kontakt zur „Szene“ halten. Natürlich sei jedem selbst überlassen, wie viel Zeit man in das Hobby Larp steckt und das wird grundsätzlich von mir auch nicht kritisiert.

Dieser Personenkreis sollte dann aber auch akzeptieren, dass Entwicklungen der Szene und daraus resultierende Änderungen an Ihnen vorbeigehen können. Man kann nicht davon ausgehen, dass es heute noch zwingend so funktioniert, wie das vor Jahren, als das Larp sicher noch familiärer und kein Massen phänomen war, der Fall gewesen ist. Die Anzahl der Veranstaltungen zeugt davon ebenso wie die indessen juristisch immer ausgefeilteren AGBs und eine ingesamt anzutreffende Professionalisierung der Arbeit innerhalb der Orga-Teams.

Die Zeiten, in denen selbst bei Einladungscons für eine Gruppe jedes Gruppenmitglied angesprochen wurde und einfach mündlich zu- oder absagte, sind selbst für solche Arten von Cons schon lange vorbei. Die Organisatoren nehmen selbst bei Veranstaltungen dieser doch überschaubaren Größenordnung eine Verantwortung und finanzielle Verpflichtung auf sich, die sich in keinster Weise von denen gewerblicher Dienstleister unterscheidet. Als Orga-Team bzw. Spielleitung ist man nämlich genau das: Dienstleister – und genau das Selbstverständis drückt aus, welchen Weg die Larporganisation genommen hat.

Mündliche Zusagen und das Vertrauen darauf, dass der Conbeitrag dann schon bezahlt wird, funktionieren in der heutigen Zeit meiner Erfahrung nach leider selbst bei gruppeninternen Cons nicht mehr. Dies auch in Hinblick darauf, dass meist schon ein Veranstaltungsort angemietet und damit eine finanzielle Verpflichtung gegenüber Dritten eingegangen wurde. Kosten, die an den engagierten Leuten, die das Con organisieren, hängen bleiben, wenn Zusagen dann doch nicht eingehalten werden und man keine Handhabe hat an das Geld zu kommen.

Die standardisierten Anmeldungsprozeduren mit ihren AGBs mögen steril sein wie ein gewöhnlicher Vertrag, wie man ihn aus dem täglichen Geschäftsleben kennt – aber man muss erkennen, dass man genau einen solche Vertrag mit all seinen rechtlichen und finanziellen Bindungen eingeht, wenn man sich heute zu einem Con anmeldet. Die „gute, alte Zeit“, wo alles mit einem Händedruck machbar war, ist auch im Larp vorbei. Man kann deshalb in Tränen ausbrechen und mit seinem Kopf gegen die Wand schlagen, wenn man möchte – ändern wird es daran aber Nichts.

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