Das erste Con eines Jahres im Juni hatte ich schon lange nicht mehr. So selten auf Cons war ich das letzte Mal 2012 – und die Situation war damals ähnlich wie heute. Aber die krankheitsbedingt auch selbstgewählte Durststrecke hatte mit der IT-Geburtstagsfeier von Johanna von Reichenort, Baronin von Brynn zu Traak und Baronin von Leuenhaven und Freyberg und Landesverweserin des Heiligen Bundes feldmärkischer Landesherren (sowie OT-Geburtstagsnachfeier von Corinna) vom 03. bis 05. Juni ihr Ende. Zeitgleich war es der Anfang, das erste Mal, der Premierenauftritt für meinen neuen Charakter Brasov.
Organisation und Spielleitung
Man kennt sich schon über zehn Jahre und immer aufs Neue freue ich mich, wenn eine Coneinladung von Corinna eintrudelt – auch wenn ich sie nicht immer annehmen kann. Dieses Mal hat es aber geklappt. Also via Mail angemeldet, Geld überwiesen und irgendwann kam die Anmeldebestätigung. Bei unserer Ankunft an der Location war Corinna noch einkaufen, was uns eine gemütliche Runde mit dem Faun Vino, der gekühltes Bier parat hatte, ermöglichte. Dann haben wir unsere Zimmer ausgesucht, ausgeladen und beim Aufbau geholfen. Es ist immer eine familiäre Atmosphäre, die ich schätze.
Die Spielleitung hatten Dirk, Mareen und Nils übernommen. Dazu war im Vorfeld an alle Spieler die Aufforderung ergangen doch ein Artefakt vorzubereiten und mit einer kleinen Beschreibung als Plotgegenstand mitzubringen. Da der Gegenstand unabhängig vom eigenen gespielten Charakter sein sollte habe ich mich auf Askir besonnen und einen Holzfuchs mitgebracht, der einem beim abendlichen Spiel etwas Glück bringen kann. Auch die anderen Ideen, wie die Spardose, die Geld anzieht und es dann in sich verschwinden lässt, oder der Armreif, mit dem man mit Wasser reden kann, waren schöne Gimmicks. Aber dazu mehr – nur soweit: Wenn ich eine SL gebraucht hätte, dann wäre sie da gewesen und ich vermute auch gut gelaunt.
Location
Den Hager Hof in Belm-Vehrte kannte ich noch nicht, aber schon von außen begeistert das historisches Hofgebäude von 1731, das 1980 vor dem Verfall gerettet und renoviert wurde. Ein Eindruck, der sich im Inneren des Gebäudes fortsetzt. Im ehemaligen Stall befindet sich ein großer Saal, den man sowohl als Rittersaal mit Bestuhlung versehen als auch als Tanzsaal nutzen kann. Von dort erreichbar sind einige seitliche 3-Bett-Zimmer. Weitere Mehrbettzimmer und ein Schlafsaal befinden sich in den beiden oberen Geschossen. Die sanitären Anlagen sind neu und in gutem Zustand – eigentlich zeigt das ganze Haus nur geringe Abnutzungserscheinungen. Im Erdgeschoss gibt es dann noch die Küche, eine Art Wohnzimmer und die große Diele, in der sich noch die Reste der alten Kochstelle befinden.
Auch das Außengelände ist schön, vor allem die Wiese hinter dem Haus. Aber auch vor dem Haus lädt eine Bank und ein Garten zum Verweilen ein und bietet einen Blick auf die ehemalige Scheune, in der heute die netten Verwalter wohnen. Leider liegt die Anlage jedoch nicht irgendwo im Wald, sondern in einem darum gelegenen Gewerbegebiet, so dass außerhalb des Grundstückes kein Spielgelände zur Verfügung steht. Wir hatten zudem das Pech, dass in der Nähe des Hager Hofs eine Party gefeiert wurde, so dass wir ab Samstagmittag eine Beschallung mit moderner Musik hatten.
Auch wenn das Umfeld leider ein Minus ist, ist das Gebäude mit dem direkt darum gelegenen Gelände so schön, dass meine Frau und ich schon begonnen haben zu überlegen dort auch mal ein Con zu veranstalten.
Der Plot
Man kann den Plot in drei Teile gliedern. Teil 1 war der Grund der Einladung: Der Geburtstag der Baronin, den sie mit einer öffentlichen Einladung in ihrem Jagdhaus feiert. Brasov hat im Nebel natürlich keine Einladung gesehen, aber wenn man aus dem Nebel tritt, es dämmert und ein einladendes Haus vor einem liegt hat man auch ein Grund dahin zu gehen. Und wenn man eingeladen wird kann man auch gerne bleiben. Nach der Vorstellung als Jäger hat mich die Baronin auch direkt an die Wildhüterin Selena verwiesen, so dass der zweite Kontakt schnell geknüpft war. Der erste Kontakt war übrigens Akisha, mit der ich vor dem Haus schon zusammengetroffen war.
Dann gab es den Plot um die oben schon erwähnten Artefakte. Irgendjemand (wohl der Adlige von Drachenfels, den Alle als „Sumpfbengel“ bezeichnen) hat den Soldaten in Leuenhaven einen gefälschten Befehl zugestellt die Artefakte aus der Bleikammer in Leuenhaven zu nehmen und zum Jagdhaus zu bringen. Ein kleiner und netter Plot, mit dem man immer Beschäftigung hatte ohne sich zwanghaft beschäftigen zu müssen. Ob alle Artefakte überhaupt angekommen sind weiß ich gar nicht – glaube aber nicht.
Ab dem späten Samstagnachmittag wurde immer klarer, dass ein Gast des ersten Abends verschwunden war: Der Ziehvater des Ritters der Baronin. Besagter Ziehvater ist ein Markgraf, hat natürlich Feinde und wenn er nicht mehr auftaucht, dann droht diesem anderen Land ein Bürgerkrieg. Dieser Plot war auf das Con mitgebracht worden und beschäftigte uns letztendlich bis nach Mitternacht. An sich ein schöner Rätselplot, der irgendwann sehr dämonisch wurde, jedoch auf Grund seiner Dauer ein gemütliches Feiern am Samstagabend erschwerte.
Gemütlich gefeiert wurde in großer Runde aber schon am Freitag, auch wenn ich sehr früh (und wahrscheinlich als Erster) ins Bett gegangen bin. Das lag aber nicht an der Feier, sondern an einer Kombination aus der schwülen Hitze (die ich bekanntermaßen abgrundtief hasse), dem starken Pollenflug und einer leider überhaupt nicht mehr tragbaren IT-tauglichen Brille mit alten Gläsern und daraus resultierenden Kopfschmerzen. Schade, aber dafür habe ich so gut und fest geschlafen wie lange nicht mehr.
Trotz allem hatte ich dann am Samstag auch noch genug Zeit meine Kamera auszupacken und Fotos zu machen. Diese Fotos findet man übrigens hier: Klick!
Ein paar Worte zur Charakterwahl
Seit gut zehn Jahren fahren wir immer mal wieder den doch recht weiten Weg in den Norden, um immer mal wieder auf Corinnas Conreihen „Khumaritenmanöver“ und „Seeteufel“ dabei zu sein. Auch dieses Mal habe ich dabei wieder gemerkt, dass es nicht „ein Larp“ gibt, sondern sehr unterschiedliche Spielstile existieren. Ein Unterschied, mit dem ich dieses Mal nur schwer zurecht kam. Das Fantasylevel hat mich einfach überfordert – auch Intime. Letztendlich glaube ich, dass Brasov für das Con nicht die richtige Wahl war.
Der „Jäger böser Geister“, der die meisten solchen Gestalten nur aus alten Sagen und Legenden kennt, reist das erste Mal außer Landes, um Dämonen, Untote, Monster und solches Zeug zu jagen und mehr über sie zu erfahren – und landet unter Leuten, die entweder Feen sind oder einige Zeit an einem Feenhof waren, selber Drachen (diese für mich sehr myhtischen Geschöpfe) gesehen haben und sogar ständigen Umgang mit ihnen pflegen, ihren Geist mit einem Geisterwolf teilen und ihren Körper als Medium auch anderen (auch bösen) Geistern zur Verfügung stellen, sich mit den verschiedenen Dämonenspähren auskennen und auch in der Lage sind Portale dahin und daraus zu öffnen, …
Und diese Leute scheinen (Brasovs Erfahrung nach) gar keine Ahnung zu haben, was sie da eigentlich machen. Sich der Gefahren, die sie herauf beschwören, gar nicht bewusst zu sein. Selbst wenn man es ihnen erklärt keine Einsicht zeigen. Und: Nein, ein Risiko von 30% einem Dämonen auf dieser Welt einen Körper zu geben ist auch zur Verhinderung eines Bürgerkriegs nicht und niemals akzeptabel! Auch wenn man Freunde und den Ziehvater aus einer Dämonensphäre retten möchte, sind Aufforderungen wie „Öffnet mir ein Portal! Ich will da rein! Und wenn ich ein Portal mit bloßen Händen öffnen muss!“ kein adäquates Verhalten und man sollte solchen Leuten eigentlich nur eine Sache geben: Ein Liebhaltejäckchen.
Auch wenn sich später Einiges anders aufklärte (was vornehmlich an der mangelnden Kommunikationsfähigkeit von Magiern gegenüber arkanen Laien lag) war das doch unter anderem die Informationslage, als die Diskussion zwischen Brasov und dem Ritter eskalierte. Nur Alanis beherztes Eingreifen ist es zu verdanken, dass der Bolzen meiner Armbrust nicht in seinem Bauch landete. Auch wenn man meiner Ansicht nach beim Schlagen in das Gesicht eines Mannes mit gespannter Armbrust auf Selbstmord plädieren könnte wäre das sicher auch für die Baronin ein schwieriger Abend geworden (wobei das mit dem Portal in ihrem Jagdhaus sicher auch nicht erfreulich war).
Auch aus diesem Grund glaube ich, dass Brasov im Rückblick nicht die beste Wahl gewesen ist. Nach längerem Nachdenken habe ich aber auch festgestellt, dass ich keinen Charakter habe, der nicht einen wie auch immer gearteten moralischen und an einem Glauben orientierten Kompass hätte. Doch am Ehesten wäre das noch mit Askir möglich gewesen, der alleine durch das Drachenfest etwas „weltgewandter“ ist. Doch ich bin im Rückblick auch froh, dass ich nicht Anselm gespielt habe – denn mit ihm wäre es definitiv eskaliert. Ein Betreten des Portals anstatt seiner direkten Zerstörung wäre nämlich nur über seine Leiche möglich gewesen. Also bei der Charakterwahl nicht Alles falsch gemacht. 😉
Die Mitspieler
Auch wenn ich leider zum Einen mit Brasov nicht so ins Spiel gekommen bin, wie ich es selber gerne gehabt hätte, und der oben schon genannten Herausforduerngen (gerade für den Charakter) habe ich schöne Momente mit den Mitspielern gehabt. Sowohl im Spiel, als auch Outtime, wo man alte Bekannte wiedertraf und neue Leute kennen lernen durfte. Hier nur einige wenige Beispiele:
- Akisha, die ich schon seit meinem ersten Khumaritenmanöver kenne, aber meiner Erinnerung nach sich noch nie ein gemeinsames Spiel ergeben hat. Es hat mir wirklich Spaß gemacht und für Brasov war und ist Akisha die Person vor Ort, der man am ehesten vertrauen kann.
- Selena, die Wildhüterin, mit der mir besonders das interessante Gespräch über den Wolfsgeist in Erinnerung bleiben wird – mit der sie Brasov auch einen Vertrauensvorschuss gegeben hat, dessen er sich (trotz allem) bewusst ist.
- Der Faun Vino, den ich auch seit meinem ersten Besuch in Lehringen an kenne – und mit dem auch sich hier das erste Mal die Möglichkeit ergeben hat zu spielen. Und auch unsere Outtimegespräche fand ich sehr schön. Freue mich schon auf unser nächstes Zusammentreffen.
- Der Sphärenmagier, mit dem ich an sich wenig zu tun hatte (bis auf unsere kriminalistischen Nachforschungen mit einem ekelerregenden Ende), dem Brasov auch nur so weit traut, wie er ihn werfen kann – aber dessen Darstellung mit gut gefällt.
Auch wenn ich am Anfang etwas traurig war einige übliche Verdächtige, wie zum Beispiel Borak und Wes, nicht zu sehen, haben auch die neuen Bekanntschaften – unter ihnen zum Beispiel der Totengräber und die indianische Schamanin – die Trauer gut abgemildert.
Mein Fazit
Auch wenn ich nicht richtig in meinen Charakter rein gekommen bin und der dann auch noch so stark überfordert war, war es ein schönes Con. Das lag in erster Linie an den vielen netten Menschen. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Con von Corinna und die daraus resultierende Möglichkeit einige der Leute wieder zu sehen. Jetzt hoffe ich nur, dass Verena und ich an dem nächsten Contermin können.