Ohne die Regionalbeschreibung über das Horasreich selber zu besitzen (zumindest noch nicht), kann man im Internet erfahren, dass man wohl das Rad in der Mode des Horasreiches zurück gedreht hat: Weg vom Barock, hin zur Renaissance. Damit sind Perücken, Puder (auch bei Männern), Schönheitsflecken und so out, was ich grundsätzlich nicht bedaure. Ob ich mich jedoch mit den Hosen der Renaissance anfreunden kann wage ich noch zu bezweifeln, auch wenn der Wams und die über eine Schulter gelegten Umhänge echt schick sind (Kuckst Du hier auf Seite 7). Aber wenn man aus dem Horasreich kommt, sollte man auch optisch dem Hintergrund entsprechen.
Aber im Internet findet man auch noch einige Verweise auf die alte Horasmode, so dass meiner Ansicht nach für das Konzept auch Kleidung in Anlehnung an den Frühbarock bzw. Niederländischen Barock passen würde. Demnach ist eine Crew aus dem Horasreich logischer- und konsequenterweise angelehnt an die irdische Mode bis ca. 1650 (Renaissance und Frühbarock). Zur besseren Abgrenzung zur Mode des französischen Barocks und des Spätbarocks (das meiner Ansicht nach zu „modern“ und aufgesetzt wirkt) gehe ich im Folgenden auf die Mode des Frühbarocks ein:
Nach der steifen Mode aus Spanien am Ende der Renaissance änderte sich die Kleidung zu Beginn des 17. Jahrhunderts, beeinflusst vor allem durch die Mode in den Niederlanden und Flandern, aber auch geprägt durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Die extreme Steifigkeit und Künstlichkeit der spanischen Mode wird zurück gedrängt: ausladende Spitzenkragen lösen die Halskrausen ab, weite Kniebundhosen die engen Hosen mit Schamkapseln, etc. Typisch für die niederländische Mode des Frühbarocks sind auch breitkrempige Hüte und die Dominanz von dunklen und gedeckten Farben. Polsterungen und Versteifungen verschwanden aus der Herrenmode.
Als Mantel diente weiterhin die weit geschnittene und bis zum Knie reichende Schaube, deren Ärmel in den unterschiedlichsten Formen (geschlitzte Hängeärmel, lange oder kurze gebauschte Ärmel, etc.) gestaltet sein konnte. Daraus entwickelte sich im Laufe der Zeit auch der Kassack, der von den Musketieren bekannt ist. Darüber trug der elegante Herr die vorn offene Capa, die als Umhängemantel knie- oder hüftlang getragen wurde. Sie war kragenlos oder hatte einen Umlegekragen und wurde gerne nur über eine Schulter getragen.
Das weiße Leinenhemd verfügte über einen großen Spitzenkragen und sogenannte „Fechtermanschetten“, die ebenfalls meist mit Spitzen verziert waren. Darüber trug man ein Wams mit Schulterstücken, das vorne geöffnet war und an dessen erhöhter Taille hüftlange Schoßteile angenestelt waren. Um 1630 entwickelte sich aus dem Wams die Jacke mit angeschnittenen Schössen, deren Ärmel weit geschnitten und zum Teil gebauscht waren. Zuweilen waren die Ärmel wie die Jacke vertikal geschlitzt, um den unterliegenden Stoff durscheinen zu lassen (wie man es von der Landsknechtkleidung kennt).
Die sehr weit geschnittene Hose wurde locker über dem Knie getragen und wurde an diesem mit Hilfe von Bändern zusammen gehalten. Meist war sie mit Schleifen, Spitzen und/oder Schärpen verziert, aber auch mit Borten und Knöpfen. Die Hosen waren nicht mehr mit Schlitzen versehen und der Stoff war geschlossen (nur die Seitennaht war gelegentlich offen). Der Hosenbund konnte mit Nestelbändern am Wams befestigt werden.
Hohe Stiefel aus naturbelassenem Leder mit großen Sporen und den Sporenledern, wie man sie aus vielen Musketierfilmen kennt, trug man an den Füßen. Alternativ auch die einfacheren und preiswerteren Schnallenschuhe, die auch mit Schleifen oder Rosetten verziert waren. Sowohl die Stiefel als auch die Schuhe hatten in der ersten Zeit erhöhte Absätze. Zu den Schuhen trug man(n) farbige Seidenstrümpfe (beliebt waren z.B. hautfarben, gün oder grau), wobei ein unter dem Knie zu einer großen Schleife gebundenes Seidenband das Herunterrutschen der Strümpfe verhinderte.
Auf dem Kopf trug man einen Schlapphut („Respondent“) mit breiter, vorne/seitlich/hinten oder an zwei Stellen aufgeschlagener Krempe (der Dreispitz kam erst sehr viel später in Mode), den mit Federn geschmückt war. Den Degen trug man oft an einem breiten Vandelier.
In der PDF-Datei mit Bonusmaterial zur Regionalbeschreibung des Horasreiches vom Rollenspiel „Das schwarze Auge“ findet man übrigens auch eine informative Liste an Filmen und Büchern, die einen Einblick geben in das Leben und damit auch die Mode, die für das Horasreich als Vorbild dient. Als einfach mal hier rein schauen und sich inspirieren lassen. Weitere Inspirationen für Kleidung findet man ebenfalls hier, besonders weise ich auf hier die Zeichnungen hin.
Edit: Da ich zu meinem Geburtstag die Regionalbeschreibung „Das Reich des Horas“ geschenkt bekommen habe, kann ich dem interessierten Konzeptinteressierten gerne auch nähere Auskunft geben über die tatsächliche Mode im Horasreich, auch die Unterschiede der Mode innerhalb der verschiedenen Gegenden und Stände. 😉
Edit 2: Eine Übersicht über die Mode in den verschiedenen Landesteilen findet man in dem Beitrag hier.