Schlagwort: Übergriff

  • Dieses Hashtag kommt in den letzten Tagen immer häufiger in meiner Timeline vor und ist eine Aufforderung, sich mit dem Thema sexueller Belästigung auseinander zu setzen. Es aus der verschämten Kammer ins Licht der Öffentlichkeit zu zerren.

    Ein Freund hat das in seinem Beitrag auch aufs Larp bezogen, was mich nachdenklich gemacht hat. Denn Larp unterscheidet sich auch in seiner Körperlichkeit zuweilen stark von dem, was in unserer alltäglichen Gesellschaft als Konsens gilt.

    Es kommt recht häufig vor, dass Larper ohne vorherige Absprache (sondern „im Spiel“) auf dem Schoß eines Anderen/einer Anderen sitzen, anfangen zu kuscheln, sich zu kraulen oder zu massieren. Auch die unter Larpern vorherrschende Begrüßung und Verabschiedung durch Umarmen beider Geschlechter ist ja Nichts, was so in Deutschland üblich ist.

    Vor einigen Jahren setzte sich Jemand hinter mich und begann mich zu kraulen und zu massieren, was mir unangenehm war. Aus falsch verstandener Rücksichtnahme auf das Spiel habe ich es damals geschehen lassen.

    Auch schon etwas her ist, als ich mich mit Umarmung von Jemanden verabschieden wollte und Sie das abblockte und mir „nur“ die Hand gab. Ich war perplex und im ersten Moment fühlte ich mich (dämlicherweise) beleidigt.

    Es ist ein interessantes Phänomen, dass im Larp ein anderer Umgang mit Körperlichkeit vorausgesetzt wird, als im normalen Alltag. Erst wollte ich „als im realen Leben“ schreiben, aber das ist Blödsinn, denn wir haben es immer mit realen Personen zu tun. Mit Menschen, die auf Grund ihrer Erfahrungen und Prägungen unterschiedliche Grenzen haben.

    Gerade weil im Larp scheinbar diese im Vergleich zum außerhalb der Larp-Szene stärkere Körperlichkeit im gegenseitigen Umgang gegeben ist, sind wir als Larper besonders gefordert. Nicht nur mit unserer Empathie, sondern auch mit klaren Worten.

    Einfach Jemanden den Nacken zu kraulen oder ungefragt Jemanden zu massieren ist, wenn man es mal objektiv betrachtet, auch im Larp nicht okay oder akzeptabel. Denn auch im Spiel kann man erst fragen, ob der Andere das möchte, anstatt ihn oder sie in eine unangenehme, sogar als übergriffig empfundene Situation zu zwingen. Eine Situation, die dann der oder die Betroffene zuweilen über sich ergehen lässt, um das Spiel nicht zu stören.

    Etwas, über das wir uns (und da packe ich mir durchaus auch an die eigene Nase) vielleicht öfter bewusst sein sollten …


    Btw.: Wenn ich durch in den Arm nehmen oder so übergriffig geworden sein sollte, dann tut es mir leid. Dass ich es nie in böser Absicht getan habe macht es weder ungeschehen noch besser, aber in dem Fall: Sagt es mir bitte.