Schlagwort: Arms

  • Das Hochmittelalter hält immer mehr Überraschungen bereit, je weiter ich darin eintauche. Als Kind wächst man mit dem Bild von Rittern auf, die ausschließlich Plattenrüstungen tragen, und in den meisten „Mittelalterfilmen“, die ich kenne, stehen irgendwo ein paar unmotivierte Wachen mit Hellebarden herum. Doch sowohl diese Rüstung als auch diese Waffe setzen sich erst im Laufe des Spätmittelalters (ungefähr zu der Zeit, als die ersten Schwarzpulverwaffen aufkamen) durch und waren auch noch in der Renaissance beliebt. So verhält es sich auch bei meinem Traum von einer formschönen Mordaxt für meinen Reichsritter, die ebenfalls erst zum Ende der mittelalterlichen Epoche aufkam.

    Dafür bin ich aber während meiner Recherche auch über Waffen gestolpert, die ich noch gar nicht kannte. Dazu zählte zum Beispiel das Warbrand, das mich von der Form her irgendwie an Elbenwaffen erinnert. Oder die hochmittelalterlich überlieferte Form des Falchion, das mich im ersten Moment an eine Waffe der Orks denken ließ. Letztendlich eine große und interessante Auswahl an Waffen, die auch im Vergleich zu späteren Zeiten martialischer und brachial erscheint (was für mich ja auch ganz gut nach Dorlónien passen will).

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    • A ist der Kriegs- oder Streitflegel, der seine Verwandtschaft mit dem bäuerlichen Dreschflegel nicht verheimlichen kann (auch wenn er ein paar Metallbeschläge und -dornen mehr aufweist als sein friedlicher Verwandter). Auf Grund dieser Verwandschaft ist diese Waffe, die im Laufe des 12. Jahrhunderts entwickelt wurde, natürlich kein ritterliche Waffe, sondern in erster Linie den Waffenknechten vorbehalten.
    • B ist eine Hippe. Eine Stangenwaffe, die schon von den Wikinger eingesetzt wurde – erst, um Äste von Baumstämmen zu schneiden, später dann eher Körperteile von Feinden. Auch dies eine Waffe des Fußvolks, die wohl eher selten (und wenn, dann sicher nicht öffentlich) in der Hand eines Adligen zu sehen war.
    • C ist die Guisarme, die im 11. Jahrhundert aus der Sense hervor ging. Sie gibt es in verschiedenen Varianten: Von der sehr der ursprünglichen Sense ähnelnde Stangenwaffe (der Kriegssense) bis zu dem (wohl erst im Spätmittelalter auftretenden) Aussehen ähnlich einer Hellebarde.
    • D ist eher aus späterer Zeit bei den Strelizen bekannt, wurde aber schon ab dem späten Hochmittelalter eingesetzt. Die Berdysch oder Bartaxt dürfte aus einer großen Axt hervorgegangen sein und zählt ebenfalls zu den Stangenwaffen.
    • E zeigt einen Ritter, der seinem Feind den Gnadenstoß versetzt. Um auch durch die Kettenrüstung zu kommen brauchte man einen spitzen Dolch. Während der bekannte „Hodendolch“ erst im Spätmittelalter aufkam, hatte dieser hochmittelalterliche Dolch den passenden Namen „Gnadegott„.
    • F ist (im Gegensatz zu den Waffen A-D) eine richtige Waffe, die sich auch für einen Ritter geziemt: Der Streitkolben. Aus der Keule, der noch von den ärmeren Leuten geführt wurde, im 11. Jahrhundert hervor gegangen zählt sie vornehmlich zu den Wuchtwaffen.
    • G ist ein Kriegshammer, der sich im 11. Jahrhundert entwickelte. Auch wenn er sicher auch aus einem Werkzeug entstand, zählt er zu den Waffen, die auch ein Ritter ohne Verlust seines Ansehens führen durfte. Primär eine Wuchtwaffe kann man ihn mit einigen Dornen aufpimpen zu einer Hiewaffe. Aber wenn es darum geht Waffen noch bösartiger zu machen, war man noch nie um eine gemeine Idee verlegen.
    • H ist – wie schon mal genannt – ein Falchion. Die hochmittelalterliche (ersten) Version, wie hier nochmal zu sehen. Sie entwickelte sich unter anderem zu dieser Form hier weiter. Sie zählt wohl eher nicht zu den ritterlichen Waffen, war aber eine effektive Waffe für Waffenknechte als auch Bogen- und Armbrustschützen.
    • I ist die Streitaxt, die zu den ritterlichen Waffen zählte, aber ebenso vom Fußvolk genutzt und eingesetzt wurde. Da man ihre Entstehungszeit auf etwa 11.000 Jahre vor Christus ansetzt dürfte die Streitaxt zu den ältesten Waffenfamilien zählen, die noch im Hochmittelalter genutzt wurden (von der Keule und dem Knüppel mal abgesehen). Sicher wird sich seitdem aber was in Form und Verarbeitungstechnik getan haben.
    • J ist eine Lanze. Neben dem Schwert die Waffe eines Ritters (was aber nur beritten wirklich Sinn macht – also im Larp leider eher weniger sinnvoll darstellbar ist). Von ihr leitet sich auch der Name der kleinsten militärischen Einheit ab: Der (Überraschung!) Lanze. Sie bestand aus einem Ritter und seinem unmittelbaren Gefolge.
    • K ist das schon angesprochene Warbrand. Eine Mischform aus Schwert und Stangenwaffe, die im 13. Jahrhundert eingesetzt wurde und auch „zweihändige Glefe“ genannt wird. Da Fundstücke fehlen und es nur bildhafte Darstellungen gibt ist über diese Waffe sonst wenig bekannt.
    • L ist die eigentliche Waffe des Ritters: Das Ritterschwert. Damals durfte sie als zweischneidige Waffe nur vom Adel geführt und getragen werden, weshalb sie zu sowas wie einem Standessymbol wurde (historisch – im Larp hat sich das nicht durchgesetzt, denn dort ist das Schwert die Standardwaffe jedes Abenteurers).
    • M sind Waffenknechte, der eine mit Gnadegott und Schild. Neben ihm ein Armbruster. Statt des Schildes hat man damals aber auch zum Schutz der Armbrust- und Bogenschützen Pavesen aufgestellt.

    Das Bild und damit die obige Liste ist natürlich nicht ganz vollständig, denn es fehlen die Kriegsgabel, die Kriegssense, der Morgenstern, die mit Eisen beschlagenen Knüppel, die Bauernwehr, die Doloire, das Zweihandschwert (wenn auch die Klingenlänge nicht wirklich länger war, als bei einem normalen Schwert) und die Flamberge, der Schwertstab, Schleudern und Bögen sowie – als Waffen mit besonderem Verwendungszweck (und das war normalerweise nicht die Schlacht) – das Richtschwert und das Richtbeil.

    Mit meinem Ritter werde ich mich wohl bemühen auf die ritterlichen Waffen des Hochmittelalters zurück zu greifen, auch wenn im Larp auch einige Waffen aus dem Spätmittelalter und der Renaissance (wie die Glefe und der Rabenschnabel) für die Orktrutzer passen würden, so lange sie nicht zu „fein“ gearbeitet sind und brachial genug aussehen.

    Schließlich – und darauf weise ich explizit hin – bin ich kein Historiker, sondern ein interessierter Laie. Alle historischen Angaben stellen ergo meinen Wissenstand dar und sind in erster Linie als Inspirationsquelle für die „Orktrutzer“ im Larp und nicht für eine authentisch-historische Darstellung der Epoche gedacht. Nur, damit das geklärt ist 😉