Schlagwort: Seefahrt

  • Vor zwei Jahren habe ich zum Drachenfest einige Aushänge bzw. Flugblätter hergestellt, die damals auch am „blauen Brett“ an der Hafenmeisterin hingen (hier). Seitdem habe ich sie immer wieder dabei, um sie auszulegen – zuletzt beim „Zeit der Legenden“ wo einige auch in der Taverne lagen.

    Aber zwei Jahre ist eine lange Zeit und seitdem ist viel passiert. Ergo ist es einfach mal an der Zeit gewesen neue Flugblätter (einige davon aber mit identischem Inhalt) zu machen. Diese hier:

  • Was zu Fantasy-Larp gehört und wo sich zeitlich und technisch die Grenzen ziehen lassen ist nicht einheitlich geregelt und letztendlich subjektives Empfinden. Die Crew der „Kraken“ nutzt Schwarzpulverwaffen, was für viele, eher am Mittelalterklischee orientierte Spieler und Charaktere schon eine gefühlt zu moderne Technik ist. Mein Faible gilt bekannterweise der (historischen) Seefahrt und ihrem Flair – und dann kommen plötzlich Konzepte angesegelt oder angeflogen, mit denen ich meine Schwierigkeiten habe.

    Dass es leider Seefahrer-Charaktere gibt, die Lee und Luv nicht auseinanderhalten können und glauben, dass ein größeres Schiff jedem kleineren Schiff automatisch an Schnelligkeit und anderen Attributen überlegen ist – geschenkt. Da habe ich mit dem „Kompendium der Seemannschaft“ schon versucht ein IT-Nachschlagewerk zu erschaffen, damit man sich die entsprechenden Grundlagen (orientiert an den historischen Tatsachen) nicht überall zusammen suchen und einfach anlesen kann.

    Aber schon als ich vor fünfzehn Jahren mit meiner ersten Crew, der „Wogentänzerin“ und dann der „Morgenstern“, unterwegs war, erschienen immer wieder Schiffe, die Magier oder Priester an Bord hatten, die Wetter und Wind machen konnten, oder die aus lebendem Holz bestanden und von selber nachwuchsen sowie sich Lecks von selbst schlossen. Das gibt es immer noch, wobei in den letzten Jahren noch Luftschiffe hinzugekommen sind. Uff.

    Erstmal verstehe ich nicht ganz, warum es im Meta-Hintergrund immer das ganz Besondere und Außergewöhnliche sein muss, das mir im Spiel dann zum Beispiel durch Größe, Bewaffnung und besondere Technik einen (vermeintlichen) Vorteil verschafft? Wie die Piratencrew mit dem Linienschiff, die Schaluppe mit 45er-Pfund-Kanonen oder eben fliegende Schiffe. Meta-Hintergründe, besonders wenn sie schön ausgearbeitet sind, stellen eine Grundlage für das Spiel und seine IT-Logik dar – damit das Besondere und Außergewöhnliche dann im Spiel passieren kann.

    Für mein Empfinden entstammen Luftschiffe dem Steampunk-Hintergrund, was aus gutem Grund eine eigenes Larp-Genre ist, und passen nicht ins Fantasy-Larp. Zudem gibt es für mich bei ihnen immer eine gewaltige Lücke in der IT-Logik. Ein klassische Seefahrer wird vielleicht gefragt, warum er an Land unterwegs ist (Landgang, private oder geschäftliche Gründe) – aber er wird aus klar ersichtlichen Gründen nie gefragt, warum er sein Schiff nicht dabei hat. Der Kapitän und die Crew eines Luftschiffes, das ja nicht an Wasser gebunden ist, hat es hinsichtlich IT-Logik und Darstellbarkeit schwerer. Und wenn sie das Schiff in der Nähe haben, dann kann sich sogar die Frage stellen, warum sie in Endschlachten nicht einfach einen Bombenteppich auf die Feinde regnen lassen.

    Wenn wir an Salzbuckler und Piraten, alte Seefahrer in Literatur und Film, an Hornblower und Aubrey denken, dann sind dies in unserer Erinnerung Männer, die ein hartes Leben führen, sich ständig den Elementen des Windes und des Meeres erwehren müssen, schöne Momente unter vollen Segeln und einem klaren Sternenhimmel wechseln sich mit den Härten in einem Sturm oder gar einer Havarie ab. Das ist das Leben, das einen besonderen Menschenschlag erschaffen hat, den wir als Seefahrerspieler ja irgendwie in unserem Spiel darstellen und zum Leben erwecken wollen.

    Aber wenn gerade diese Härte im Kampf gegen die launenhafte See und ihrer Gefahren den Alltag bestimmte – wie passt dazu dann der Bordmagier, der das Wetter bestimmen, die See beruhigen und den Wind rufen kann? Kein Sturm mehr, keine Monsterwellen und keine Flaute – das ist keine Seefahrt, sondern eine Kreuzfahrt.

    Und bei einer Kreuzfahrt kommen keine gestandenen, rauhen Salzbuckler heraus, sondern Schönwettersegler. In der klassischen Seefahrt findet man die Toppgasten, die selbst bei heftigem Wind auf den Fußpferden balancieren und die Sturmsegel anschlagen, während man bei der Kreuzfahrt über das Deck flaniert. Die einen wissen, wie man mit Warpankern und Muskelkraft gegen die Gefahren einer Leeküste ankämpft, während die Kreuzfahrer beim Teekränzchen das schöne Land bewundern.

    Ich weiß nicht, welche Art von Seefahrer ihr bespielen wollt, aber auf der „Kraken“ wird in der Flaute auch mal das Wasser rationiert und die letzte Ratte geschlachtet, die Lenzpumpen werden manchmal Wache um Wache bedient und wenn im Sturm eine Stenge über Bord geht, dann wird sie (auch wenn sich noch Matrosen daran fest klammern) gekappt. Wer den Film „Master & Commander“ gesehen hat weiß, wovon ich rede.

    Für mich gehört zum Spiel eines Salzbucklers, dem damit verbundenen Flair und der Atmosphäre die klassische, großteils historische und damit gefährliche Seefahrt einfach dazu, sind sogar zum Verständnis von Seefahrern und ihrem Lebensstil existentiell.

    Daher habe ich mit den Konzepten von Schönwetterseglern und besonders Luftschiffen im Spiel meine Probleme, weil ich einfach meist nicht weiß, wie ich damit umgehen und IT adäquat darauf reagieren soll. Wie siehst Du das und wie gehst Du damit um?

  • Besorgt blickt Askir von der Brücke seines Schiffes nach achtern, von wo die Brigg schon mit bloßem Auge gut erkennbar ist. Unter vollen Segeln hält sie sich schon seit Stunden im Kielwasser der Kraken. Seit gestern schon verfolgt sie den kleinen Topsegelschooner. Gestern Abend lag sie noch ein gute Stück achteraus, doch über Nacht war der Wind eingeschlafen, so dass beide Schiffe hilflos in der Dünung dümpelten. Als der Wind in den frühen Morgenstunden wieder auffrischte waren es die oberen Segel der Brigg, welche den Wind zuerst einfingen. So konnte der Verfolger ein gutes Stück aufholen, bevor die Brise auch die Segel der Kraken füllte.

    Indessen blieb der Abstand zwischen den Schiffen gleich, aber wenn die Verfolgung sich auch über die nächste Nacht zieht, dann würde die größere, stärker bewaffnete und bemannte Brigg den Schooner einholen und wohl auch erobern, wenn nicht gar versenken. Die Kraken könnte dem rahgetakelten Zweimaster bei einem Kurs am Wind problemlos davon laufen, doch derzeit liefen sie am raumen Wind und eine Änderung des Kurses hätte die Kraken direkt vor die Kanonen des Gegners laufen lassen.

    Derzeit befindet sich die Kraken noch außerhalb der Reichweite der 9 Pfund Kanonen, mit denen auf einem Schiff wie der Brigg zu rechnen ist. Selbst wenn sie als Jagdkanonen eingesetzt werden, dürfe ein Treffer auf der Entfernung nicht nur einen guten Kanonier, sondern auch ein großes Quentchen Glück erfordern. Auch eine Breitseite wird die Brigg erst riskieren, wenn sie auf Kernschussreichweite heran gekommen ist, denn dafür muss sie beidrehen, was die Fahrt aus dem Schiff nehmen würde.

    Das gibt der Kraken und ihrer Crew noch einige Stunden Zeit. Wenn nicht einem der Schiffe ein Spiere reißt oder ein Mast bricht, dann sicher bis Einbruch der Dunkelheit. Wenn der Wind jedoch wieder einschläft dürfte die Entscheidung am nächsten Morgen fallen – und wohl nicht so ausgehen, wie Askir es sich wünschen würde.

    Der Kapitän blickt hinunter aufs überfüllte Deck. Er könnte die Kraken leichter und damit schneller machen, wenn er die Fracht über Bord werfen würde. Doch abgesehen davon, dass er generell an Fracht hängt, besteht sie dieses Mal aus etwa fünfzig Sklaven. Männer, Frauen und Kinder, die still und verängstigt versuchen der Crew nicht all zu sehr im Weg zu sein, was ihnen nur leidlich gelingt. Sklavenschiffer hätten in dieser Situation keine Skrupel gehabt die Sklaven über Bord zu werfen und sich möglichst schnell aus dem Staub zu machen.

    Askir presst die Lippen aufeinander und wendet sich wieder dem Verfolger zu. Das Fernrohr am Auge kann er erkennen, dass sie auf der Brigg jetzt auch begonnen haben Wassereimer die Wanten hinauf zu schleppen, um die Segel mit Meerwasser zu begießen. Eine Maßnahme, die auf der Kraken schon seit etwas über ein Glasen ausgeführt wurde. Das Wasser setzt die Poren im Segelstoff zu, so dass weniger Wind durch das Segel bläst und man gut einen Knoten mehr Geschwindigkeit heraus holen kann.

    Hinter dem Heck des Schooners tanzt die kleine Barkasse auf den Wellen. Das Beiboot war schon vor dem Angriff auf das Sklavenschiff aussenbords verbracht worden, wo es nun nachgeschleppt wurde. Seitdem war das Schiff kampfbereit und das Feuer in der Kombüse gelöscht. Nach einem weiteren Blick auf die Brigg befiehlt Askir, dass das Feuer für zwei Glasen entzündet werden soll, damit die Crew nach Stationen backen und banken kann. Es gibt keinen Grund, warum die Frauen und Männer an Bord der Kraken mit leerem Magen kämpfen sollten.

    Wie er jedoch die befreiten Sklaven an Bord verpflegen soll ist ihm ein Rätsel. Der Ort, an dem er sie an Land entlassen wollte, liegt fast genau in die entgegengesetzte Richtung ihres derzeitigen Kurses. Eine Wende, um den ursprünglich geplanten Kurs einzuschlagen und zudem bei raumen Wind der Brigg davon zu segeln, hätte den kleinen Schooner zu nah an den Kanonen der Brigg vorbei geführt. Die Karronaden an Bord der Kraken waren zwar wahre Zerschmetterer,aber bis sie auf Kernschussweite an die Brigg heran gekommen wären, hätte diese sie mit ihren weiter reichenden Kanonen wohl schon in Stücke geschossen.

    Askirs Blick gleitet über das volle Deck seines Schiffes. Ein so volles Deck wäre nicht unüblich, wenn die Kraken ein Piratenschiff wäre. Diese kleinen und wendigen Schiffe werden gerne von Piraten genutzt, operieren aber meist nicht allzuweit von einer schützenden Küste entfernt und sind nur wegen der sinnvollen Übermacht beim Entern überbesetzt. Mit kampfkräftigen und bis an die Zähne bewaffneten, zu allem entschlossenen und Schandtaten bereiten Salzbucklern – und nicht mit verängstigten und teilweise seekranken, unbewaffneten und unterernährten ehemaligen Sklaven. Auf See sind diese keine große Hilfe.

    Doch derzeit ist nicht viel zu tun. Die Segel sind bestmöglichst gesetzt und in regelmäßigen Abständen scheuchen die Bootsmänner Matrosen in die Takelage, um sie zu wässern. Die Pulverladungen und Kugeln liegen neben den Karronaden bereit. Die Säbel sind geschärft und die Schwarzpulverwaffen mit neuen Feuersteinen versehen. Der Schiffszimmermann hat Holzkeile und Werg für etwaige Leckagen vorbereitet und Rauch steigt vom Kombüsenschornstein am Bug auf.

    So kann sich die Verfolgung noch stundenlang hinziehen …

  • [English Text below]

    Das erste Mal, dass ich mich an ein Kompendium ran gesetzt habe, war 2011 – damals noch mit meinem Charakter Kapitän Myron d’Auras als Autor. Ich hatte immer wieder vor weiter zu machen und es endlich mal als richtiges Buch fertig zu stellen. Als ich vor ein paar Wochen einen Beitrag über Seemannschaftswissen im Drachenfest-Forumsbereich des Blauen Lagers las, hat es mich dann gepackt. Meine Frau hat in den letzten Tagen und Wochen fast nur meinen Rücken gesehen, aber wenn ich jetzt das Buch in den Händen halte, dann finde ich, dass es die Arbeit wert war.

    Die Arbeit hat mir auch Spaß gemacht und ich freue mich auch darauf, wenn das Kompendium von möglichst Vielen im Spiel genutzt wird. Wer jedoch seine Anerkennung auch durch eine kleine Spende ausdrücken möchte, der kann das über mein Paypalkonto hagen@exploregraphy.com gerne machen.

    Den Druck des Kompendiums habe ich – wie auch schon zuvor das Blutbrevier und das Veni Mecum – bei Sedruck machen lassen. Die Qualität und die Geschwindigkeit (gestern bestellt, heute schon da) haben mich auch dieses Mal wieder überzeugt. Es ist ein Buch in DINA4-Hardcoverbindung, Bindeseite an der langen Seite, Buchdeckel aus blauem Leinen, zwei weißen Lesebändern und einem leeren Vor- und Nachsatzblatt. Zudem verfügt es über ein Kapitalband und ist mit seinen 231 SW- und 20 Farbseiten doppelseitig bedruckt auf weißem 120 g/m² Papier. In der Ausfertigung kostet es inkl. Versand und Mehrwertsteuer ca. 48 €.

    Der Druck und die Nutzung des Kompendiums der Seemannschaft fällt unter Creative Commons CC BY-NC-ND 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell, keine Bearbeitung). Mehr Infos darüber findest Du hier. Keine Bearbeitung bedeutet auch, dass das Kompendium nur im Gesamten und nicht in einzelnen Teilen verwandt werden darf, was natürlich auch für die Grafiken gilt.

    Ich freue mich, wenn Du das Kompendium nutzt, Spaß daran hat und es Dir gefällt. Das Kompendium findet sich als PDF-Datei hier: Klick! Und hier schon mal ein paar Eindrücke:


    The first time I started to write a LARP naval compendium was in 2011 – my character Captain Myron d’Auras was the author then. Until that time, I’ve been planning to go on with this project and aim for finishing my first proper book. Some weeks ago, I read a post about naval knowledge at the Blue camp’s subforum at the Drachenfest forum. And then the motivation finally kicked in. I think my wife got used to communicate with my backside in the last days and weeks, but know, as I hold the book in my hands, I think it was totally worth every effort.

    Working on this was fun, too, and I am looking forward to see the compendium become part on the play of many other players. But if you want to express your undying appreciation for my work, there is a paypal account that might need some feeding: hagen@exploregraphy.com

    The print job has been done – as it has been done with my Blutbrevier and my Veni Mecum – by Sedruck. Quality and speed (I ordered the book yesterday, it arrived this afternoon) convinced me once again. The facts about the printed book: DINA4 size (21×29,7 cm), Hardcover, long side binding, book cover with blue lining, two white sorting belts, the 231 bw-sites and twenty coloured sites as two-sided print on 120 g/m² paper. The costs are 48 € with transport in germany.

    Printing and using the LARP naval compendium is permitted at Creative Commons CC BY-NC-ND 4.0 (Attribution, NonCommercial, NoDerivatives). For more Information see here.

    I am very happy if you like my work and use it in your game. The compendium as a .pdf file can be found here: Klich. And here are some first expressions …