Schlagwort: Taverne

  • Nachdem Patricia und Stefan, die Macher hinter der Taverne, schon mehrfach beim Sinzig Larp-Stammtisch „Swashbuckler Style“ dabei waren, war es auch mal an der Zeit bei ihnen vorbei zu schauen – und im Februar 2019 hat es dann endlich auch mal terminlich gepasst, so dass Kapitän Askir von der See in der Begleitung der Matrosin Lizzy (aka meine beste Freundin Biggi) bei strahlend blauem Himmel in den Westerwald aufgebrochen sind.

    Lizzy und Askir – kurz bevor wir die Taverne geentert haben.

    Outtime: Organisiation, Location und Verpflegung

    Die Taverne stand schon, als wir um kurz nach 16 Uhr ankamen, es gab ein freundliches Willkommen und dann konnte man eigentlich direkt anfangen zu spielen. Dabei hatte man ein Zelt mit Feuerstelle, einen Tisch unter einer Überdachung (neben der sich auch die Theke in Klinkerbauweise befand) und zwei Räume in den alten Stallungen mit Tischen und Stühlen als bespielten Tavernenbereich zur Verfügung.

    Der Außenbereich bietet mit einigen noch in der Renovierung befindlichen Gebäuden, einer Halle für Fundus und Dungeon und viel Grünfläche (wenn auch teilweise von Wildschweinen verwüstet) viel Platz für Aktionen. Dabei handelt es sich übrigens um das Wohnhaus mit umliegendem Gelände der beiden Macher.

    Als Toiletten diente ein getarnter, umgebauter Toilettenwagen und Seife und Tücher waren auch vorhanden. Stefan erzählte mir aber auch, dass irgendwann noch ein Raum der alten Stallungen zu einer richtigen Toilette umgebaut werden soll. Auch die beiden Schankräume im alten Stall sind erst kürzlich von Stefan hergerichtet worden. Die Beiden sind ergo noch kräftig dabei die Location auszubauen. Davor habe ich echt viel Respekt.

    Da die Taverne keinen Teilnehmerbeitrag erhebt sind sie zur Finanzierung auf den Verkauf von Getränken und Essen angewiesen, so dass das Mitbringen von Essen und Trinken nicht erlaubt ist. Dafür bieten sie eine breite Auswahl zu humanen Preisen. Von der rustikalen Platte mit Wurst, Käse, Trauben und Brot über belegte Brötchen bis zu einem immer wieder wechselnden warmen Tagesgericht und darüber hinaus. Leider waren die Donauwellen Cupcakes als süßes Tagesangebot schneller ausverkauft, als ich sie probieren konnte.

    Auf der Getränkekarte stand auch Rum mit Cola, was ich mir mit Askir natürlich nicht entgehen lassen konnte. Etwas verwundert war ich, als Patricia mir mitteilte, dass ich der erste Spieler bin, der das Getränk ordert – dabei hat die Taverne ja schon öfter stattgefunden. Verdammt, da schauen offensichtlich zu wenig Salzbuckler vorbei. Etwas, das man ändern sollte, aber die verkauften Rum-Cola eins bis sechs waren schonmal mir.

    Intime: Plot, Mitspieler und NSCs

    Es gab einen Plot und vermutlich auch NSCs, denn eine durch stumpfe und scharfe Gewalteinwirkung gestorbene Postbotin wurde gefunden. Auch ihre Tasche – irgendwo im Gebüsch. Mehr weiß ich aber nicht, da die örtlichen Posträuber jetzt nicht unbedingt in meinem Fokus lagen. Aber es gibt offensichtlich etwas zu tun.

    Es war das erste Zusammenspiel zwischen Askir und Lizzy, die ja auf der Taverne das erste Mal gespielt wurde. Und ich finde es jetzt schon einen wunderbaren Charakter und die Interaktion zwischen uns hat einfach gestimmt. Verbal bissig, gegenüber Fremden schnoddrig, auf eine subtile Art böse und mit schwarzem Humor gesegnet, ohne Gesprächen mit subtilen Andeutungen in der Taverne abgeneigt zu sein.

    Lizzy . Photos by Hagen Hoppe . Creator . Photographer . https://hagenhoppe.com/

    Erschreckend war auch, wie oft sie und der Kapitän das Gleiche gedacht oder ausgesprochen haben. Was aber wohl auch daran liegen mag, dass wir uns schon verdammt lange kennen (schließlich war sie 2010 schon meine Trauzeugin). Meinem Empfinden nach sind wir im Rahmen unseres kleinen Spaziergangs am Anfang auch gut gemeinsam Intime gekommen.

    Auf dem Weg hat uns übrigens ein Mädchen angesprochen und uns von einer verschlossenen Tür erzählt, die man für Rätsel öffenen müsste. Lizzy und Askir vertraten ja die Meinung, dass hinter solchen Türen manchmal auch etwas ist, was besser weggeschlossen bleibt. Die Kleine erzählte weiter, dass beim letzten Mal alle Kinder plötzlich eingeschlossen gewesen wären … Lizzy und Askir haben sich angeschaut und es war klar, dass wir das selbe dachten: „Wer hat sie, beim Klabauter, dummerweise wieder rausgelassen?“ Das meine ich mit gehässig-schnoddrig und in meinem Kopf.

    Was mir aber an dem Abend aufgefallen ist, wie schnell ins OT abgeglitten wird. Natürlich trifft man dort auch Leute, die man vielleicht länger nicht gesehen hat, und mit denen man sich vielleicht auch so austauschen möchte – aber erstmal ist es eine Larp-Taverne und damit ein Ort, an dem Intime gespielt wird. Zumindest meinem Verständnis nach. Hey, auch ich bin nicht perfekt und manchmal rutscht da auch ein OT-Kommentar raus, aber ich bin bemüht zu erspüren, ob die Personen in meinem Umfeld gerade IT sind oder zum OT tendieren. Klappt sicher auch nicht immer (Nobody is perfect), aber im Zweifel geht man aber besser vom IT-Fall aus. Geschichten kann man auch IT erzählen (also ohne SL-Entscheidungen und OT-Sachen darin zu thematisieren) und selbst wenn es ins OT gefallen ist, sollte man (besonders in den Tavernenräumen) zusehen, dass man schnell wieder IT geht. Das ist sicher ein Problem, was alle Tavernen haben. Leider.

    Eine zeitlang saßen Lizzy und Askir alleine an einem Tisch und haben bissig kommentiert, bis sich drei Männer zu uns setzen – unter anderem ein Druide und ein Verkäufer dubioser Zähne – und sich eine nette Unterhaltung entspann, wobei der Verkäufer auch Geschichten von sich gab, die man unter Seeleuten als Seemannsgarn bezeichnet. Aber charmant. Irgendwann wurde dann noch die Crew des Nachbartisches einbezogen und sozusagen shanghait. Die Crew des Schiffes „Canossa“, das schon plant 2020 das erste Mal ins Blaue Lager des Drachenfestes zu fahren und Kontakte zu Käpt’n Anderport von der „Irony“ hat. Eine echt nette Truppe, wenn auch ein Fee immer etwas seltsam ist und uns der Smutje Flux mit seiner ihm nicht anzusehenden Jugend überrascht hat. Mit ihnen hatten wir einen wirklich schönen Abend und ich hoffe die Crew mal wieder zu sehen.

    Gemeinsam mit besagter Crew sind wir dann auch gegen 22 Uhr (ergo nach sechs Stunden vor Ort) aufgebrochen, denn so langsam kroch die Kälte doch hoch. Ich werde aber mit Sicherheit (wenn es etwas wärmer ist) gerne wiederkommen und vielleicht sind dann ja auch ein paar mehr Mitglieder der Kraken-Crew dabei. Sicher bringe ich aber dann auch mal meine Kamera vorbei, um ein paar Larp-Fotos zu machen.

    Edit: Mir war es auch eine Freude einige Kapitäne der Blutigen Seegurke auch mal persönlich kennen zu lernen und den Geschützmeister Kabumm wieder zu sehen. Er hatte einen Kuchen gebacken, der durch den Whiskey-Anteil auch „Kabumm“ gemacht hat …

  • Als die Nacht langsam herein brach saß Rhys noch immer auf dem Kai und blickte zu den Schiffen hinüber. Seine Beine baumelten über der Kaimauer und sein Brot hatte er zur Gänze aufgegessen. Es war ruhiger geworden am Hafen, denn die Schauerleute hatten ihr Tagwerk verrichtet. Die Seefahrer, so sie nicht an Bord Dienst taten, waren in Richtung der Schenken von Nalleshof verschwunden. Das Madamal stand als volles Rad über den Dächern der Stadt und tauchte die Nacht in ein silbriges Licht. Diese Stunde nutzte Rhys und glitt erst aus seiner Kleidung, dann an einer in der Mauer eingelassenen Stiege hinunter ins Wasser.

    Das Wasser war kalt und stach wie spitze Dolche in seine Haut. Doch wusch es ihn von all dem Dreck und Schmutz, welches ihn bedeckte, ab. Der Mann holte tief Luft und wappnete sich innerlich, bevor er gänzlich untertauchte. Unter Wasser strich er mehrfach über seinen Kopf, um auch alle Reste der frühmorgendlichen Dusche zu beseitigen. Prustend tauchte er wieder auf. Machte einige Schwimmbewegungen ins Hafenbecken, bevor er merkte, dass selbst diese Bewegungen nicht für ein warmes Badevergnügen ausreichten. Schnell stieg er die Leiter wieder auf den Kai hinauf und schlüpfte mit gerümpfter Nase in die weiterhin stinkenden Lumpen.

    Schnellen Schrittes ließ er den Seehafen hinter sich und strebte den schiefen Häusern und engen Gassen von Orkendorf zu. Nein, er war hier noch nicht fertig. Er wusste selber nicht warum, aber ein Gefühl sagte ihm, dass er noch einen Handel zu begleichen hätte. Schließlich hatte er eine Verabredung. Mit dem alten Jast in der Taverne „Krähennest“. Wie so viele Orte, die er in den letzten Stunden besucht hatte, war er schon seit über zwanzig Götterläufen nicht mehr hier gewesen. Doch immer bewusster wurde es ihm, wie wohlgesonnen ihm das Schicksal gewesen ist, dass er dieses Stadtviertel verlassen hatte. Das ihn auf Aves Spuren hat wandeln lassen. Das ihn mit Phexens Glück gesegnet hatte. Den Göttern sei Dank dafür.

    Direkt an einer Straßenkreuzung liegt die Taverne „Krähennest“, durch deren kleiner Tür Rhys den Schankraum betrat. Einige Stufen führten vom Eingang hinunter in den Raum, in dem schon viele Zecher das Wenige, was sie im Laufe des Tages durch ihre Arbeit als Tagelöhner, Bettler oder Dieb erworben hatten, vertranken und verspielten. Doch es gab auch hier Leute, die arbeiteten: Der Wirt, der Fiddler und die Metzen. In der nur von wenigen Talgkerzen mehr schlecht als recht beleuchteten Raum brauchte Rhys einige Zeit, bis er den alten Jast an einem Tisch ausmachen konnte. Wenig später saß er bei ihm und wurde dessen Zechkumpanen vorgestellt. „Das ist mein Kumpel Rhys. Er ist der Sohn von der Metze Igraine und war früher bei den Knurrhähnen. Ihr erinnert Euch doch sicher noch an die Bande.“

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    Ja, sie erinnerten sich noch daran. Oder zumindest taten sie so. Mit Sicherheit war seitdem nicht nur viel Wasser den großen Fluss hinunter ins Meer geflossen, sondern auch viele Banden gekommen und gegangen. Doch beim Bier und immer wieder kreisenden Selbstgebrannten des Wirtes verging die Zeit. Viel wurde erzählt von der guten alten Zeit, die in Rhys Erinnerung auch nicht besser war die Erlebnisse der letzten Stunden. Geschichten wurden zum Besten gegeben, Tratsch und Klatsch kam auf den Tisch, zuweilen erzählte man sich auch von dem einen oder anderen Orkdorfer, von dem man über mehrere Ecken hörte, dass er sein Glück gemacht hätte. Doch Rhys fragte Niemand, was er in den ganzen Jahren gemacht hat, denn hier fragte man nach sowas nicht – schließlich erzählten die Wenigsten gerne und freimütig von ihren Verbrechen oder der Zeit im Kerker.

    Als das Gespräch sich um einen Bekannten eines Sohnes der Tochter von dem Schwager des Mannes, der mal beim Fleischer gearbeitet hat, drehte, der vor einigen Jahren Orkendorf verlassen hatte und jetzt ein reicher Händler in Drôl sein soll, schlug der Mann, der sich als Cet vorgestellt hatte, auf den Tisch. „Ha! Da habe ich doch fast vergessen Euch von Niall zu erzählen. Der wird sicher bald auch ein reicher Händler sein, wie ich gehört habe.“ Ungläubig schüttelte Jast sein Haupt. „Der Tunichtgut? Du hast sicher zuviel vom Schnaps getrunken, Kumpel. Der ist doch dumm wie Stroh. Und damit habe ich schon das Stroh beleidigt.“ Cet nickte mit Kopf. „Jaja, hast ja recht. Aber so wie er erzählt hat er einen Pfeffersack ausgenommen. Bis auf die Bruche – und das kannst Du wörtlich erzählen.“ Jast winkte ab. „Also ein paar Klamotten und vielleicht ein paar Münzen, das wird ihn aber noch lange nicht zum reichen Händler machen, Kumpel.“ Cet lächelte ihn mit seinen Zahnstümpfen an. „Das vielleicht nicht, aber er hat auch ein Stück Pergament, das ein ganzes Schiff wert ist.“

    Hatte Rhys soeben noch in seinen bedenklich leeren Krug geschaut, ruckte nun sein Kopf empor. „Was?“, fragte Jast ungläubig. „Ja, wie ich es sage. Aber der Pfeffersack hat wohl gemeint beim Boltan ein so gute Blatt zu haben, dass er sogar sein Schiff in den Pott geworfen hat.“ Jetzt schaltete sich Rhys ein. „Und wo findet man diesen … Glücklichen?“ Cet, etwas irritiert über diese Frage, deutete mit dem Kopf in Richtung Ausgang. „Das ist der, der gerade geht.“ Rhys drehte sich auf seinem Hocker um und blickte in die angegebene Richtung. Er sah wie ein Mann gerade das Krähennest verließ. Ein Mann, der seinen Mantel und seinen Hut trug. Rhys sprang auf und wollte mit den Worten „Entschuldigt mich, aber ich muss los“ in Richtung Eingang stürmen. Doch Jast hielt ihn am Ärmel fest. „Wieso denn so plötzlich. Wir haben doch noch viel zu erzählen.“ Rhys blickte ihm tief in die Augen. „Es gab kein Boltan-Spiel – nur einen Knüppel aus dem Hinterhalt.“

    Kurz verharrte Jarl, dann zeigte sich ein Lächeln, als er verstand. Er nahm die Hand vom Arm und nickte Rhys zu. „Phex mit Dir.“ Dankbar nickte Rhys dem alten Mann zu, bevor er zur Tür eilte. Er riss sie auf und stürmte hinaus die Straße.